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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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seltsamen Artefakte waren krumm und schief und gaben ein groteskes Bild ab.
    Einen Obelisken versuchte sie zu berühren, musste aber sofort die Hand zurückziehen. Ein starker Energiestrom schoss ihr durch die Fingerspitzen in den Arm, verteilte sich dann und durchfloss schmerzhaft den ganzen Körper. Da verstand sie.
    Nur ein Wesen gab es, das eine solche Zerstörung anrichten konnte.

    Der Marvash.
    Sie witterte ihn, spürte seine Niedertracht. Das alles musste sein Werk sein, und damit auch das von Kryss.
    Es war noch nicht lange her, dass sie Amhal das letzte Mal gesehen hatte. Verwirrt, wie von Sinnen war er ihr vorgekommen, aber nicht völlig verloren. Konnte er das tatsächlich angerichtet haben? Konnte er so weit gegangen sein? War er wirklich in der Lage gewesen, ohne Gewissensbisse ein ganzes Volk auszurotten? Nein, das konnte sie sich einfach nicht vorstellen.
    Da ist bestimmt Sans Werk. Er war kaltblütig genug, Learco umzubringen, den Mann, der ihm vor langer Zeit als kleinem Jungen das Leben gerettet und ihn später wie einen Helden empfangen und bei sich aufgenommen hatte .
    Benommen irrte sie umher, unfähig, sich damit abzufinden, dass sie die einzige Überlebende einer Katastrophe sein sollte, deren Hintergründe sie nicht verstand, das letzte lebende Geschöpf in einem Land, dessen hervorstechendstes Merkmal einst das friedliche Zusammenleben unterschiedlichster Rassen und Völker gewesen war. Warum sie und andere nicht? Warum nur sie allein? Warum hatte dieser Wind sie als Einzige nicht hinweggefegt? Lag das wieder an ihrer verdammten Bestimmung? An diesem Namen, den sie wie einen Fluch mit sich herumtrug, an der Tatsache, dass sie die Sheireen war?
    Sie hatte sich eine Lichtung gesucht, wo sie die Nacht verbringen wollte. Da hörte sie plötzlich etwas. Ein Brüllen, kein Zweifel.
    Als undeutlichen Punkt am grauen Himmel nahm sie
ihn zunächst nur wahr und beobachtete, wie er näher kam. Ein Drache, das war ein Drache!
    Ihr Herz machte einen Sprung. Sie war nicht allein, es waren noch andere am Leben geblieben, und wenn es sich um einen Drachen handelte, so mussten es Freunde sein!
    Sie war kaum noch zu halten. So grauenhaft war die Einsamkeit gewesen, so trostlos das Gefühl, der letzte Mensch auf Erden zu sein, dass sie es nicht erwarten konnte, mit anderen ihre Furcht, ihre Verzweiflung zu teilen.
    Sie riss die Arme hoch und schrie: »Hier bin ich! Hier bin ich!«
    Doch plötzlich kamen ihr Zweifel.
    Die fliegende Kreatur war jetzt über ihr, schwebte in weiten Kreisen herunter und landete ein paar Ellen von ihr entfernt.
    Das war kein Drache. Ihm fehlten die Vorderklauen, der Körper war schlanker und länger, und das Schwarz seiner Schuppen ging am Unterleib in ein dunkles Braun über. Ein Lindwurm.
    Das Wesen, das ihn ritt, schwang sich aus dem Sattel, und als es das Visier hob, kamen violette Augen und weibliche Gesichtszüge zum Vorschein. »Ihr solltet doch alle tot sein«, zischte sie in Elfensprache.
    Die Feuerkämpferin zitterte. Aber jetzt durfte sie nicht zögern, sofort war ihr Körper zum Kampf bereit. Blitzschnell griff sie zum Dolch, und schon raste sie auf die Elfe zu. Doch die ließ sich nicht überrumpeln und reckte die Lanze zu einem wuchtigen, aber vorhersehbaren Stoß. Mit der metallenen Hand bekam
Adhara den Schaft zu packen, zog beide, die Elfe und die Lanze, zu sich heran und stieß zu. Sie traf die Feindin am Hals, genau an der richtigen Stelle, dem winzigen freien Dreieck zwischen der oberen Kante ihres Brustpanzers und den Riemen, mit denen ihr Helm befestigt war.
    Röchelnd sank die Elfe zu Boden.
    Adhara entfernte sich von dem Lindwurm und pfiff Jamila herbei. Sie blickte sich um. Ihre Zweifel waren ausgeräumt: Kryss hatte diese Katastrophe ersonnen und durch die Marvashs herbeiführen lassen.
    Die Zeit der Unsicherheit und der Angst, die Zeit des Zauderns war vorüber. Die Stunde der Entscheidung war gekommen, sie musste sich rüsten und den Kampf ausfechten, bis zum letzten Atemzug. Es war der Moment zu zeigen, wer sie wirklich war: die Sheireen.
     
    Um den großen steinernen Tisch im Ratssaal von Neu-Enawar waren keine Generäle und Regenten mehr versammelt, keine Magier und Priester, sondern nur Menschen mit verschreckten Gesichtern, die im schwachen Licht der Fackeln nur noch fahler aussahen. Obwohl erst dreizehn, wirkte Kalth plötzlich wie ein alter Mann. In seinem Gesicht erkannte man Züge seines Vaters, dem er Tag für Tag ähnlicher wurde, aber auch

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