Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
erwachsene Frau, die wusste, wer sie war und welchen Weg sie gehen wollte.
Wäre ich das nicht, könnte ich nicht hier sein und hätte nie den Mut aufgebracht, meine Entscheidung mit allen Konsequenzen durchzuhalten .
Dennoch verschwand dies alles in dem Augenblick, als sie Amhal auf der Treppe sah. Dieser Mann war ihre Lebensgeschichte, war es immer gewesen, vom ersten Moment an. Ihr ganzes Leben hatte aus nichts anderem bestanden, als Amhal zu begegnen, ihm zu entfliehen, ihn zu verlieren, zu bekämpfen und wiederzufinden. Bedeutete das, eine Sheireen zu sein? War das der Weg, für den sie sich entschieden hatte, um diese Bestimmung zu erfüllen?
Sie beobachtete, wie er die Treppe hinunterrannte, genoss die Bewegungen seiner Gestalt unter dem weiten Umhang, der seinen schlanken Leib abwechselnd verdeckte und enthüllte.
Seinen Beidhänder hielt er fest auf halber Höhe und blieb in der Mitte des Saales stehen.
Hatte er sich verändert? Verriet ihr etwas an seiner Erscheinung, an seinem Auftreten, dass alles zu spät war? Dass sie sich etwas vorgemacht hatte, auf dem weiten Weg, den sie hatte zurücklegen müssen? Sie betrachtete sein Gesicht, das noch spitzer geworden war, seine nervösen Hände, seinen Blick, der wie immer erloschen wirkte und keine Gefühlsregung preisgab.
Das Amulett war nicht zu sehen, wahrscheinlich verbarg er es unter seinem ledernen Brustpanzer. Wollte sie ihn retten, musste sie ihn zu Boden zwingen, ihn
dort festhalten und sich dann an dem Talisman zu schaffen machen.
Amhal blickte sie an, doch Adhara hatte den Eindruck, dass er sie nicht erkannte.
»Ich will nicht gegen dich kämpfen«, rief sie mit zitternder Stimme. »Gib auf. Ich kann dir helfen. Ich weiß, wie ich das Amulett entfernen und dich wieder zu dem Mann machen kann, der du einmal warst.«
Aus leeren Augen starrte Amhal sie an. »Ich bin der Marvash, und du die Sheireen. Zwischen uns beiden kann es nur eine Verbindung geben: Krieg.«
Adhara schluckte. »Aber zwischen uns beiden gab es noch etwas anderes, etwas Bedeutendes, Großes, und ich weiß, dass auch du dich daran erinnerst.«
Reglos stand Amhal da und schwieg. Doch in seinem Blick schien etwas zu schimmern, ein ferner Lichtschein, der gedämpfte Widerhall einer Erinnerung.
Adhara erkannte es, und eine schwache Hoffnung regte sich in ihr. »Gib auf und lass zu, dass ich dir helfe«, rief sie, wobei sie das Schwert sinken ließ.
Rasend schnell kam sein Angriff, ein Ausfallschritt, und seine Klinge schnellte vor, doch Adhara blockierte sie.
»So wie ich jetzt bin, wollte ich immer sein: ohne Gefühle, ohne Empfindungen, unempfindlich gegenüber Schmerz und Freude, nicht mehr und nicht weniger als eine bloße Waffe«, flüsterte Amhal. Sie spürte den zarten Hauch seines Atems auf dem Nacken, so unerträglich nahe waren sie sich. »Ich will nicht gerettet werden.«
Adhara schloss die Augen, versuchte die inneren
Kräfte zu sammeln, die sie jetzt brauchte. Sie löste sich von ihm, sprang zurück, und nahm ihr Schwert fester in die Hand. »So lässt du mir also keine andere Wahl«, rief sie betrübt. Sie nahm Kampfstellung ein – und war bereit.
31
Sans Lohn
R eglos stand San vor dem König.
Kryss keuchte heftig, vielleicht aus Wut, vielleicht auch weil sich ein neuer Anfall ankündigte. »Ich habe dich gefragt, ob du bereit bist?«, zischte er.
»Nein, ich werde auf keinen Fall tun, was du verlangst.«
Mit äußerster Ruhe sprach San diese Worte. Es war die Ruhe des Todgeweihten, der weiß, dass er jede Grenze überschritten hat.
Kryss’ Pupillen weiteten sich vor Zorn. »Was hast du gesagt?«
»Seit Jahren folge ich dir wie ein treuer Hund, der jedem Befehl gehorcht. Aber eingebracht hat mir meine Selbstverleugnung bisher nicht mehr als einen bloßen Schatten.«
»Du kennst unsere Abmachung«, erwiderte der König mit blutunterlaufenen Augen.
»Ja, und ich habe mich auch daran gehalten. Nur durch mich bist du so weit gekommen. Ich habe dir auf den Thron verholfen, nur durch mich hast du siegen
können. Aber was habe ich dafür bekommen? Eine kurze Begegnung mit einem Toten.«
»Ruf deinen Gefährten herbei und tu, was ich dir befehle!«, rief der König aus.
»Ich will Ido. Auf der Stelle!«, schrie San plötzlich außer sich.
Kryss biss die Zähne zusammen. Die Beherrschung fiel ihm schwer.
Du besitzt keinerlei Macht über mich , dachte San. Du bist todkrank und wirst bald sterben. Wie willst du mich da zu etwas zwingen?
»Morgen wirst du ihn
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