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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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einen Stock in Griffweite, und nur wenn sie unter der Wirkung des Verjüngungstranks stand, konnte sie noch kämpfen. Andernfalls lenkte sie den Schlachtverlauf hinter den kämpfenden Reihen und erteilte von dort aus Befehle, stets beschützt von ihrem Adjutanten, der mittlerweile wie ein Schatten für sie war.
    Die Messer steckte sie an den breiten Ledergurt, den sie quer über der Brust trug. Das Blasrohr wurde am Gürtel befestigt und ebenso der Beutel, in dem sie die Giftgeschosse mitführte. Dann hängte sie die Würgeschnüre an und verteilte die Dolche: einer kam in
den Stiefel, die anderen beiden links und rechts an die Seiten. In den langsamen, ruhigen Bewegungen, mit denen sie all das ausführte, lag eine fast sakrale Feierlichkeit, so als zelebriere sie einen religiösen Ritus. Zum letzten Mal. Es war das Ende eines Weges, dessen Anfänge so weit zurücklagen, dass sie sich kaum noch daran erinnerte. Doch der Kreis schloss sich, und alles endete wieder genau dort, wo es einst begonnen hatte. Als junges Mädchen hatte sie ihrem Meister nachgeeifert, um eine gute Auftragsmörderin zu werden, während sie dann ihr ganzes Leben damit beschäftigt war, ungeschehen zu machen oder zu verdrängen, was sie einmal gewesen war. Und nun konzentrierte sich wieder alles auf diese früher einmal wichtigen Dinge: auf die zeremoniellen Vorbereitungen und auf die Waffen, auf Klinge, Schnur und Bambusrohr. Anfang und Ende waren identisch, und dadurch wurde all das ausgelöscht, was sich dazwischen ereignet hatte. Oder fast. Wären da nicht die Trauer und die Verletzungen gewesen, die Liebe zu anderen Menschen, Neor und Learco, Amina und Kalth, das ganze feine, feste Netz persönlicher Beziehungen, das sie in all den Jahren gesponnen hatte, hätte sie glauben können, dass alles wieder genauso wie in ihrer Jugend war. Sennar hatte Recht gehabt: Das Leben verläuft in Spiralen, bis zuletzt macht man sich vor, es sei alles anders geworden, und kehrt dann doch wieder zum Ausgangspunkt zurück.
    Der Tisch war nun leergeräumt und Dubhe fertig zum Aufbruch. Alle Waffen waren an ihrem Platz. Nur eine letzte Sache blieb noch zu tun. Das Fläschchen
stand vor ihr, darin nur noch wenige Tropfen dieser bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
    Dubhe zögerte. Noch hatte sie die Wahl. Noch konnte sie alles so belassen, wie es war, konnte geduldig abwarten, dass ihr Leben seinen natürlichen Verlauf nahm, dass die Jahre und ihr Alter den Körper langsam auszehrten und sie dem Tod näher brachten. Oder sie konnte die Flasche mit dem Elixier leeren und damit einen entschlossenen, schicksalhaften Schritt auf ihr Grab hin tun. Abwarten oder handeln?
    Sie nahm die Ampulle und leerte sie in einem Zug.
    Schon spürte sie, wie sich ihre Haut straffte, ihre Muskeln zuckten, ihr Körper aufblühte. Wieder einmal. Zum letzten Mal.
     
    Es war eine Woche zuvor gewesen, als ein Elf aufgetaucht war und gebeten hatte, mit den höchsten Befehlshabern der Armee der Aufgetauchten Welt zu sprechen, denn was er zu berichten habe, sei von größter Wichtigkeit. Er war kaum dem Jungenalter entwachsen, und sein Blick war voller Reue und Angst.
    »Wie ich höre, wolltest du mit mir reden?«, eröffnete Dubhe das Gespräch. »Hab keine Angst, ich höre dir zu.«
    Der Elf trug eine Uniform. »Ich bin kein Verräter«, begann er. »Und ich habe auch keine Angst, weder vor dir noch vor dem Tod.«
    »Du musst dich nicht rechtfertigen. Nicht vor mir.«
    »Doch, das muss ich.« Er schien aufgeregt und schwitzte. »Er ist mein König. Das habe ich nicht vergessen. Er hat viel für uns Elfen getan, die Leute lieben
ihn. Auch ich liebte ihn. Doch nichts, wirklich gar nichts, ist dieses Opfer wert.«
    »Genug der langen Vorrede. Sag schon, was du mir zu sagen hast.«
    Dubhe empfand einen seltsamen Widerwillen gegenüber diesem Elf. Denn sie fragte sich, wie viele solcher Soldaten wie er sich in ihren eigenen Reihen verbargen, wie viele bartlose Burschen wohl bereit wären, sie selbst so zu verkaufen, wie dieser hier es mit seinem König tat.
    »Alle Kameraden, die sich mit mir zur Armee gemeldet haben, sind gefallen. Meine Familie zu Hause leidet Hunger, und ich weiß, dass nur dieser verdammte Krieg daran schuld ist. Verstehst du?«
    Dubhe packte ihn am Kragen und zog ihn zu sich heran.
    »Jetzt komm endlich zur Sache! Ich hab verstanden, du hast Angst vor dem Krieg und gleichzeitig Angst, ein Verräter zu werden. Aber du musst dich entscheiden, auf welcher Seite du stehen

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