Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
den anderen Tänzern zusammenstoßen. Er beugt sich zu mir hinunter und flüstert: » Ich bin mir nicht sicher, ob es sich für die Königin ziemt, mit ihrem Leibwächter zu tanzen.«
Mein Herz wird mir noch schwerer. Er ist und bleibt der pflichtbewusste Kommandant. Ich hebe den Kopf, um ihm meine Antwort zuzuflüstern, und meine Lippen streifen unabsichtlich sein Kinn, als ich erwidere: » Das ist mir egal.«
» Darf ich Euch unterbrechen, Euer Majestät?«
Zornig drehe ich mich zu dem Störenfried um.
Es ist Conde Tristán. Ihm ist seine Nervosität an den weit aufgerissenen Augen anzusehen, und daher legt sich mein Zorn sofort wieder.
» Natürlich, Euer Gnaden«, sagt Hector. » Ich habe mit Ihrer Majestät nur noch einige Sicherheitsfragen besprochen, aber wir sind damit fertig.« Mit einer Drehung wirbelt er mich zum Conde hinüber, und ich erhasche noch einen letzten Blick auf sein unergründliches Gesicht, bevor ich in Tristáns Armen gefangen bin und Hector zurück in die Schatten tritt.
Der Bolero wird schneller. » Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand Gottes Zorn riskieren würde, indem er versuchte, Euch an diesem heiligen Tag etwas anzutun«, sagt der Conde.
Die Diskussionen über meine Sicherheit habe ich gründlich satt. » Wie geht es Iladro?«
Seine Miene hellt sich auf. » Viel besser, danke. Er verträgt zwar nur kleine Portionen, und er ist noch schwach, aber es geht jeden Tag weiter aufwärts. Ich bete, dass er sich wieder ganz erholt. Wenn Gott Lord Hector seine Gesundheit so vollständig wiedergeben kann, dann lässt er doch sicher auch gegenüber meinem Herold Gnade walten.«
» Ihr seid demnach sehr gläubig?« Noch während ich ihn frage, recke ich den Hals, um nach Hector Ausschau zu halten, kann ihn jedoch nicht sehen. Ich weiß aber, dass er mich beobachtet. Ich fühle es.
» Erst seit einigen Jahren. Seit dem Tode meines Vaters habe ich viel Trost durch die wöchentlichen Gottesdienste erfahren, vor allem durch das heilige Sakrament des Schmerzes. Der leichte Stich eines Dorns ist sehr meditativ und beruhigend. Er hilft mir, meine Existenz im Hier und Jetzt zu verankern und die Belastungen zu vergessen, die es mit sich bringt, wenn man eine Grafschaft regiert.«
Er hätte keine perfektere Antwort geben können, wenn ich sie ihm vorgesagt hätte, und ich betrachte ihn mit Misstrauen.
» Hat Selvarica ein eigenes Kloster?«
» Nein. Aber es ist das größte Ziel meines Lebens, ein Kloster zu Selvarica aufzubauen. Ich arbeite bereits daran. Bisher waren wir leider noch nicht in der Lage, einen hohen Priester für unser kleines Fürstentum zu gewinnen.«
» Warum nicht?«
» Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Vielleicht sind wir zu abgelegen. Andererseits ist Selvarica der schönste Flecken auf der ganzen Welt. Eine Insel mit üppigem Grün, und das Meer darum herum hat die Farbe von blauem Quarz. Es ist nie zu warm und nie zu kalt. Die Bergspitzen ziehen genügend Regenwolken an, sodass wir das ganze Jahr über Wasser haben. Wasserfälle rauschen von grünen Klippen in eiskalte Becken. Überall wachsen Blumen. Wahrlich, Selvarica ist Gottes Garten.«
» Es hört sich wunderschön an.«
Er raunt mit rauer Stimme: » Ich würde es Euch gern eines Tages zeigen.«
Ich erwidere seinen gespannten Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Wir haben ungefähr dieselbe Größe, und das ist eine nette Abwechslung. Hector und Mara und Ximena sind alle ungewöhnlich hochgewachsen, und mir kommt es in ihrer Gesellschaft so vor, als würde ich ständig den Hals recken.
» Vielleicht wird es einen Staatsbesuch geben«, antworte ich. » Das Quorum hat vorgeschlagen, dass ich eine Reise durch das ganze Land unternehme, sobald die Hurrikane vorbei sind. Meine Würdenträger würden gern eine große Sache daraus machen, mit Pauken und Trompeten.«
Er lacht. » Ihr hört Euch an, als würdet Ihr diese Idee verabscheuen.«
Das bringt mich zum Lächeln. » Ich habe darüber nachgedacht, einige unsinnige Forderungen zu stellen, nur, um sie für diesen Vorschlag zu strafen. Zum Beispiel, dass die Reise in einer bloßen Kutsche nicht in Frage kommt, sondern dass ich auf eine Sänfte bestehe.«
» Und auf Fanfaren. Eine Königin sollte während ihrer ganzen Reise angekündigt werden.«
» Und gekühlte Früchte, die man mir auf einer langen Fahrt wohl kaum vorhalten könnte. Stellt Euch nur vor, was ich für Zornesausbrüche haben könnte.«
» Auch wäre ein kompletter Wechsel der
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