Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
mit Learco.
So sieht also mein Ende aus .
Die Elfe kreuzte beide Klingen vor Dubhes Hals und starrte mit hasserfülltem Blick auf sie herab. Ob sie wusste, dass sie im Begriff war, der Königin den Kopf abzuschlagen, der Oberkommandierenden der Vereinten Heere der Aufgetauchten Welt?
Dubhe hielt dem Blick der Elfe stand.
Da erklang ein unterdrücktes Röcheln, und Dubhe sah vor sich eine Klinge gut drei Handbreit aus der Brust
ihrer Feindin herausragen. Es gab einen dumpfen Schlag, als der Körper zu Boden sank. Dubhe hatte ihm gerade noch ausweichen können und blickte jetzt in das Gesicht ihres Adjutanten, Baol mit Namen, ein spindeldürrer Jüngling, der sie auf ihrer Mission begleitete.
»Seid Ihr verwundet?«, fragte er atemlos.
Dubhe nickte, während sie vergeblich aufzustehen versuchte. »Aber halb so wild, es ist nur der Schenkel.«
»Wartet, ich helfe Euch«, sprang Baol ihr bei, indem er ihr die Hand reichte. Sein Griff war fest, ganz anders als ihr eigener. Dubhes Blick fiel auf die runzlige Haut an ihrem Arm, und sie fühlte sich so alt wie noch nie zuvor.
»Hier haben wir unsere Aufgabe erledigt«, fügte der junge Soldat hinzu.
Wozu bin ich überhaupt mitgekommen? 7
Mit Baols Hilfe stemmte sie sich hoch, wankte aber, weil ihr Bein immer wieder nachzugeben drohte.
»Ihr scheint doch schwerer verletzt«, murmelte der junge Krieger.
Dubhe schüttelte den Kopf. »Nein, nein, keine Sorge, das ist doch nur ein Kratzer, aber du musst mir helfen, allein schaffe ich es nicht.«
Um sie herum lagen Leichen – von Menschen und Elfen, in der Luft hing der Geruch von Blut. Da sich die Elfen in ihrer Überheblichkeit häufig dazu hinreißen ließen, die Frontlinie zu überschreiten, um die Lage zu erkunden oder um ihren Feind mit solchen Nadelstichen zu zermürben, hatte Dubhe diesen nächtlichen Angriff auf einen Trupp feindlicher Soldaten, den sie auf eigenem Territorium entdeckt hatten, befohlen.
Während sie jetzt zum Lager zurückhumpelte, zählte
sie die leblosen Körper. Zehn Elfen waren es, und sieben ihrer Männer. War es das wert gewesen?
Eine Mischung aus Wut, Enttäuschung und dem Gefühl, doch unterlegen zu sein, ließ Dubhe nicht zur Ruhe kommen. Nur mühsam gelang es ihr, diese Emotionen zu verbergen, während der Heilpriester neben ihr stand und ihre Wunde versorgte.
Acht Tage zuvor war sie an der Front eingetroffen. Lange hatte sie mit sich gerungen und sich dann dafür entschieden. Sie war zu Kalth ins Zimmer getreten und hatte nur gesagt, dass sie anderntags aufbrechen würde. Er hatte gelächelt.
»Hast du nichts dazu zu sagen?«
»Du weißt doch, was ich denke. Es ist eine gute Entscheidung. Ich werde schon zurechtkommen.«
»Wir müssen in enger Verbindung bleiben. Einmal im Monat werde ich dich aufsuchen, um dir Bericht zu erstatten. Und scheue dich nicht, dich an mich zu wenden, egal, was sein mag. Auch da leistet uns die Magie ja gute Dienste.«
Auf der befestigten Freifläche vor dem Heerespalast saß sie zum Abmarsch bereit auf dem Drachen, der einmal ihrem Gatten gehört hatte, und hatte von ihm Abschied genommen. Kalth blickte ihr so lange nach, bis sie nur noch ein Pünktchen am Horizont war.
Und dann hatte wieder der Kriegsalltag für sie begonnen. Hals über Kopf stürzte sie sich in ihre Aufgabe, gab Befehle, setzte sich gegen Generäle durch, bemühte sich, eine Tatkraft hervorzukehren, die sie nicht mehr besaß, kommandierte gleichzeitig die Späher ihres Geheimdienstes
und die Soldaten im Einsatz. Ohne sich zu schonen, denn sie spürte, dass ihre mutlosen Krieger vor allem eins brauchten: einen Anführer, der bereit war, mit ihnen zusammen sein Leben zu opfern, der an vorderster Front mit ihnen das Schlachtfeld beackerte und nicht vor Blut und Tod zurückschreckte.
Erst da waren ihr die Beschränkungen ihres Körpers ganz deutlich geworden. Solange sie fernab der Front im Palast gelebt und sich nur mit einer Stunde Training am Tag in Form gehalten hatte, konnte sie sich vormachen, immer noch die alte Dubhe zu sein, konnte glauben, unter ihrer faltigen Haut verbärgen sich noch die drahtigen Muskeln früherer Zeiten. Aber das war nicht der Fall. Sie war fast siebzig, und die Jahre forderten ihren Tribut. Auf dem Schlachtfeld ermüdete sie rasch, und da ihre Sinne nicht mehr so wach waren wie einst, war sie auch nicht mehr in der Lage, die Bewegungen des Feindes mit jener Sicherheit im Ansatz zu erkennen, die sie einst ausgezeichnet hatte.
»Bedenkt,
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