Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
hinnehmen, eben weil wir wissen, dass unser Umherirren, unser Leiden, nicht sinnlos ist.
»Ich weiß nicht … Aber wir haben jetzt keine Zeit für solche Betrachtungen. Sag mir lieber, was ich tun soll.«
Dich dem Unvermeidlichen fügen .
Adhara überwand erneut ihre Scheu, kam näher und kniete neben diesem gepeinigten Wesen nieder. Allerdings konnte sie diese klare junge Stimme, die sie hörte,
nicht mit dem Körper dort zusammenbringen. Man hätte ihn bereits für eine Leiche gehalten, wäre da nicht dieses leise zischende Röcheln gewesen, das sie, je näher sie kam, immer deutlicher hörte. Die Brust der Frau hob und senkte sich leicht im Rhythmus des ersterbenden Atems.
Adhara betrachtete das Amulett. Es lag auf Lhyrs Brust, über dem Gewand, schien aber doch mit der Haut verwachsen. Denn der Stoff darum herum war zerrissen, und von dem Objekt selbst schienen feine Tentakel auszugehen, die sich ins Fleisch gebohrt hatten.
Adhara fuhr leicht mit der Hand darüber und spürte eine bösartige Aura, die sie fast betäubte. Sie widerstand dem Drang, die Finger zurückzuziehen und das Weite zu suchen, stattdessen nahm sie das Amulett in die Hand und wollte es an sich ziehen. Sogleich gab Lhyr ein dumpfes, röchelndes Winseln von sich und bäumte sich ein wenig auf. Gleichzeitig strömte wieder Blut aus dem Medaillon und tränkte den schon besudelten Stoff.
Das Amulett ist bereits mit mir verwachsen. Als Kryss es mir damals umhängte, nahm ich sogleich seine Kräfte wahr, glaubte aber nicht, dass sie so gewaltig sein würden. Anfangs schienen sie nur mein Bewusstsein zu trüben und dafür zu sorgen, dass ich das Siegel aufrechterhalten konnte. Dann, nach und nach, kaum wahrnehmbar, bohrte es sich in meine Brust, und seine Auswüchse verhakten sich immer tiefer in meinem Fleisch und vergifteten mein Herz. Mittlerweile ist es ein Teil von mir .
»Wieder so ein Amulett! Weil es dir deinen Willen nimmt, kannst du nicht entfliehen und noch nicht einmal aufhören, das Siegel aufrechtzuerhalten.«
Ja, so ist es.
»Dann muss ich also einen Weg finden, es dir aus der Brust zu reißen, um dich zu retten.«
Du bist aber nicht hier, um mich zu retten.
Adhara bedachte Lhyr mit einem ungläubigen Blick. Ihr antwortete nur das milchige Weiß zweier blinder Augen.
»Tagelang hast du immer wieder nach mir gerufen, hast mich unglaublich weite Strecken zurücklegen lassen, damit ich deine Schwester finde … Wozu das alles, wenn nicht, um dich zu retten?«
Um all dem Grauen ein Ende zu machen. Du bist hier, um die Aufgetauchte Welt zu retten und um Kryss aufzuhalten .
»Das kann ich nur, wenn ich dich rette. Und dazu muss ich dir dieses verfluchte Ding aus der Brust entfernen.«
Das Amulett ist mit metallenen Auswüchsen besetzt, die sich rings um mein Herz im Fleisch verhakt haben. Reißt du es heraus, sterbe ich .
»Aber es muss doch eine Möglichkeit geben … Du hast doch selbst gesagt, dass ein höherer Plan existiert, ein Schicksal für jeden von uns … Was hat das alles für einen Sinn, wenn ich dich nicht retten kann?«
Schau mich an. Schau mich ganz genau an .
Adhara war gezwungen, den Blick über die Umrisse des gepeinigten Leibes wandern zu lassen.
Das ist nicht mehr der Körper einer Lebenden. Lass dich von meiner Stimme nicht täuschen. Meine Seele ist hier gefangen, ich gehöre nicht mehr zu dieser Welt. Was ich tun musste, habe ich getan, mein irdischer Lebensweg ist zu Ende, aber meine Schwester konnte ich retten. Jetzt wünsche ich mir nur noch, frei
zu sein und rückgängig zu machen, was durch mich angerichtet wurde .
»Nein, sag das nicht. Shyra wartet auf dich. Ohne dich wird sie diesen Ort niemals verlassen, sie braucht dich!«
Vielleicht. Aber bald wird ihr klarwerden, dass auch ohne mich in dieser Welt noch viele Aufgaben auf sie warten .
»Du willst dich aufgeben. Aber das lasse ich nicht zu!«
Adhara schloss die Finger um das Amulett, unterdrückte das entsetzliche Gefühl eisiger Kälte, das ihr den Arm hinaufkroch, und zog wieder. Sofort begann Lhyr zu wimmern, während ihr Körper von Zuckungen erfasst wurde. Sie litt entsetzlich. Adhara spürte es am eigenen Leib und ließ los. Stöhnend lag Lhyr vor ihr.
Für mich kommt jede Hilfe zu spät. Nur eins kann ich noch tun: Es hat seinen Grund, dass Kryss mich hier unten eingekerkert und nicht umgebracht hat, nachdem ich das Siegel geschaffen hatte. Und zwar kann dieses Siegel nur von dem Magier aufrechterhalten werden, der es
Weitere Kostenlose Bücher