Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
feiern haben wir uns verdient, doch bald stehen weitere Eroberungen an.«
Die Turmstadt Salazar hallte von Gesängen, Gelächter und Tanzmusik wider. Kinder spielten Fangen in den Fluren, Soldaten plünderten die Läden, Familien nahmen die Häuser in Besitz. Die Zivilisten, die sich dazu entschlossen hatten, dem Heer in die Aufgetauchte Welt zu folgen, und deshalb den Krieg von Beginn an miterlebt hatten, erhielten nun endlich ihren ersehnten Lohn. Kryss, der sich zwischen ihnen bewegte, kam sich vor wie im Traum. Seit seiner Kindheit, als er zum ersten Mal von Erak Maar gehört hatte und der Sehnsucht, einmal dorthin zurückzukehren, hatte er sich diesen Tag immer wieder ausgemalt.
Nun war dieser Traum endlich wahr geworden.
Kryss hatte Salazar als Erster betreten. Dieser immense Turm schien ihm wie geschaffen, um von dort aus sein neues Reich zu regieren. Er hatte die Schwelle
überschritten, eine Weile seinen Blick durch das Labyrinth der Gänge schweifen lassen und sich dann wieder zu seinen Soldaten mit ihrem Anhang umgedreht und erklärt: »Die Stadt gehört euch. Kommt herein und erfüllt sie mit neuem Leben.«
Und nun betrachtete er sie, glücklich, freudetrunken, berauscht vom Sieg, wie sie sich die Habe der früheren Eroberer aneigneten, wie sie wieder Besitz von dem nahmen, was ihnen rechtmäßig zustand. Und wo er vorüberkam, verneigte man sich und blickte voller Dankbarkeit zu ihm auf. Eine Greisin trat zu ihm, warf sich zu seinen Füßen nieder und küsste seine Stiefel.
»Habt Dank, Herr, habt Dank«, stammelte sie. »Die Armut hatte mir mein Haus genommen, und ihr habt es mir zurückgegeben. Danke!«
Gerührt streichelte Kryss ihr über das runzlige Gesicht. Wohin er auch kam, auf seinem Weg von Stockwerk zu Stockwerk, überall spielten sich die gleichen Szenen ab. Kindergeschrei, feiernde Elfen. Nach so vielen Jahrhunderten war der Traum endlich Wirklichkeit geworden. Bis in alle Ewigkeit würde man seiner gedenken. Alles, was vorher war, und auch das, was die Zukunft bringen würde, verblasste neben dem, was ihm hier gelungen war.
Er war wie im Rausch.
Alle Ebenen durchquerte er und bemerkte dabei, dass dieser immense Turm fast zu groß für seine Elfenschar war. Und das Gleiche galt eigentlich für das ganze Land des Windes. Alle Elfen Mherar Thars würden nicht ausreichen, um all die Dörfer und Städte zu besiedeln, die er einige Tage zuvor auf einen Schlag entvölkert hatte.
Aber das war gut so. Sie würden sich vermehren und dieses Land ganz neu bevölkern.
Bis hinauf zur Spitze der Turmstadt stieg er. Der Blick von der Aussichtsterrasse nahm ihm den Atem. Eine endlose windgepeitschte Steppe breitete sich bis zum Horizont vor ihm aus. Nur im Süden blieb der Blick am Grün eines großen Waldgebietes hängen. Er wusste nicht, wie dieser Wald auf Elfisch hieß. So lange war sein Volk diesen Gebieten fern gewesen, dass so manches in keinen Erzählungen mehr vorkam. Aber das war nicht schlimm. Für all diese Orte würden sie neue Namen finden und sie damit voll und ganz zu elfischen machen.
»Jirsch!«, rief er.
Ein Soldat stieß die Falltür auf, die zur Terrasse hinaufführte. »Hoheit befehlen?«
»Ich denke, dies hier ist der passende Ort für unseren Gast.«
»Soll ich ihn bringen lassen?«
»Ja, so schnell wie möglich.«
Nach dem Überfall auf ihren König waren die Elfen für kurze Zeit in Panik geraten. Der Heilpriester war ans Flussufer geeilt und hatte sich um Kryss’ Wunde gekümmert.
Dubhes Leichnam lag noch im Wasser am Ufer, wo die Strömung des Baches sanft über ihn hinwegschwappte. Soldaten umringten ihn, mancher trat noch auf ihn ein, einer ließ sich dazu hinreißen, ihn mit der Lanze zu durchbohren.
Kryss hatte alle fortgeschickt und dann lange die
Leiche seiner Feindin betrachtet. Im Tod zeigte sie wieder ihr wahres Alter. Vor ihm lag nicht mehr die schlanke, junge Kämpferin, die ihn angegriffen hatte, sondern eine alte Frau. Dennoch war diesem Körper weiterhin eine besondere Schönheit eigen, eine Faszination, die ihn anzog. Immer noch strahlte er die Kraft und die Erhabenheit des Geistes aus, der in ihm gelebt hatte.
Und so erteilte Kryss dem Priester den Auftrag. »Ich will, dass du den Leichnam präparierst, damit er nicht verwest.«
»Aber Hoheit, er war dem Spott eurer Soldaten ausgesetzt, und zudem ist es doch nur eine Leiche.«
»Es ist der Körper meiner mächtigsten Feindin, eine Trophäe, und als solche möchte ich sie auch erhalten
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