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Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
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findet alles über diesen Jungen heraus. Vielleicht weiß seine Familie etwas.«
    » Ja, natürlich.«
    » Danke. Ich brauche eine klare, deutlich sichtbare Aktion. Eine Demonstration der Stärke. Tristán, welchen Rat könnt Ihr mir geben?«
    Er kneift die Augen leicht zusammen; er weiß, dass ich ihn damit auf die Probe stelle. » Ich würde vorschlagen, dass Ihr das Küchenpersonal wegen Nachlässigkeit auspeitschen lasst«, sagt er in gemessenem Ton. » Das ist hart, ich weiß, aber es wird keinen bleibenden Schaden anrichten. Ihr müsst klar und deutlich vermitteln, dass Ihr nicht schwach seid und dass Ihr schnell und effektiv zurückschlagen könnt.«
    Ich hole tief Luft, um mich zu beruhigen. Ja, das ist eine Möglichkeit. Eine solche Züchtigung ist schrecklich, aber besser als Hinrichtungen oder Entlassungen. » Danke, Euer Gnaden. Jetzt solltet Ihr gehen und Euch um Euren Gefolgsmann kümmern.«
    Er verneigt sich hastig und eilt davon.
    Hector betrachtet mich prüfend. » Seid Ihr dazu in der Lage? Wenn Ihr wollt, kann ich an Eurer Stelle den Befehl dazu geben.«
    Das Gefühl der Erleichterung, das mich bei seinen Worten überkommen will, schiebe ich weg. » Nein. Ich sollte es selbst anordnen. Es ist ein Zeichen der Stärke, oder nicht?« Bevor ich meine Meinung ändern kann, laufe ich die Treppe wieder hoch, gefolgt von Hector und Belén.
    Das Küchenpersonal steht noch immer an der Wand, bewacht von meinen Soldaten. Alentín sitzt am Rand der Feuerstelle und betet. Auch Lady Jada ist wieder zurück, nachdem sie Doktor Enzo informiert hat. Ihre Augen sind vor Aufregung geweitet, und sie brennt ganz sicher schon darauf, jedem in ihrem Bekanntenkreis von den Ereignissen zu berichten. Mir fällt es schwer, sie anzusehen.
    Nun wende ich mich an die Küchenbediensteten. » Felipe ist tot, er hat sich selbst gerichtet. Daher vermute ich, dass er der Giftmischer gewesen ist. Ich weiß nicht, ob jemand von euch mit ihm unter einer Decke gesteckt hat. Aber eines weiß ich doch: Ihr wart alle nachlässig, indem ihr das Essen zu schnell serviert habt, ohne seine Wirkung auf den Vorkoster abzuwarten.«
    Ein paar Herzschläge lang halte ich inne und lasse diese Sätze einsickern. Hoffentlich fürchten sie jetzt schon das Schlimmste, sodass ihnen meine Strafe im Vergleich milde erscheinen wird.
    » Und daher werdet ihr morgen früh auf den Vorplatz des Palasts gebracht.« Jemand schluchzt hörbar auf. » Dort werdet ihr ausgepeitscht, vor den Augen des gesamten Hofes.« Ich sehe entsetzte Blicke, höre aber auch erleichtertes Aufatmen.
    Die Hände balle ich zu Fäusten, damit niemand sieht, wie schlimm sie zittern. Gerade habe ich befohlen, Unschuldige auszupeitschen, nur aus politischem Kalkül. Was für ein Mensch tut so etwas? Jemand wie General Luz-Manuel vermutlich.
    Ein Wachmann räuspert sich. » Euer Majestät, wie viele Hiebe befiehlt Ihr?«
    Oh Gott, Hiebe. Ich habe keine Ahnung von so etwas. Es soll ein schmerzhafter Denkzettel sein, aber keinen dauerhaften Schaden anrichten. Wie viel ist zu viel? Wenn ich zu wenige Schläge anordne, dann verliert die ganze Strafe an Gewicht.
    Hector beugt sich leicht vor. » Ich würde jeweils zehn vorschlagen, Euer Majestät«, sagt er.
    Am liebsten würde ich ihn umarmen. » Ja, natürlich. Jeweils zehn.« Ich werde dabei zusehen müssen. Mich bei dieser Züchtigung zeigen. Die Stelle zwischen meinen Augen brennt vor Tränen, die unbedingt hinauswollen.
    Ich muss raus aus diesem Raum, bevor ich die Beherrschung verliere. Noch ein tiefer Atemzug, und ich hebe den Kopf und wende mich an den Wächter. » Sperrt sie bis zum Auspeitschen morgen früh über Nacht in den Kettenturm. Alle anderen können gehen.« Damit verlasse ich die Küche und trete in den Flur.
    Hector beeilt sich, mich einzuholen. » Bitte erlaubt mir, Euch zu begleiten.«
    » Natürlich«, sage ich müde. » Ich musste dort nur weg.«
    » Ihr habt Euch gut geschlagen.«
    Das erscheint mir ganz und gar nicht so.
    Er fährt fort: » Ich werde Doktor Enzo zu Euch schicken, sobald er halbwegs beurteilen kann, ob der Gefolgsmann des Conde überleben wird.«
    » Danke.«
    Kurz darauf erreichen wir meine Gemächer. Hector blickt zu mir hinunter und versucht gar nicht erst, seine Besorgnis zu verbergen. » Geht es Euch wirklich gut?«
    » Ich hasse mich gerade selbst«, gebe ich zu.
    Er macht eine Bewegung, als wollte er mich berühren, zögert dann aber und lässt den Arm wieder sinken. » Ich weiß. Aber nein.

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