Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
über ihr in der Luft. Die magischen Botschaften waren unterwegs, und die Worte, die Theana niedergeschrieben hatte, würden sofort den Raum überbrücken, der sie von der Freundin trennte. Sie überflogen das Große Land, überquerten die Grenze, schwebten vielleicht auch über feindliche Gebiete und erreichten die Front und dahinter das Lager, in dem sich, wie Theana zu wissen glaubte, Dubhe aufhielt.
Ein kompaktes Rauchwölkchen verdichtete sich vor dem Zelt der Königin. Doch es war niemand da, der diesen Rauch wieder in Worte verwandeln konnte, niemand, der die verzweifelten Worte wieder zu Papier brachte, die die Hohepriesterin geschrieben hatte. Denn das Lager war in heller Aufregung: Baol hatte gerade gemeldet, dass die Pritsche der Königin leer sei.
Der letzte Obelisk wurde an diesem Morgen errichtet, an dem Theana ihre Botschaften gesendet hatte. Es war ein Ort mit nur wenigen Hütten, inmitten der weiten Steppe. Unweit davon grenzte das Land des Windes an das Land des Wassers. Kryss’ Soldaten hatten sich lange gefragt, ob es sich lohnte, für solch ein abgelegenes Nest auch nur ein Elfenleben zu opfern. Es war eines der Geheimnisse dieses endlosen Krieges. Doch wer Kryss folgte, hatte keine Fragen zu stellen, der vertraute ihm blind und gehorchte jedem Befehl. Und so hatten einige ihr Blut vergossen, um diesen
letzten Flecken einzunehmen. Obwohl eine strategische Bedeutung kaum zu erkennen war, hatten ihn im Gegenzug auch die Menschen der Aufgetauchten Welt aufopferungsvoll verteidigt und, aus Angst vor dem völligen Verlust des Landes des Windes, noch einmal alles gegeben. Erst das Eingreifen des Königs persönlich hatte das Schlachtgeschick zugunsten der Elfen gewendet.
Zuvor hatte Kryss schon eine Weile nicht mehr an vorderster Front gekämpft. Sein Eintreffen war daher wie ein Segen empfunden worden: Allein seine Gegenwart reichte, um die Moral der Truppe aufzurichten. Denn sein Anblick erinnerte die Elfen daran, wofür sie kämpften, und mit ihrem König an der Spitze fühlten sie sich unverwundbar. Seine selbstbewussten eleganten Bewegungen ließen sie wieder daran glauben, dass kein Ziel unerreichbar für ihn war und dass dieses blutige Abenteuer, an dem sie zu zweifeln begonnen hatten, nur mit einem triumphalen Sieg für die Elfen enden konnte. Zwei Tage dauerte es, dann war der Widerstand des kleinen Ortes gebrochen, dessen Namen noch niemand gehört und der zuvor wochenlangen Angriffen getrotzt hatte.
Es gab ein großes Fest, in dessen Verlauf Kryss, umringt von betrunkenen Soldaten und wie immer mit San an seiner Seite, allen verkündete: »Morgen wird mit einer Zeremonie der letzte Obelisk aufgestellt. Es sind alle eingeladen.«
In feierlicher Atmosphäre fand die Errichtung statt. Zwei Soldaten hoben eine Grube aus, in die der metallene Obelisk gesetzt wurde. Er war nur wenige Ellen
hoch, schmal und hohl, so dass ein Mann ihn herbeitragen konnte. Ein Priester sprach das Weihegebet. Keiner wusste, was genau dahintersteckte, aber alle spürten tief im Herzen, dass sich hier etwas Großes vollzog. Es lag eine besondere Schwingung in der Luft, das Gefühl, dass das, was auch immer hier geschah, nicht mehr rückgängig zu machen sein würde. Sie hätten nicht sagen können, worum es sich handelte, doch ließ es ihre Herzen beben. Vor allem aber war es Kryss’ Blick, der sie erregte. Er saß auf einem einfachen Hocker und trug seine übliche Rüstung. Wäre da nicht die vornehme Haltung und seine übernatürliche Schönheit gewesen, hätte man ihn für einen beliebigen Soldaten halten können. Doch während er zusah, wie der im schwachen Licht dieses trüben Tages schimmernde Obelisk aufgestellt wurde, funkelte in seinen Augen ein Feuer, das sie erschaudern ließ. Der ein oder andere schwor später sogar, er habe in seinen Augenwinkeln Tränen glänzen sehen, und alle begriffen, egal, was hier geschah, es würde ihr Leben für immer verändern.
Als die Zeremonie beendet war, erhob sich Kryss, stand reglos da und betrachtete noch einige Augenblicke den kleinen Obelisken auf dem Dorfplatz. Dann wandte er sich ab und strebte mit entschlossenen Schritten und gewohnt eiskalter Miene auf sein Zelt zu.
San wartete bei den ersten Häusern auf ihn. Amhal erinnerte sich noch gut an diesen Ort. Er lag auf dem Weg, den er mit Adhara auf ihrer gemeinsamen Reise ins Land des Wassers genommen hatte. Unendlich weit weg, wie ein verblasster Traum kamen ihm diese Tage
vor. Allerdings gehörten sie
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