Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
Sie war wieder Elyna, das Mädchen, das er geliebt hatte.
»Deine Augen … Nur sie hatte solche Augen, das eine schwarz, das andere violett …«, stammelte Kairin fassungslos. Dann fuhr seine Hand das Profil ihrer Wange nach, und Adhara kostete die Berührung aus tiefster Seele aus. Dabei hoffte sie inständig, dass etwas in ihr in Bewegung geriet. Aber nichts geschah.
Das braucht seine Zeit , sagte sie sich.
Doch es war nur ein Augenblick. Der Funken Zärtlichkeit,
den sie in Kairins Augen hatte aufglimmen sehen, erlosch abrupt. Sein Blick war eiskalt, und entsetzt wich er zurück, als fürchte er sich vor ihr.
»Wer bist du?«
Adhara versuchte, sich ihm zu nähern. »Ich bin Elyna, erkennst du mich denn nicht?«
Er riss sich aus seiner Erstarrung, und völlig außer sich fuhr er sie an: »Elyna ist tot!«
»Ja, gewiss … das ist eine lange Geschichte. Ich wurde ins Leben zurückgeholt, und…«
Als sie die Hand zu ihm ausstreckte, begann Kairin zu schreien, und kurz darauf erschienen zwei Männer mit gezückten Waffen im Zelteingang. Im Nu hatte sich eine Schar Neugieriger versammelt.
»Ich bin’s wirklich! Ich bin Elyna«, versuchte es Adhara noch einmal. Dann erblickte sie den Dorfältesten. Er würde sie sicher erkennen, so dachte sie, und im Gegensatz zu seinem Sohn auch bereit sein, sie anzuhören.
Doch der Alte riss nur fassungslos die Augen auf und starrte sie entsetzt an.
»Was habt ihr denn? Warum seid ihr so seltsam?«, rief Adhara immer verzweifelter. »Ich bin wirklich Elyna. Das mag euch unglaublich vorkommen, aber ich bin zurückgekehrt. Diese Sekte von Wahnsinnigen, die Erweckten, haben mich ins Leben zurückgeholt, und…«
Der erste Übergriff kam von einer Frau. Sie schleuderte einen Stein, der Adhara am Arm traf. Dann stürzte ein Mann mit einem Stock in der Hand auf sie zu und versuchte, sie zu packen. Sie wehrte sich und trat wie wild um sich, schrie dabei dem Himmel ihre ganze Fassungslosigkeit, ihre ganze Wut entgegen. Aber Kairin
hatte es doch selbst gesagt: Er wäre zu allem bereit, wenn sie nur wieder bei ihm wäre. Wünschte sich nicht jeder, der einen geliebten Menschen verloren hatte, ihn wohlbehalten wiederzusehen?
Da traf sie ein heftiger Schlag auf den Kopf, und Adhara spürte noch, wie sie zu Boden sank und ins Nichts entglitt. Der Traum war geplatzt, noch bevor er begonnen hatte.
10
Schwächen
E ine Attacke von hinten. Sie spürte, wie das Schwert zischend über ihren Kopf hinwegfuhr, und schaffte es gerade noch, sich wegzuducken, so dass nur ein Büschel ihres schneeweißen Haares der Klinge zum Opfer fiel. Sie fuhr herum und stach blindlings zu. Es regnete, und das Wasser lief ihr in Strömen über das Gesicht und in die Augen, während sich Schlamm und Blut um sie herum vermengten. Ihre Stiefel fanden auf dem glitschigen Untergrund keinen Halt mehr, und der Griff ihrer Hand um das Heft des Schwertes wurde unsicher. Aber die Klinge war auf Widerstand gestoßen, und ein warmer Schwall spritzte ihr auf die Brust und rann dann an ihr hinunter, hinab bis zu den Stiefeln. Mit einem dumpfen Schlag sackte der Körper zu Boden.
Dubhe hatte weder Zeit, sich darüber zu freuen, noch zu Atem zu kommen. Eine feindliche Kriegerin hatte sie erspäht und hielt auf sie zu. In den Reihen der Elfen kämpften zahlreiche Frauen. Viele wunderschön, alle todbringend. Zu flink und zu behände waren sie, um ihnen beizukommen.
Die Elfe führte zwei Schwerter und ließ beide mit gleicher Gewandtheit rotieren. Mühsam nahm die Königin Verteidigungsstellung ein, sie fand kaum Halt im Schlamm.
Warum fällt ihr das so leicht? , fragte sie sich, während sie selbst noch um ihr Gleichgewicht rang.
Ein Überschlag, und schon war die feindliche Klinge nur noch einen Hauch von Dubhes Kehle entfernt. Sie riss den Armschützer hoch, wehrte sie ab und versuchte sofort einen Gegenangriff – der ins Leere ging. Da ließ ein brennender Schmerz im Oberschenkel sie zusammenfahren. Sie war getroffen. Der Muskel gab nach, und sie sank auf die Knie. Als sie die Augen zum Himmel hob, erkannte sie zwischen den Bäumen einen Fetzen milchig grauen Himmels. Auch nachts wich das Licht nie ganz, hier im Land des Wassers. Mit undurchschaubarer Miene, das blitzende Schwert erhoben, thronte die Elfenkriegerin über ihr. Um sich herum hörte Dubhe nur noch das sanfte Prasseln des Regens, das sie an ihre Jugendzeit erinnerte, damals, an der Seite ihres Meisters, in einem früheren Leben, und später dann auch
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