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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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sich, und endlich spürte sie etwas. Wie den Nachhall eines Tones oder den Duft eines Blumenstraußes, der noch im Raum liegt, auch wenn die Blumen längst verwelkt sind. So war es auch hier. Der Ort, den sie suchte, sandte Schwingungen einer schlummernden, noch nicht ganz erloschenen Magie aus.
    Mit geschlossenen Augen, die Hände ausgestreckt und von dieser verschwommenen Wahrnehmung geleitet,
bewegte sich Adhara tiefer in den Nebel hinein. Sie musste nicht lange laufen.
    In ihrem Geist sah sie ihn bereits, so wie Nihal ihn hundert Jahre zuvor gesehen hatte. Einen prächtigen Palast aus reinem Wasser: Die Ornamente waren Strudel, die Zinnen Wasserstrahlen, die Mauern Wasserfälle. Es war das Bild von etwas Fabelhaftem, Vollkommenem, ein Zeichen des Lebens und der Hoffnung inmitten dieser modrigen Ebene des Todes. Zwar sah sie, als sie die Augen wieder öffnete, vor sich weiterhin nichts als Nebel und Sümpfe, doch jetzt wusste sie, dass er vor ihr lag.
    Allerdings musste sie nun eine weitere Prüfung bestehen.
    Mit leicht zitternden Fingern griff sie in ihren Quersack und holte das Fläschchen hervor.
    Umgeben von diesem matten Grau, hatte auch die Flüssigkeit ihre Leuchtkraft eingebüßt und sah fast trüb aus. Sie meinte sogar, rötliche, blutartige Reflexe darin zu erkennen, und erschrak.
    Keine Angst. Meriph hat mir gezeigt, dass ich ihm trauen kann , machte sie sich Mut.
    Die Stille war so vollkommen, dass sich, als sie das Fläschchen öffnete, das Ploppen des Korkens wie ein ohrenbetäubender Knall anhörte. Ohne zu zögern, trank sie alles in einem Zug aus. Fast unerträglich süß schmeckte es. Dann warf sie den Behälter fort und wartete.
    Nichts geschah.
    Ihr Körper gehorchte ihr weiter.
    Es funktioniert nicht. Oder es ist nicht so stark, wie ich gedacht hätte .

    Sie hatte den Gedanken noch nicht beendet, da explodierte etwas in ihrer Brust. Der Schmerz überwältigte sie und zwang sie in die Knie. Die rechte Hand aufs Herz gepresst, riss sie den Mund auf, rang nach Luft und sank zu Boden. Schon nahm der Sumpf sie auf und umschlang sie mit eisigen, glitschigen Armen, denen sie sich nicht entziehen konnte.
    Das geht vorüber. Gleich geht’s mir wieder besser. Das geht vorüber, gleich bin ich beim Heiligtum , versuchte sie sich Mut zu machen.
    Mittlerweile hatte sie die Kontrolle über ihren Körper völlig verloren, sie konnte an nichts mehr denken, und ihr Todeskampf wollte kein Ende nehmen. Sie lag mit aufgerissenen Augen da und starrte zum Himmel, während ihr der Schmerz mehr und mehr die Sinne verwirrte.
    Mit einem letzten Zucken warf sie den Kopf zurück: Es war aus, aus und vorbei, es war alles verloren.
    Ich sterbe. Meriph hat mich betrogen. Es gibt kein Heiligtum .
    Eine unbändige Wut stieg in ihr auf und füllte einen letzten, nicht enden wollenden Augenblick lang ihre Brust. Dann verfinsterte sich der graue Nebel, wurde schwarz, und sie versank im Nichts.

24
Und wieder Salazar
    A mina betrachtete die Berge, deren Umrisse sich am Horizont abzeichneten. Im schwachen Licht des Sonnenuntergangs hätten sie wie stockfinstere, ausgehöhlte Wände ausgesehen, wäre da nicht das Funkeln des Kristalls gewesen, dessen Adern sie durchzogen. Die Reflexe wirkten wie die Lichter vieler kleiner Städte längs der Bergrücken, obwohl an diesen steilen Hängen niemand wohnte.
    Sie erinnerte sich, dass Nihal ein Schwert aus Schwarzem Kristall besessen hatte, und vielleicht stammte das Material ihrer Waffe genau aus diesen Brüchen vor ihr. So ganz genau hatte sie die Geschichte nicht mehr im Kopf, doch ein Großteil des Schwarzen Kristalls der Aufgetauchten Welt wurde dort abgebaut. Sie hätte gerne ein solches Schwert besessen, mit dem sie praktisch unbesiegbar gewesen wäre. Es hätte ihr gefallen, als Heldin die Aufgetauchte Welt im Kampf zu retten und zu wissen, dass es jemanden gab, der sie liebte und nach gewonnener Schlacht auf sie wartete. Doch an Märchen glaubte Amina schon seit einer ganzen Weile
nicht mehr. Trotz allem, was sie erlebt hatte, war sie im Grunde eben nur ein dreizehnjähriges verängstigtes Mädchen, das überstürzt in die Kunst des Tötens und des Spionierens eingeweiht worden war. Eine Schattenkämpferin, die noch nie gekämpft hatte, eine Prinzessin ohne Königreich.
    Zwar erwartete sie keine offene Feldschlacht, in der sich das Schicksal der Aufgetauchten Welt entschied, doch auch in dem, was sie plante, lag etwas Heroisches, etwas, das die Herzen ihres Volkes aufrütteln

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