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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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dieses Augenblicks verpassen, wusste er doch, dass er nicht lange dauern würde.
    Aus der Dunkelheit schälte sich sein gedrungener Körper heraus, die zu unzähligen Zöpfchen geflochtenen Haare, sein Bart, noch nicht einmal die Pfeife fehlte. Er sah genauso aus wie an dem Tag, als er gestorben war. Anstelle des linken Auges wies sein Gesicht nur eine lange weißliche Narbe auf.
    Seit fünfzig Jahren dachte San ständig an ihn, rief sich immer wieder jede Einzelheit seines Gesichtes in Erinnerung, seine Stimme, seine Haltung, in panischer Sorge, all das könnte einmal verblassen. Dass er nicht mehr an seiner Seite war, zerriss ihm seit fünfzig Jahren
Tag für Tag schmerzhaft die Brust, und dieses Gefühl hatte sich mit der Zeit nicht etwa abgeschwächt, sondern war nur noch unerträglicher geworden. Bis er irgendwann verstanden hatte, dass er einfach nicht ohne ihn leben konnte, dass er etwas unternehmen musste, damit er zu ihm zurückkehrte.
    San streckte die Hand aus, doch Ido rührte sich nicht. Undeutlich flimmerte seine Gestalt in der Luft, seine Züge blieben ohne Ausdruck.
    »Verzeih mir, Ido!«, schrie San aus voller Kehle. »Verzeih mir!«
    Die Gesichtszüge des Gnomen schienen kaum merklich zu zittern. »San?«, murmelte er. Seine gedämpfte Stimme schien aus unermesslichen Fernen zu kommen.
    »Ja, Ido, ja!«, rief San und beugte sich vor.
    Doch da war das Bild des Gnomen schon wieder verschwunden, die Finsternis löste sich auf, und das dämmrige Licht in dem Folterkeller kam San so grell vor, dass es ihm in den Augen schmerzte.
    »Nein, verdammt, nein! Nur noch einen kurzen Moment!« Das Gesicht in den Händen verborgen, ließ San sich zu Boden fallen und begann wie ein kleiner Junge haltlos zu schluchzen. »Ich wollte nicht, dass du stirbst … Ich wollte dich nicht töten«, heulte er in einem fort.
    Kryss beobachtete ihn mit einem triumphierenden Lächeln. »Du hast bekommen, was du verlangt hast. Wirst du nun tun, was du mir versprochen hast? Wirst du treu zu mir stehen?«
    San heulte immer weiter und fuhr in seinem schaurigen Singsang fort.

    »Antworte mir«, herrschte der Elfenkönig ihn an und beugte sich zu ihm hinab. Die Hände immer noch vor dem Gesicht, nickte San.
    Da wandte Kryss sich ab, und mit ihm der Magier, während San, in Tränen aufgelöst, allein in dem Raum zurückblieb.

17
Die Rückkehr der Sheireen
    A dhara fand Jamila dort vor, wo sie den Drachen zurückgelassen hatte, und durchquerte dann auf dessen Rücken ein trostlos verlassenes Land. Zunächst hatte sie noch geglaubt, in eine Parallelwelt eingetreten zu sein, so wie vorher, als das Portal explodiert war. Alles hätte sie geglaubt, nur nicht, dass sich urplötzlich, ohne Grund, alle Einwohner Salazars in Luft aufgelöst haben könnten.
    Sie zog Richtung Osten, vorbei an den Ausläufern des Bannwalds, und verbrachte die erste Nacht auf einem Bauernhof, den sie nicht weit von Salazar entfernt fand. In den schlicht, aber gemütlich eingerichteten Zimmern lag der Geruch eines wohnlichen Heims. Der Tisch war für eine bescheidene Mahlzeit gedeckt, auf der Tischdecke fünf Teller und Löffel, während auf dem Herd ein großer Topf stand, mit einer angebrannten Speise darin, die an den Rändern eine dicke schwärzliche Kruste gebildet hatte.
    Eben noch hatten sich hier Menschen aufgehalten. Ganz deutlich nahm Adhara ihren Geruch, ihre Gegenwart
wahr. Was war mit ihnen geschehen? Die Szenen, die sie in der Turmstadt gesehen hatte, kehrten ihr lebhaft und unerträglich ins Gedächtnis zurück. Sie spürte wieder diesen letzten Windhauch, der alles Leben hinweggefegt und keinerlei Spuren dieser Menschen zurückgelassen hatte, von denen sie gerade noch umgeben gewesen war.
    Erschöpft ließ sie sich auf einen der Stühle fallen und nahm den Kopf zwischen die Hände. Kalt fühlten sich die Metallfinger an, die an ihrer linken Schläfe lagen, und sie begann zu schluchzen, brach in ein verzweifeltes, untröstliches Weinen aus, vor einer unbefleckten Tischdecke und sauberen Tonbechern, die kein Mund je wieder berühren würde.
     
    So streifte sie weiter durch das Nichts, suchte nach Spuren, die ihr hätten helfen können, das Unbegreifbare zu verstehen. In allen Dörfern, durch die sie kam, stieß sie auf das gleiche beunruhigende Objekt: einen metallenen schwärzlichen Obelisken in der Nähe jeder menschlichen Ansiedlung. Alle sahen aus, als habe ein gewaltiges Feuer das Metall eingeschwärzt, ja sogar geschmolzen. Einige dieser

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