Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
ließ den Kopf zur Seite sinken und lag im Gras, die Arme schlaff neben dem Körper, die Beine kraftlos ausgestreckt. Die Augen fielen ihr zu, und kurz darauf umfing völlige Finsternis ihren Geist und führte sie fort.
Da erkannte sie plötzlich etwas in der Dunkelheit ihres Schlafes. Es war weißlich und unscharf, wie ein Flämmchen, das im Wind flackerte.
Und ihr war, als vernehme sie eine Stimme. Ganz leise und so schwach, dass sie im eigenen Echo unterging. Und was sie verkündete, waren unverständliche Worte einer Sprache, die niemand mehr sprach.
Schon bei den ersten Lauten nahm Adhara darin einen großen Kummer, eine abgrundtiefe Verzweiflung wahr. Einen Schmerz, den sie am eigenen Leib spürte, so als wäre es ihr eigener.
Wirklich verstehen konnte sie die Worte nicht und hätte auch nicht sagen können, woher sie kamen und wer sie sprach. Aber offenkundig erzählten sie von Leid und von Tod. Von Ketten, die sich um ihre Handgelenke legten, von einer undurchdringlichen Finsternis, die ihr das Augenlicht nahm, von etwas, das sich schlängelnd zwischen ihren Brüsten bewegte, sich wie ein Stachel schmerzhaft ins Fleisch bohrte und immer tiefer eindrang, bis es ihr Herz erreichte.
Schnell … schnell … schnell!
Adhara schlug die Augen auf, musste sie jedoch sofort wieder schließen. Das Licht war zu grell. Sie schüttelte
den Kopf und hatte dabei das Gefühl, als sei er mit Steinen beschwert. Alles tat ihr weh. Die Sonne wärmte ihre Haut. Als sie sich mit der Handfläche über die Stirn strich, spürte sie, dass sie mit Schweiß überzogen war.
Eine seltsame Anspannung hatte sie ergriffen, die von dem Traum herrührte, der ihr noch deutlich vor Augen stand. Ihr war, als wollte ihr jemand eine Botschaft zukommen lassen, deren Sinn sie aber nicht verstanden hatte.
Wieder öffnete sie die Augen und versuchte, in dem gleißenden Lichtchaos bekannte Formen auszumachen. Und tatsächlich schälten sich langsam immer mehr Umrisse heraus. Sie erkannte die Stelle wieder, wo sie in der Nacht die Besinnung verloren hatte, die Äste, Blätter und Blüten mit ihren absonderlichen Formen. Doch nun erstrahlte alles in einer ungeheuren Farbenpracht. Die Blüten blendeten sie mit ihren grellroten und violetten Kelchen, das Laub an den Bäumen mit seinem schrillen Grün. Und die Düfte berauschten sie.
Adhara ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Jetzt bei Licht würde es ihr hoffentlich leichter fallen, sich zu orientieren. Allerdings hatte sie immer noch das Gefühl, in einem Alptraum gelandet zu sein. Zwar befand sie sich zweifellos in einem Wald, doch keine der Pflanzen um sie herum gehörte zu der Welt, aus der sie kam. Das dichte Unterholz war ein Geflecht aus Hecken und Büschen, die sie noch nie gesehen hatte. Ebenso wenig die Bäume mit den himmelhohen Stämmen, die mit Kränzen aus spitzen, nadelförmigen Blättern besetzt waren. Sie entdeckte Pflanzen, die in
mächtige rote, fleischige Wucherungen ausliefen, andere, die nur aus fächerförmigen Blättern mit messerscharfen Kanten bestanden.
Noch einmal betastete Adhara die Stirn. Sie fühlte sich kühl an. Sollte sie in der Nacht Fieber gehabt haben, so war es jetzt verschwunden. Nein, das alles war kein Fiebertraum. Sie war tatsächlich an diesen irrealen Ort versetzt worden.
Sie lehnte den Kopf gegen die porige Rinde eines Baumstamms. Es ging also alles wieder von vorn los. Sie lebte noch, war aber auf die nackte Existenz zurückgeworfen und würde kämpfen müssen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Sie gab sich einen Ruck und sah sich die Verletzung an der Seite an. Es war eine lange Schnittwunde, aber immerhin war die Blutung zum Stillstand gekommen.
Mit äußerster Sorgfalt löste sie den Stoff ihrer Jacke von den Wundrändern, an denen er festklebte. Sie musste etwas tun, damit die Wunde sich nicht entzündete. Zum Glück hatte Adrass sie für solche Notfälle ausgerüstet. Sie musste sich nur umblicken und würde mit Sicherheit irgendein Kraut erkennen, mit dem sie sich behandeln konnte. Im nächsten Augenblick aber wurde ihr klar, wie aussichtslos das war. Denn nichts von dem, was sie umgab, kam ihr irgendwie bekannt vor. Alles war völlig fremd. Bislang hatte ihr der Instinkt immer geholfen, wenn sie in der Patsche saß. Doch jetzt rührte er sich nicht.
Wieder schloss sie die Augen und bemühte sich, einen klaren Gedanken zu fassen und die Panik niederzuhalten, die sie zu erfassen drohte. Kurz darauf hatte sie
die Antwort,
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