Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes
uns sehr beeilen, doch wenn sich deine Hand nicht bessert, bleibt uns nichts anderes übrig, als auch extreme Lösungen in Betracht zu ziehen.«
Adhara biss sich auf die Lippen. Zwar wusste sie nicht, worauf er hinauswollte, doch was er da sagte, ließ nichts Gutes erahnen.
»Es ist nur eine Theorie, aber ich denke, dass das kranke Gewebe das gesunde ansteckt und sich auf diese Weise immer weiter fortfrisst. Ein Prozess, den ich offensichtlich nicht aufhalten konnte.«
»Und was willst du nun damit sagen?«
Adrass beugte sich vor. Seine Augen strahlten Mitleid aus, was Adhara fast verblüfft zur Kenntnis nahm. »Wir müssen die Möglichkeit in Betracht ziehen, die Hand vielleicht abzunehmen.«
Unwillkürlich wich sie zurück und ergriff schützend ihren kranken Arm. »Das ist nicht dein Ernst«, zischte sie.
»Doch, leider … Wenn wir das kranke Gewebe entfernen, gewinnen wir genug Zeit, um eine bessere Behandlung zu finden.«
»Nein. Es muss noch eine andere Lösung geben!«
»Es sieht nicht so aus, Adhara, und wenigstens dieses eine Mal solltest du glauben, was ich dir sage!«
Beide schwiegen wieder, betroffen von der Erregung in ihren Stimmen, die vom Schwarzen Kristall an den Wänden wie Donner widerhallten.
»Ich bitte dich, glaub mir, die Hand ist ohnehin verloren. Du wirst sie nie mehr so wie früher gebrauchen können. Das verstehst du doch, oder?«
Adhara starrte zu Boden. Dass diese Reise ein fast aussichtsloses Unternehmen war und dass sie sich an eine Hoffnung klammerte, die eigentlich keine realistische Grundlage hatte, war ihr von Anfang an klargewesen.
Doch nun begann der Preis, den sie für diesen Silberstreifen zu zahlen hatte, zu hoch zu werden.
»Aber das ist doch meine Hand …«, flüsterte sie.
Obwohl er ihre Verzweiflung verstand, wusste er nicht, was er ihr Tröstliches hätte sagen können. Er erhob sich und streckte die Hand zu ihr aus, um ihr aufzuhelfen. Adhara ergriff sie unsicher mit der linken Hand und meinte dabei fast das Knistern ihrer verdorrten Haut und das Knirschen der Knochen zu hören.
»Nun aber los, sonst bleibt uns wirklich überhaupt keine Hoffnung mehr«, sagte Adrass mit der Andeutung eines Lächelns, das sie nicht erwidern konnte.
Fast einen ganzen Tag brauchten sie für den Weg zu den unteren Abteilungen, den Adhara schon einmal auf der Suche nach einer Behandlung für Adrass zurückgelegt hatte. Es war ihr gar nicht klar, dass sie damals so weit gelaufen war: Offenbar hatte die Sorge, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, ihr Flügel verliehen.
Während des Abstiegs redeten sie kaum ein Wort miteinander. Nach dem dramatischen Gespräch am Morgen schienen beide wieder in ihre Rollen geschlüpft zu sein und verschlossen sich in einem beharrlichen, nachdenklichen Schweigen.
»Bis hierher bist du also gelangt«, sagte Adrass, als die ersten Stalaktiten auftauchten.
»Noch ein wenig tiefer sogar«, antwortete Adhara, während sie lauschte, ob sie schon ein Gluckern hörte. »Bei der Höhle, von der ich dir erzählt habe, war auch eine Art Quelle.«
Adrass blieb stehen, als überlegte er, was nun zu tun sei.
»Ich denke, wir müssten noch einmal einen Blick hineinwerfen.«
»Wieso? Da drinnen ist es gefährlich. Du hast doch gesehen, was mit meinem Bein passiert ist...«
»Das schon … Aber vielleicht können wir dort etwas finden, was uns bei deinem Fall weiterhilft.«
»Ich habe dich noch nie danach gefragt. Aber in welcher Abteilung, glaubst du, finden wir, was wir suchen?«
Adrass errötete. »Eine Bibliothek gleicht einem botanischen Garten«, erklärte er. »Alle Pflanzen sind dort gesammelt, Zierpflanzen und Heilpflanzen, aber eben auch solche, die giftig sind. Manche Bücher sind gefährlich. Eigentlich müsstest du wissen, dass es die Elfen waren, die die Schwarze Magie erfunden haben.«
»Ja, das weiß ich.«
»Dieses ganze verbotene Wissen wird wohl tief unten, im entlegensten und verborgensten Teil der Bibliothek aufgehoben sein. Die Elfen nannten es Okkulte Magie, und danach suche ich.«
»Mit dieser Schwarzen Magie hast du mich doch zum Leben erweckt, nicht wahr?«
Adrass nickte, fast verlegen.
»Und was hoffst du dann in der Abteilung für Heilkunde zu finden?«
»Nun, um Sheireen erschaffen zu können, war es notwendig, die Kenntnisse verschiedenster Spezialgebiete, unter anderem auch der Medizin, miteinander zu kombinieren. Möglicherweise finden wir dort etwas, was direkt deine Hand betrifft.«
Adhara schaute ihn
Weitere Kostenlose Bücher