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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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habe gerade angefangen, Frauenschild zu nehmen«, platze ich heraus. » Ist das nicht dumm von mir?« Eigentlich wollte ich überlegen klingen, so, als könnte ich über mich selbst lachen und dann mein Leben ganz normal weiterleben. Aber mein Gesicht wird flammend rot, kaum, dass die Worte heraus sind.
    Er nimmt meine Hände und steht auf, zieht mich ebenfalls hoch. » Du hast darüber viel nachgedacht«, sagt er mit einem Anflug von Staunen.
    Ich nicke und versuche weitere Tränen herunterzuschlucken. » Mindestens so viel wie du.«
    » Oh, das kann ich mir nicht vorstellen.« Und plötzlich küsst er mich wieder, und es ist ein innigerer, längerer Kuss, und es ist gut, dass unsere Arme umeinandergeschlungen sind, denn ich glaube nicht, dass ich mich sonst hätte auf den Beinen halten können.
    Ich möchte, dass dieser Augenblick ewig dauert, aber natürlich geht das nicht. Dieses Mal bin ich darauf vorbereitet, als er mich wegschiebt. Ich lasse meine Arme von seinen Schultern gleiten und schlaff herunterhängen.
    Er tritt einen Schritt zurück. Wir sehen einander ernst an.
    Er sagt: » Ich werde dich nicht wieder küssen.«
    Mein Blick verschwimmt, und die Welt neigt sich unter meinen Füßen. Ich werde dich nicht wieder küssen. Humberto hat das einmal zu mir gesagt. Es war prophetisch, denn er starb kurz darauf.
    Hector wendet mir den Rücken zu und geht davon. Wie kann er das tun, wo mein Kopf doch noch ganz durcheinander ist von seinen Worten und meine Haut noch kribbelt von seiner Berührung? Wo sich mein Herz so gebrochen anfühlt wie die gesplitterten Feuersteine?
    Etwas wallt in mir auf. Vielleicht ist es reine Verzweiflung darüber, dass ich wieder jemanden geliebt und verloren habe. Oder auch Angst; die Menschen, die mich küssen, sterben oft danach.
    Aber nein, es ist nichts von beidem. Es ist reine Wut.
    Ich balle die Hände zu Fäusten und schreie: » Hector!«
    Er fährt herum.
    » Du wärst nie, niemals nur eine Ablenkung für mich gewesen.«
    Er seufzt und nickt. » Das war unfair von mir. Es tut mir…«
    » Und du wirst mich wieder küssen. Das, und noch mehr. Verlass dich drauf.«
    Sein Mund klappt zu, und seine Augen flackern wie die eines Verhungernden.
    Ich drehe mich auf dem Absatz um und schreite von dannen.

27

    A m Morgen gibt es einen kleinen Schauer, aber der Himmel klart sich schnell wieder auf, und unsere Zelte verströmen den Geruch nassen Ziegenhaars, als die Sonne aufgeht. Hector klettert flink eine Palme in der Nähe hinauf und hält sich dabei mit Händen und Füßen fest. Er pflückt ein paar Kokosnüsse und lässt sie auf den Boden fallen. Mara bohrt Löcher hinein und würzt sie mit Zimt und Honig, und dann sitzen wir rund um die viel zu nassen Feuerstellen und trinken Kokosmilch zum Frühstück.
    Anschließend machen sich einige Matrosen mit Äxten bewaffnet in einen Akazienhain auf, um Holz für die Schiffsreparaturen zu schlagen, während Hector und Belén eine weitere Gruppe zusammenstellen, um die Insel zu erforschen. Hector verstaut einen Wasserschlauch in seinem Rucksack, als er zu mir sagt: » Bleib bitte jederzeit in Sichtweite. Geh nirgendwo allein hin. Wenn du das Gefühl hast, dass es gefährlich wird, dann lass dich von irgendjemandem zum Schiff rudern. Bei Anbruch der Nacht komme ich zurück.«
    Ich nicke hilflos zur Antwort, denn schließlich weiß ich, dass ich das genaue Gegenteil all dessen tun werde, und ich wünsche mir, dass ich ihn noch ein letztes Mal küssen oder ihm zumindest sagen könnte, wie ich fühle. Er verdient es, das zu wissen.
    » Hector, ich…« Ich weiß nicht, was meiner Zunge Einhalt gebietet. Schuldgefühle wahrscheinlich. » Pass auf dich auf«, beende ich den Satz lahm.
    » Du auch auf dich.« Sein Blick streift meine Lippen. Und dann schwingt er sich den Rucksack über die Schulter und eilt davon.
    Hinter mir nehme ich Sturms unmöglich große Gestalt wahr. Er flüstert: » Nehmt mich mit.«
    Hastig drehe ich mich zu ihm um und starre ihn ungläubig an.
    » Bitte.« Tatsächlich ist in seinem Gesicht einmal keine Spur von Spott oder Selbstgefälligkeit zu entdecken. » Ich kann es auch spüren, wisst Ihr. Nicht so wie Ihr wahrscheinlich. Aber es ist ganz nahe. Vielleicht könnten wir es finden, noch bevor die Nacht anbricht.«
    » Wieso glaubt Ihr, ich wollte…«
    » Ihr liebt Eure Leute zu sehr, kleine Königin«, sagt er. » Ihr wollt ihr Leben nicht aufs Spiel setzen. Das ist jetzt Eure einzige Möglichkeit, Euch ungesehen

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