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Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes

Titel: Die Feuerkämpferin 02 - Tochter des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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mit der Sprache heraus.
    »Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich dir gesagt, du sollst mich zurücklassen«, begann er.
    »Das konnte ich nicht. Schließlich bist du der Einzige, der mich retten kann. Und ich habe deine Hilfe dringend nötig«, antwortete sie, wobei sie ihm ihre schwarz gefleckte Hand zeigte. »Es ist nicht besser geworden. Ganz im Gegenteil.«
    »Und was ist mit Meriph?«
    Adhara zuckte mit den Achseln. »Was soll mit ihm sein? Ich bin eben bei dir geblieben.«
    Adrass legte die Stirn in Falten. »Das hättest du nicht
tun sollen. Dein Überleben ist das Einzige, was zählt. Das habe ich dir doch oft genug erklärt. Aber du setzt dein Leben aufs Spiel, um mich zu retten. Wann willst du endlich begreifen, wie wichtig du für die Aufgetauchte Welt bist? Aber was ist das eigentlich für ein Verband um deine Wade?«
    Adhara errötete. Nun musste sie ihm die ganze Wahrheit erzählen.
    »Bist du verrückt geworden? Wie konntest du nur so ein großes Risiko eingehen?«
    Adhara war gekränkt. »Du bist gut. Ich habe dir gerade das Leben gerettet. Eigentlich müsstest du mir dankbar sein.«
    »Dankbar? Wofür? Du hättest mich hier zurücklassen und deinem Weg folgen müssen!«, schrie Adrass so laut, dass er einen Hustenanfall bekam und ihm die Luft wegblieb.
    Adhara blickte ihn verärgert an. »Soll ich dir mal sagen, wieso ich es nicht getan habe? Weil ich nicht so bin wie du. Obwohl du mich immer nur benutzt hast für deine Zwecke, habe ich nicht die Augen vor deinem Leid verschlossen. Ich habe gesehen, wie schlecht es dir ging, und in deinen Qualen meinen eigenen Schmerz wiedererkannt. Mit anderen Worten, du hast mir leidgetan. Personen sind für mich keine Dinge, die man benutzen und wegwerfen kann, wie es einem gefällt. Niemals!«
    Sie streckte den Arm vor, an dem man das geronnene Blut von dem Schnitt sah, den sie sich selbst zugefügt hatte. »Ich habe dir von meinem Blut gegeben, verstehst du? Und ich würde es wieder tun, verflucht noch mal, ja,
ich würde es wieder tun. Nur seelenlose Objekte gehen schnurstracks ihren Weg und lassen dabei die Schwachen zurück. Wer aber eine Seele hat, fühlt mit anderen mit.«
    Sie schwieg, atmete nur schwer. Plötzlich war es ihr unangenehm, dieses aufrichtige, ungenierte Geständnis, und sogar ihre Tat, die sie fast mit dem Leben bezahlt hätte. Aber es war die Wahrheit. Alles, was sie gesagt hatte, stimmte. Und sie überlegte, dass sie zum ersten Mal seit ihrem Erwachen auf der Wiese etwas getan hatte, das sie als das auszeichnete, was sie tatsächlich war: ein fühlender Mensch. Ihrem Feind das Leben zu retten, war paradoxerweise das Beste, was sie je in ihrem Leben getan hatte.
    Adrass wusste nicht, was er antworten sollte. Ein paarmal machte er den Mund auf, brachte aber nicht das kleinste Wörtchen heraus. Schließlich schlug er die Augen nieder, legte sich hin und drehte sich auf die andere Seite.
    Du hingegen wirst dich niemals ändern , dachte Adhara. Sie griff zu einem Buch und ließ ihn allein.
     
    Ein paar Tage mussten sie noch bleiben. Zwar machte Adrass’ Genesung gute Fortschritte, doch war er immer noch zu schwach, um wieder loszuziehen. Allerdings hatte es Adhara mit dem Aufbruch auch nicht besonders eilig, denn sie fragte sich besorgt, was sie wohl in den untersten Abteilungen der Bibliothek erwarten würde. Die überschwemmte Halle war vielleicht nur eine Kostprobe der Gefahren, die dort auf sie lauerten.
    Zwei Tage lang wechselten sie kein Wort miteinander.
Adhara hockte über ihren Büchern, während Adrass eine Reihe von Schriften studierte, die er gefunden hatte. Sie hatte den Eindruck, dass die Mauer der Feindseligkeit, die immer zwischen ihnen gestanden hatte, nun noch höher geworden war.
    Erst am Abend vor ihrem Aufbruch, als sie zusammen ihre karge Mahlzeit einnahmen, gaben sie ihr Schweigen auf.
    »Du musst mir unbedingt noch die Rezeptur für die Arznei aufschreiben, mit der du mich geheilt hast«, sagte Adrass mit ernster Stimme.
    Adhara blickte ihn abweisend an. »Wozu denn? Die wichtigsten Zutaten habe ich dir doch genannt.«
    »Na hör mal. Wir haben ein Mittel gegen die Seuche entdeckt, und du willst es der Aufgetauchten Welt vorenthalten?«
    Adhara war verblüfft. Sie hätte nicht geglaubt, dass Adrass sich darum Gedanken machen würde. Bislang war er dermaßen von seiner Mission eingenommen gewesen, dass es ihn nicht sonderlich zu interessieren schien, was darum herum vor sich ging.
    »Glaubst du denn, sie wären mir

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