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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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davonzustehlen. Er beobachtet Euch sonst immer, wisst Ihr. Wie ein Mann, der in der Wüste verdurstet und Euch wie eine Fata Morgana vor sich sieht, die ihm immer unerreichbar bleibt.«
    » Sturm!« Ich hasse es, wie er das sagt. Aus seinem Mund klingt es so billig und albern.
    » Es muss schwer für Euch sein. Das zu tun, was Ihr da vorhabt, in dem Wissen, dass er Euch das vielleicht nie verzeihen wird, wenn er es herausfindet.«
    Ich bin hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, ihn zu erwürgen, und zwischen dem Gefühl der Dankbarkeit darüber, dass es zumindest einen Menschen gibt, dem ich nichts vormachen muss. » Habt Ihr noch niemals jemanden geliebt, Sturm? Außer Euch selbst, meine ich jetzt.«
    Er neigt leicht den Kopf; eine Geste, die vielleicht Bedauern ausdrücken könnte. » Doch. Oh doch.«
    Etwas in seiner Stimme lässt mich ihm gegenüber weicher werden. » Dann wisst Ihr vielleicht, wie schwer das sein wird.«
    » Heißt das, Ihr nehmt mich mit Euch?«
    » Hector vertraut Euch nicht.«
    » Aber Ihr.«
    Ich seufze. Größtenteils stimmt das. Und wenn er das zafira spüren kann, dann wird ihn ohnehin nichts davon abhalten, auch ohne mich davonzuschleichen. » Ja, Ihr könnt mitkommen.« Zumindest ist damit für den Fall, dass sich einer von uns den Knöchel bricht, dafür gesorgt, dass der andere Hilfe holen kann. » Keine Rucksäcke«, sage ich. » Steckt Euch so viel Proviant wie möglich in die Taschen. Ich treffe Euch ein wenig weiter aufwärts am Bachlauf. Versucht Euch ungesehen aus dem Lager zu schleichen.«
    Zwar habe ich theoretisch genauso das Recht wie alle anderen, über unseren Lagerplatz zu gehen, aber trotzdem habe ich das Gefühl, als seien alle Augen auf mich gerichtet, als ich zu meinem Zelt zurückkehre. Aus dem Rucksack ziehe ich meinen Wasserschlauch, den ich mir an die Schlaufen meines Tragegürtels hänge, ein paar Beutel mit Dörrfleisch und getrockneten Datteln, die in meine Hosentaschen wandern, und mein Messer, das ich in den Stiefelschaft schiebe. Ich nehme auch die Krone zur Hand. Sie ist immerhin aus Feuersteinen gemacht. Vielleicht könnte sie sich als nützlich erweisen. Aber ich habe keine Möglichkeit, sie zu verstecken. Zögernd verstaue ich sie wieder in meinem Gepäck.
    Ich komme mir wie ausgestopft und fürchterlich auffällig vor, als ich zum Bach hinübergehe.
    Mara sitzt oberhalb einer felsigen Abbruchkante am Ufer. Sie hält einen glatten, grauen Stein in einer Hand und macht sich damit an einer dicken, braunen Wurzel zu schaffen. Ein würzig süßer Duft steigt mir in die Nase. Sie sieht zu mir herüber und erklärt: » Ingwer! Ein ganzes Feld dort am anderen Ufer. Ich werde ihn trocknen und uns ein bisschen was davon mitnehmen, wenn wir nach Hause fahren.«
    » Es wird eine großartige Ergänzung für dein Gewürztäschchen sein«, sage ich.
    Irgendetwas am Klang meiner Stimme weckt ihre Aufmerksamkeit. » Ist etwas nicht in Ordnung?«
    » Nein«, versichere ich schnell. » Aber ich habe in letzter Zeit wenig gebetet, und ich denke, ich gehe den Bach ein wenig hinauf, um allein zu sein. Ich werde in Sichtweite des Lagers bleiben.«
    » Ich werde dich holen, wenn das Mittagessen fertig ist.«
    » Nein! Ich meine, ich bleibe vielleicht länger weg. Mir geht eine Menge im Kopf herum.« Ich bin wirklich und wahrhaftig die schlechteste Lügnerin von ganz Joya d’Arena.
    Aber sie zuckt nur die Achseln. » Dann hebe ich dir was auf.«
    » Danke.« Am liebsten würde ich mich zu ihr hinunterbeugen und sie umarmen, aber ich möchte keinen Verdacht erwecken, indem ich jetzt aus einem eigentlich kleinen Abschied eine große Sache mache. Als ich mich von ihr abwende, höre ich hinter meinem Rücken noch immer das Knirschenihres Mörsersteins.
    Kaum habe ich das Lager hinter mir gelassen, da taucht Sturm zwischen den Bäumen auf und schließt sich mir an. Ohne ein Wort folgen wir dem Bach den Berg hinauf, und der Aufstieg durch das Dschungeldickicht ist schrecklich langsam, weil wir darauf achten müssen, unbemerkt zu bleiben. Schließlich erreichen wir den Teich, in dem Mara und ich gebadet haben, und das Gelände wird immer felsiger und steiler, bis wir über moosbewachsene Felsblöcke klettern und uns dabei an Palmen abstützen und hochziehen, die in den tiefen Spalten und kleinen Schlammlöchern zwischen den Steinen irgendwie genug Erde für ihre Wurzeln gefunden haben.
    Das zafira ruft nach mir, ich fühle das so gewiss, als ob mir ein Lasso um den Körper

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