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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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tatsächlich beiwohnten. Das, was er im Begriff war zu vollbringen, würde mit goldenen Lettern in den Geschichtsannalen aufgezeichnet werden.
    San und Amhal standen vor dem behelfsmäßigen Podium, das Kryss bestiegen hatte. Sie waren bereit. Ein
Wink genügte. Ein Gefühl der Macht überkam ihn, und einen Augenblick lang war ihm schwindelig.
    »Eines Tages wird man euch glücklich schätzen«, fing er an. »Unsere Kinder und Kindeskinder, all jene, die uns in den Jahrhunderten nachfolgen werden, werden voller Neid auf euch zurückblicken: Denn ihr seid dabei gewesen, als die Geschichte neu geschrieben wurde. Heute erleben wir den Anfang vom Ende dieses Gesindels, das uns vor mehr als tausend Jahren aus unserer Heimat vertrieben hat. Heute holen wir uns zurück, was uns einst gehörte. Ab heute kann diese Welt wieder mit vollem Recht Erak Maar genannt werden. Ein Traum ist wahr geworden. Unser Exil hat ein Ende.«
    Bewegt hielt er inne und ließ den Blick über die Elfen schweifen, die ihm mit ekstatischen Mienen lauschten. Dann, ganz langsam, so feierlich, wie man einen Ritus zelebriert, hob er die Hand, wandte San und Amhal den Blick zu, und gab den Befehl.
    Die beiden Marvashs breiteten die Arme aus. Vollkommen synchron beteten sie eine Litanei, in einer Sprache, die noch nie jemand gehört hatte. Obwohl es Elfisch war, dessen Laute und Tonfall sie beherrschten, waren die bedrohlich klingenden Worte, die sie zischten, völlig unverständlich. Der Himmel verfinsterte sich, das Licht in der Ebene schwand, die Temperatur fiel. Die Kinder begannen zu weinen, während San und Amhal ungerührt weitersprachen. Kryss schloss die Augen.
    Die Hände der Marvashs erstrahlten, während dunkelblaue Blitze aus ihren Fingerspitzen hervorschossen.
In der Luft baute sich eine ungeheure Spannung auf, und Kryss genoss den Augenblick der Ruhe vor dem Sturm, diese Stille, die gleich zerrissen würde.
    Das Gebet wurde lauter, schwoll an zu einem unangenehmen Schreien, einem dissonanten Gesang. Einige hielten sich die Ohren zu, und die Luft vibrierte. Das Gesicht zum Himmel gerichtet, lächelte Kryss.
    Schließlich brüllten die Marvashs das letzte Wort im Chor, und aus ihren Händen schlugen gewaltige Blitze, die die Luft zerrissen und gen Himmel rasten. Zuckend schossen sie in die Höhe, zerteilten sich dann und fielen in alle Richtungen auf die Erde zurück. Jeder einzelne dieser unzähligen Blitze wurde von einem Katalysator angezogen und aufgenommen. Ein dumpfes, unerträgliches Vibrieren erfasste die Erde und rüttelte an ihr. Kryss breitete die Hände aus und vergoss Freudentränen, während sich sein wahnwitziges Lachen zum Himmel erhob.
     
    Man mochte glauben, große Ereignisse müssten sich vorher in irgendeiner Weise ankündigen, die Welt, wenn sich etwas veränderte oder verschwand, diesen Verlust betrauern.
    Vielleicht durchlief ein dumpfes Vibrieren die Erde oder ein Donner grollte in der Ferne. Doch mehr war es nicht. Zunächst einmal. Über allem lag eine unschuldige Stille, die Arglosigkeit einer Welt, die nicht ahnte, was sie im nächsten Augenblick erwartete. Denn der Himmel weinte nicht, wenn jemand starb, die Sonne folgte weiter ihrer Bahn, auch wenn der Krieg ganze Ortschaften hinwegfegte.

    So spürte auch Adhara zunächst nur ein leichtes Rauschen in den Ohren. Doch plötzlich schien sich die ganze Welt um sich selbst zu drehen. Die Feuerkämpferin wurde zu Boden gerissen und lag schwer atmend auf dem Pflaster.
    Die Passanten, die gerade noch hin und her geströmt waren, erstarrten, die Körper verzerrt, wie von einem unsagbaren Schmerz durchdrungen. Einige stürzten wie Adhara zu Boden und kauerten sich zusammen. Andere sanken gegen Wände oder Mauern, hatten die Augen weit aufgerissen und die Hände auf die Ohren gepresst. Eine unnatürliche Stille legte sich über die ganze Stadt. Die aufgerissenen Münder blieben stumm, doch Adhara wusste nicht, ob sie selbst ihr Gehör verloren oder ob das, was auch immer hier geschah, jeden Laut geschluckt hatte.
    Einen Moment lang rührte sich nichts mehr. Der Wind schien vor den Zinnen Salazars zu verharren, Männer, Frauen, Alte, Kinder, alle waren erstarrt in diesem unsagbaren Schmerz und schienen auf etwas zu warten, das sie von ihrem Leid erlösen würde.
    Dann zerriss ein Donner die Stille.
    Die Körper lösten sich auf, so als beständen sie aus Sand. Gesichter fielen ein, Glieder schrumpften, Farben verblassten, Umrisse schmolzen, Züge verloren sich. Adharas

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