Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Amhal im Bann eines solchen Amuletts?«, fragte Adhara mit zitternder Stimme. Die Antwort schien unendlich lange auf sich warten zu lassen.
Ja.
Adhara schloss die Augen, und ihre Gedanken rasten. »Aber vielleicht ist es noch nicht zu spät. Vielleicht hat das Amulett noch nicht von seinem Herzen Besitz ergriffen. Vielleicht …« Sie brach ab, unfähig weiterzureden.
Er ist der Marvash, Adhara. Das ist eine Tatsache, die nichts mit dem Amulett zu tun hat. Dieses dient lediglich dazu, seine zerstörerischen Kräfte in eine Richtung zu lenken, so dass sich Kryss ihrer bedienen kann. Doch das Böse ist ganz tief in seinem Herzen verwurzelt. Bei ihm wirkt das Amulett auch auf eine andere Weise: Es befreit ihn von allen moralischen Bedenken, von allen Gefühlen, so dass er, egal, was er tut, immer mit sich selbst völlig im Reinen ist .
»Du kennst ihn nicht.«
Du musst herausfinden, was in deinem Schicksal geschrieben steht. Vielleicht wollen die Götter, dass du ihn rettest, vielleicht aber auch nicht.
»Ich weiß aber, dass ich ihn retten muss. Das ist das Einzige, was ich auf dieser Welt wirklich sicher weiß.«
Adhara spürte wieder Lhyrs trauriges Lächeln.
Dann wünsche ich dir, dass es dir gelingen möge.
Adhara holte tief Luft. »Danke«, murmelte sie.
Ihre Finger umklammerten den Dolch, ihr Arm holte zum Stoß aus. Sie schloss die Augen, und vor dem Schwarz der Lider sah sie Lhyr, wie sie einst gewesen war, jung und schön, eine im Schatten gesprossene und gewachsene, aber dennoch keineswegs farblose Blüte. Ihre Augen strahlten, während ein Lächeln ihre Lippen umspielte, das voller Hoffnung war, Hoffnung für eine Zukunft, die sie selbst nicht mehr erleben würde.
Da stieß Adhara einen Schrei aus und versenkte die Klinge. Lhyrs Körper zuckte nur einmal, ein klein wenig öffnete sich ihr Mund weiter. Dann sank sie zurück, während das Amulett auf ihrer Brust verglomm.
Einige Augenblicke pulsierte das rote Licht noch, dann rutschte der tote Körper zu Boden, langsam, wie ein leerer Sack, der in sich zusammenfällt, und das Amulett erlosch.
Niemand hatte mitbekommen, was geschehen war. Doch mit einem Mal fühlten sich die Kranken in ihren Betten merklich besser. Das Atmen fiel ihnen leichter, und der Himmel wirkte weniger bleiern, so als habe jemand eine schwere Glocke gelüftet. Die Luft war
durchtränkt von frischeren Düften, und alles schien von neuer Hoffnung erfüllt.
Auch Shyra, die an die Wand gelehnt in dem Vorraum saß, benommen durch das Gift und vor Fieber glühend, merkte wie ein Licht ihren Dämmerzustand erhellte.
»Bist du das?«, murmelte sie.
Ja.
Ihr Herz machte einen Sprung, als sie diese Stimme hörte. »Verzeih mir …«, rief sie, während ihr Tränen in die Augen traten.
Es gibt nichts, was ich dir verzeihen müsste. Denn es gab nichts, was du anderes hättest tun können.
»Doch. Ich hätte versuchen müssen, dich zu retten, ich hätte dich verstecken müssen, sobald mir klarwurde, was Kryss mit dir plante.«
Kryss ist ein Mann, der sich nicht so leicht aufhalten lässt, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat. Nein, du hättest nichts gegen ihn ausrichten können. Aber ich bin froh, dass zumindest du dich retten konntest. Nun sind wir tatsächlich eins, Shyra.
»Das waren wir doch immer.«
Lhyr lächelte. Sie war so schön wie immer, und so unbeschwert, wie sie es schon lange nicht mehr gewesen war. Doch ihre Umrisse begannen langsam zu verschwimmen.
»Verlass mich nicht«, rief Shyra und streckte die Hände zu der Vision aus.
Ich bin bei dir und werde immer bei dir sein. Deswegen musst du am Leben bleiben .
»Ohne dich kann ich nicht sein.«
Und ich nicht ohne dich. Deswegen darfst du dich nicht der
Verzweiflung ergeben, auch wenn es noch so schwerfällt. Du wirst leben, Shyra, für uns beide wirst du leben, denn wenn du lebst, werde auch ich nicht gestorben sein.
Ihre Finger streiften sich, und Shyra genoss diese kurze Berührung. Dann wurde alles hell, ein grelles, unbarmherziges Licht erfasste Lhyr und löste ihr Bild auf.
12
Der letzte Einsatz
O hne Hast, mit großer Sorgfalt machte Dubhe sich fertig. Auf dem Tisch, an dem sonst die Lagebesprechungen mit den Generälen abgehalten wurden, lagen geordnet alle Waffen, die sie brauchte: die Wurfmesser, ein Blasrohr mit Giftpfeilen, eine Würgeschnur, drei Dolche. Perfekt poliert, funkelten sie im Kerzenschein.
Langsam, mit schmerzenden Gliedern, kleidete sie sich an. Nun hatte sie ständig
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