Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
satt«, sagte Kryss beherrscht mit tiefer Stimme.
Vielleicht war es gerade diese gelassene Art, die San ärgerte. Er sprang auf und warf dabei den Stuhl um, auf dem er gesessen hatte. »Ich, ich habe es satt!«, rief er, und das so laut, dass eine Wache mit vorgestreckter Lanze ins Zelt stürmte.
Kryss hob die Hand. »Es ist schon gut. Geh auf deinen Posten«, schickte er ihn wieder fort.
Unentschlossen blieb der Mann noch einen Moment im Eingang stehen und zog sich dann zurück.
»So ein Wutausbruch passt gar nicht zu dir«, sagte der König.
Mit glühendem Blick starrte San ihn an. »Deinen Sieg verdankst du nur mir. Ich war dir ein mehr als treuer Diener. Aber von meinem Lohn kann ich immer noch nichts erkennen. Sobald ich dich darauf anspreche, bekomme ich nur vage Versprechungen zu hören.«
»Glaubst du wirklich, dass die Arbeit bereits getan ist? Nein, San, das ist erst der Anfang. Was du morgen hier im Land des Windes tust, sollst du dann auch in der ganzen Aufgetauchten Welt weiterführen. Danach wirst du deinen verdienten Lohn erhalten.«
»Ich bin es leid, Kryss. Wer garantiert mir, dass ich, wenn dein Volk die Aufgetauchte Welt wieder in Besitz genommen hat, auch etwas bekomme? Wer garantiert mir, dass du dein Versprechen hältst? Ich brauche eine Garantie, sonst kannst du nicht mehr auf mich zählen.«
Bei diesen Worten wich das Lächeln aus Kryss’ Gesicht.
»Einverstanden«, sagte er dann, »du tust, was du zu tun hast, und erhältst dafür von mir einen Beweis meiner Aufrichtigkeit, der alle deine Zweifel mit einem Schlag ausräumen wird.«
San starrte ihn an. Er schien plötzlich ein anderer geworden zu sein. Anstelle des kaltblütigen, arroganten Kriegers, als der er sich immer gab, stand nun ein leicht bebendes, fast gerührtes Geschöpf vor dem König. Eine Weile blickte er Kryss an, ohne die richtigen Worte zu finden. »Heute Abend«, sagte er dann mit gedämpfter, unsicherer Stimme. »Heute Abend will ich ihn sehen.«
»So einfach ist das nicht! Der Magier, der diesen Zauber beherrscht, steht mir hier nicht zur Verfügung. Aber ich werde ihn kommen lassen.«
Kryss griff zu einem Glöckchen und läutete. Die Wache, die vorhin hereingestürmt war, steckte wieder den Kopf ins Zelt.
»Hoheit befehlen?«
»Schickt einen Boten zu Zenthrar aus. Ich will ihn so schnell wie möglich hier sehen.«
Die Wache nickte und verschwand wieder.
»Siehst du?«, sagte Kryss mit triumphierender Miene.
San blickte ihn dankbar an. »Warum?«, sagte er dann. »Warum erst jetzt und nicht schon früher?«
»Weil ich der König bin, San. Weil ich nicht verpflichtet bin, dir irgendetwas zu beweisen. Weil nur ich darüber entscheide, wann und ob etwas zu geschehen hat. Weil du nie vergessen darfst, dass du mein Werkzeug bist, und sonst nichts. Es ist mein Wille, meine Entscheidung, und meine Entscheidungen darfst du nicht infrage stellen, sondern kannst darauf vertrauen,
dass sie richtig sind. Erinnere dich daran, wie wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Erinnere dich, wie verzweifelt du warst. Das steckt noch in dir, so wärest du immer , würde ich dir nicht helfen. Vergiss das nie. Nur ich kann dir geben, wonach du schon dein ganzes Leben lang suchst.«
San fletschte die Zähne, erwiderte aber nichts. Weil es stimmte, weil es nichts gab, das er nicht getan hätte, um das zu erhalten, wonach er verlangte, weil es keine Niederträchtigkeit gab, zu der er sich für dieses Ziel nicht herabgelassen hätte. Deswegen konnte er auch nichts anderes tun, als vor dem Elfenkönig das Haupt zu senken und weiterhin alle Etappen dieses blutigen Weges gemeinsam mit ihm zurückzulegen.
15
Der Tag, an dem es geschah
N ur ein Schritt war es bis zum Ufer des Saars. Ein wenig Angst stieg in Adhara bei seinem Anblick hoch. Der Strom war so grenzenlos weit, wie ein Meer, dem die Wellen fehlten, eine endlose, scheinbar reglose Fläche, die sich bis zum Horizont erstreckte. Doch jenseits davon warteten die Aufgetauchte Welt und ihre Mission auf sie.
Amhal. Sie musste ihn unbedingt finden, bevor das Amulett ganz Besitz von ihm ergriffen hatte, so wie es bei Lhyr geschehen war. Die erste Etappe ihrer Reise würde sie nach Salazar führen. In der Hauptstadt des Landes, in dem Kryss seine Expansion begonnen hatte, war es am wahrscheinlichsten, Amhal zu finden, um ihn vor einem schrecklichen Schicksal zu bewahren.
Zuvor aber musste sie den Saar überwinden. Eine Überfahrt mit einem Boot wäre in diesen tückischen
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