Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
erreichen den Tempel und stellen fest, dass sich nur Adhara als Geweihte dieses Gottes dort aufhalten kann, während Adrass alle Lebenskräfte entzogen werden. Doch davon lässt er sich nicht abschrecken. Denn mittlerweile empfindet er für Adhara wie für eine eigene Tochter. So beschließt er, sie trotz der Gefahr hineinzubegleiten, auch wenn es ihn das Leben kosten sollte.
Der Ritus gelingt, und Adhara kann den völlig erschöpften Adrass aus dem Tempel hinaus und in Sicherheit bringen. Doch dort lauert die nächste Gefahr: Amhal überfällt sie und hätte Adhara sicher getötet, wenn Adrass sich nicht schützend vor sie geworfen hätte. Er stirbt und opfert sich, um das Leben des Mädchens zu retten.
Adhara ist außer sich. Gerade hat sie so etwas wie einen Vater gefunden und muss nun miterleben, wie er vor ihren Augen getötet wird. Ein blutiger Zweikampf entbrennt. Beide, Adhara und Amhal, setzen alles ein, was ihnen an magischen Kräften gegeben ist, und so kommt es, dass schließlich das Portal in Scherben fällt und sie beide an einen unwirklichen Ort geschleudert werden. Adhara scheint im Vorteil zu sein und kann Amhal entwaffnen: Der Moment der Rache ist nahe, doch da hält sie plötzlich inne und führt den Stoß nicht aus, der Amhal getötet hätte. Sie wird sich nicht fügen, sie wird nicht tun, was Theana, das Schicksal und die Götter von ihr erwarten. Sie wird ihn nicht töten, den Marvash, den Mann, den sie liebt. Sie lässt das Schwert sinken und entfernt sich: Vielleicht gibt es noch einen anderen, einen eigenen Weg, die Sheireen zu sein.
Prolog
D er Tempel in Neu-Enawar quoll von Leuten über. Aber auch auf dem Vorplatz wartete noch eine riesige Menge und hoffte, bald hineinzugelangen. Um das Schlimmste zu verhüten, waren Soldaten herbeigerufen worden. Eine Tragödie hatte es nämlich bereits gegeben, in einem anderen Tempel am Fuße der Sherset-Berge. Die Priester, die dort in dem kleinen Gotteshaus, kaum größer als eine Holzhütte, ihren Dienst versahen, waren jung und unerfahren gewesen. Die Älteren hatte die Seuche innerhalb kurzer Zeit hinweggerafft. Aus den verseuchten Gebieten im weiten Umkreis waren die Leute gekommen, hatten kräftezehrende, oft tagelange Anmärsche hinter sich, die die Schwächsten nicht überlebt hatten. Am Ende des Tages hatte man zwanzig Todesopfer gezählt: Greise, Frauen und auch ein Kind, die von der Menge totgetreten worden waren. Augenzeugen berichteten später, andere seien, von der Menge getrieben, über die Leichen hinweggetrampelt und hätten alle Hemmungen abgelegt, um an diesen Trank zu gelangen, der tatsächlich zu heilen schien, der über Leben und Tod entschied.
Daher hatte Theana für heute beschlossen, nach einer strengen Ordnung vorzugehen. Die Menge war ein von bestialischen Trieben beherrschtes Ungeheuer und musste wie ein wildes Tier gezähmt
werden. Nicht nur Soldaten wurden aufgeboten, die dafür sorgten, dass sich eine solche Katastrophe wie vor einer Woche nicht wiederholte, sondern auch fahrende Priester eingesetzt, die den Trank zu den Unterkünften brachten, wo Kranke in Quarantäne lagen. Theana hatte bereits damit begonnen, solche Priester, die die ganze Aufgetauchte Welt bereisen sollten, auf ihre Aufgabe vorzubereiten. Bis dahin aber sollte der Heiltrank nur noch in dem Tempel verabreicht werden, dem sie selbst vorstand, dem größten Tempel der Aufgetauchten Welt, dem Thenaar-Tempel in Neu-Enawar.
Die entsprechenden Ankündigungen waren drei Tage zuvor in einem eng abgesteckten Bereich angeschlagen worden, aber Theana hatte geahnt, dass dennoch mehr Leute kommen würden, als man eigentlich erwartet hätte.
Bereits in den Abendstunden hatten sich die ersten Schlangen wartender Pilger gebildet. Dabei war es wieder zu Handgreiflichkeiten gekommen, doch hatten die Soldaten die Lage ohne großes Aufsehen rasch beruhigen können. Bei Tagesanbruch hatte es zu regnen begonnen, ohne dass deswegen aber irgendjemand seinen Platz aufgegeben hätte. Vor dem Altar, im Dunkel des Tempelraumes, wurde ein Konzert aus Klagelauten und Stöhnen angestimmt, das sich vor einem tiefen Rauschen im Hintergrund, den schweren Atemzügen Tausender von Menschen, erhob. Angehörige schleppten Todkranke vor den Altar. Andere verschieden an Ort und Stelle, bevor die Austeilung überhaupt begonnen hatte. Die Gesichter unter den typischen Schnabelmasken verborgen, bewegten sich die sogenannten Barmherzigen zwischen den Säulen. Dürstenden spendeten sie
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