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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gewöhnen und erkannten daher im ersten Moment noch nicht das Geschöpf, das in diesem Loch gefangen war. Doch als sich die Umrisse langsam abzeichneten, hatte Adhara Mühe, die sich aus dem roten Licht herausschälende Gestalt mit ihren Traumerinnerungen in Einklang zu bringen. Sie hatte ein junges schönes Mädchen mit einem faltenlosen Gesicht und sanften Augen erwartet.
    Was sie fand, war schwer zu beschreiben. Eine Art verwelkte Blüte, ein Geschöpf, das von einer verheerenden
Krankheit, die es innerlich zerfraß, befallen war. Starr vor Entsetzen stand Adhara da, während ihr die Frau immer deutlicher vor Augen trat.
    Bekleidet war sie mit dem Gewand der Priesterinnen des Phenor-Tempels. Aber es war zerfetzt und befleckt mit dem Blut, das immer noch dickflüssig und dunkel aus dem Amulett sickerte. Unter diesem zu groß gewordenen Gewand erahnte man einen abgemagerten Körper, dessen Arme wie am Kreuz seitlich ausgestreckt waren. Die Knochen ließen sich einzeln zählen, von den Schlüsselbeinen, die aus den spitzen Schultern hervorstachen, über das Brustbein mit den schlaffen Brüsten darüber, die der Ausschnitt ihres Gewandes kaum verbarg, bis zu den Armen, die so dürr waren, dass man davor zurückschrak.
    Die Haut war mit schwarzen Flecken übersät und hier und da zu eitrigen Wunden aufgerissen.
    Verzweifelt bemühte sich Adhara, in den Gesichtszügen dieser Frau etwas von dem Mädchen aus ihren Träumen zu erkennen, doch es war kaum möglich: Die Wangenknochen durchstachen fast die Haut, die so papieren und schwärzlich wie die einer Mumie war. Der Mund war zu einer Art stummem Schrei aufgerissen, und ein milchiger Schleim lief aus den Mundwinkeln. Ihre Zähne waren fast alle faul und standen weit aus dem blutenden Zahnfleisch hervor. Und auf ihrem Schädel war nicht ein einziges Haar verblieben.
    Das kann sie nicht sein. Das darf sie nicht sein! , dachte Adhara und drehte sich schon weg, um davonzulaufen, zu fliehen aus diesem Alptraum und sich wieder auf die
Suche nach der echten Lhyr zu machen. Doch eine Stimme ließ sie erstarren.
    Ich bin es.
    Sie hörte die Worte nur in ihrem Kopf, denn der Körper, der vor ihr lag, blieb stumm.
    Es war die Stimme aus dem Traum. Lhyrs Stimme.
    »Das ist eine Sinnestäuschung.«
    Nein, das ist es nicht .
    »Das Mädchen, das ich gesehen habe, ist wunderschön, jung und …«
    Das hat Kryss mir angetan. Das ist die Wirkung des Zaubers, den ich aufrechterhalten muss .
    Adhara konnte die Augen nicht von der Frau abwenden, und dabei wurde ihr bewusst, dass sie die Wahrheit sprach. Denn an ihrem geschundenen Fleisch erkannte sie die Folgen von Kryss’ Tun wieder, genau das, was auch Amhal ins Verderben geführt hatte.
    »Schuld ist das Amulett, nicht wahr?«, fragte sie, als sie wieder sprechen konnte.
    Ja, das Amulett versklavt mich. Kryss hängte es mir um, nachdem er mich aus dem Tempel hatte entführen lassen. Seit damals gehorcht mir mein Körper nicht mehr, und mein Wille ist gebrochen. Lange Monate lag ich hier, bewusstlos, während ich dennoch Tag und Nacht das Siegel aufrechterhielt, das den Tod so vieler Menschen in deiner Welt verursacht hat .
    »Deine Schwester ist hier. Sie hat geschworen, Kryss zu bekämpfen und zu vernichten.«
    Ich weiß. Immerhin dies haben meine Leiden und die Not deines Volkes bewirkt.
    Der Schatten einer traurigen Befriedigung huschte über Lhyrs Gesicht.

    »Aber wenn dir doch das Amulett, wie du sagst, den freien Willen genommen hat, wie konntest du mich dann finden und zu dir führen?«
    Das ist dein Verdienst.
    Die Miene der Frau vor ihr verzog sich nicht, doch Adhara nahm wahr, dass sie lächelte.
    Du bist die Geweihte, du bist die Sheireen, und seit du nach Mherar Thar gekommen bist, kann ich deine Anwesenheit spüren. Mir ist, als komme mein Geist langsam wieder zu Bewusstsein. Ich begann, nach dir zu rufen, dich um Hilfe anzuflehen, weil ich wusste, dass die Götter dich nicht ohne Grund in unsere Welt geführt haben. Es ist ein Wunder, Adhara. Dass du jetzt hier bist, ist ein Wunder .
    Das Mädchen schwieg.
    Ich weiß, was du denkst , fuhr Lhyr fort . Aber allem, was geschieht, liegt ein Plan zugrunde, ein Plan, der deine Schritte lenkt, die Schritte aller Wesen .
    »Wenn das so ist, wo liegt dann unsere Freiheit?«
    Darin, sich für oder gegen dieses Schicksal zu entscheiden .
    »Das ist mir nicht genug. Es gibt Dinge, die man einfach nicht geschehen lassen kann.«
    Wir können alles geschehen lassen, wir können alles

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