Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
meinen Sohn zu rächen.«
Die Augen des Elfen funkelten voller Niedertracht. »So weit treibt dich also dein Hass«, sagte er, fast belustigt.
»Das Lachen wird dir noch vergehen!«, rief Dubhe. Sie vergaß jede Vorsicht, warf sich wieder mit aller Kraft, die ihr noch blieb, auf Kryss und kämpfte mit einer Leidenschaft, die ihre körperlichen Reserven weit
überstieg. In einer Bewegung zog sie ein Messer und schleuderte es auf Kryss. Der wich aus, während sie mit der Rechten schon nach dem zweiten Dolch griff. Sie zog ihn und setzte zum Stoß an. Wieder sprang Kryss zur Seite, doch dieses Mal nicht schnell genug, die Klinge streifte seine Hüfte und riss ihm die Haut auf.
»Die Klinge ist vergiftet«, rief Dubhe triumphierend.
»Ach, tatsächlich?«, erwiderte er nur höhnisch. Und holte aus. Dubhe sah den Schlag kommen, und in ihrem Geist blitzte genau die Bewegung auf, die sie hätte ausführen müssen, um sich zu retten. Doch ihr Körper gehorchte ihr nicht. Ein Knie gab nach, und diese kurze Verzögerung genügte, um alles zu verlieren. Sie spürte, wie die Klinge tief in ihre Seite eindrang, und wunderte sich, dass es nicht schmerzte. Vielleicht ein Zeichen, dass wirklich alles aus war. Viele Male war sie schon verwundet worden, doch nun war alles anders. Als sie fiel, spürte sie noch nicht einmal das Wasser, in das sie eintauchte. Sie sah nur den trüben grauen Himmel über sich, und zwischen die rauschenden Baumkronen schob sich Kryss’ Gesicht. Langsam quoll ihr das Blut aus der Seite.
Die Klinge ist vergiftet. Er wird sterben. Einen langsamen, qualvollen Tod. Er ist verloren.
Ihr Atmen war nur noch ein Röcheln, die Luft konnte ihre Lunge nicht mehr blähen. Sie war am Ende.
»Du hast mutig gekämpft«, sagte Kryss. »Aber du hast verloren.«
Er hob die Lanze, und Dubhe schloss die Augen.
Er wird sterben , sagte sie sich, doch mit einem Mal hatte das keine Bedeutung mehr. In diesem endlos langen
Augenblick zählte nur noch, dass es überstanden war, dass sie jetzt für immer Ruhe finden würde, dass sie dorthin gelangte, wohin ihr die Liebsten vorausgegangen waren, egal, ob es nun das Jenseits war, an das sie nie geglaubt hatte, oder das Nichts. Sie würde so sein wie die Menschen, die sie im Leben geliebt hatte, wie Learco, wie Neor.
Kryss ließ die Lanze niederfahren, ein kraftvoller, in gewisser Weise gnädiger Stoß.
Dubhe lächelte.
13
Jenseits des Portals
A dhara betastete den Fußboden, bis sie gegen das Amulett stieß, steckte es in ihren Quersack und blieb dann noch einen Moment vor dem am Boden liegenden Körper stehen. Sie streckte noch einmal den Arm aus und ergriff die Hand des Geschöpfs. Kalt und knöchern fühlte sie sich an.
Wäre sie gläubig gewesen, hätte sie für Lhyr zu ihrem Gott gebetet, doch die Worte, die sie sprach, waren nicht weniger heilig: »Danke. Die Aufgetauchte Welt wird dich nie vergessen.«
Endlich verließ sie den winzigen Raum, und entzündete dazu nur kurz ein magisches Feuer. Sie wollte keine Kräfte verschwenden, denn die würde sie noch brauchen, um wieder aus diesem Labyrinth herauszufinden.
Als sie wieder bei Shyra war, saß die Elfe immer noch so da, wie sie diese zurückgelassen hatte. Ihr Gesicht war mit feinen Schweißperlen überzogen.
»Wie fühlst du dich?«, fragte Adhara und beugte sich über sie.
Shyra schien sie nicht gehört zu haben. Sie murmelte irgendetwas vor sich hin, und erst als Adhara genauer lauschte, verstand sie, dass es der Name der Zwillingsschwester war. Es versetzte ihr einen schmerzhaften Stich. Es würde nicht leicht sein, ihr alles zu erklären.
»Komm, wir müssen hier weg«, sagte sie und verdrängte den Kloß, den sie im Hals verspürte. Sie hob Shyra auf und lud sie sich auf die Schultern. Dabei wurde ihr wieder klar, dass ihr die Eisenhand zwar im Kampf von großem Nutzen war, sie aber in den meisten anderen Situationen eher behinderte.
Jetzt mussten sie so schnell wie möglich diesen Ort verlassen. Mochten Khara und Thjsh die Aufmerksamkeit der Wachen ganz auf sich gezogen haben, Lhyrs Tod würde nicht lange unbemerkt bleiben.
Sie ging in die Knie und schloss die Augen. Den Flugzauber hatte sie noch nie ausprobiert, doch wie er gelang, gehörte zu den Kenntnissen, die Adrass ihr eingepflanzt hatte. Jetzt, im Moment der Not, kam er ihr plötzlich in den Sinn, so wie sie es ähnlich schon öfter erlebt hatte. Sie würde enorm viele magische Energien dazu aufbringen müssen, aber sie war sich nicht
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