Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Die Feuerkrone: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rae Carson
Vom Netzwerk:
Kleidung alle zwei Stunden sicherlich ein Muss. Eine Königin sollte stets frisch und sauber erscheinen.«
    Das Lied verebbt, und ich stelle überrascht fest, dass ich unseren Tanz genossen habe.
    Conde Tristán führt meine Finger an seine Lippen und küsst sie. » Vielen Dank, Euer Majestät.« Bevor er meine Hand wieder sinken lässt, schleicht sich ein schelmischer Ausdruck in seinen Blick. » Ihr seid keine so schreckliche Tänzerin, wie Euer Ruf besagt.«
    Ich muss lachen. » Nur ein bisschen schrecklich also?«
    Er hat ein wundervolles Lächeln, und seine Augen leuchten dabei. » Ein klein wenig«, gesteht er. » Aber Ihr habt vergessen, mir auf die Füße zu treten.« Damit dreht er sich um und verschwindet in der Menge.
    Ich sehe mich wieder nach Hector um und entdecke ihn in der Nähe eines Tisches mit Getränken. Er plaudert mit einer jungen Frau, die ich nicht kenne. Sie trägt ein Kleid in sanftem Grün, und auf ihrer klaren Haut glänzt Metallpuder. Eine lange schwarze Locke ringelt sich aus ihrer üppigen, zu einer Art Korb aufgesteckten Frisur über ihre nackte Schulter.
    Ich starre sie niedergeschlagen an. So anmutig werde ich niemals aussehen.
    Lord Liano nimmt mich als Nächster in Anspruch. Er ist ungeschickt und kuhäugig, und seine schweißglänzende Oberlippe steht wie immer etwas vor, was ihm ein unglaublich dummes Aussehen verleiht. Ich lausche ihm mit heldenhafter Geduld, als er mich mit einer unendlich langen Jagdgeschichte beglückt, bei der es natürlich um Pekaris geht, die er liebevoll als schweineähnliche Geschöpfe beschreibt, die durch die Strauchwüste des Fürstentums ziehen, das sein Bruder regiert. Als er versucht, das klappernde Geräusch nachzuahmen, das die Pekaris beim Aneinanderreiben ihrer Stoßzähne von sich geben, komme ich bedauernd zu dem Schluss, dass der erste Eindruck, den man von der Erscheinung eines Mannes vermittelt bekommt, doch tatsächlich treffende Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit zulassen kann.
    Ich hoffe, dass Conde Tristán mich gleich noch einmal auffordern wird– immerhin hat er mich um zwei Tänze gebeten–, aber als Nächster erscheint Conde Eduardo an meiner Seite. Er ist ungelenk und ruppig, packt meine Hand viel zu fest, und das Öl, mit dem er seinen Bart getrimmt hat, riecht viel zu aufdringlich. Ich setze ein Vernunftslächeln auf, das aber verblasst, als ich Hector entdecke, der dieses hübsche, grüngewandete Geschöpf in seinen Armen hält. Sie scheinen ein angenehmes Gespräch zu führen und viel dabei zu lachen, obwohl er gelegentlich über den Kopf der Frau zu mir herübersieht und die Lage im Blick behält– stets der ergebene Leibwächter. Ich kann meine Erleichterung nicht verbergen, als das Stück zu Ende ist.
    Nachdem ich mich bei Eduardo bedankt habe, mache ich Hector auf mich aufmerksam und deute zum nächsten Tisch mit Erfrischungen hinüber, um ihm zu zeigen, wohin ich mich begeben werde. Zwar sind es bis dorthin nur wenige Schritte, aber selbst auf diesem kurzen Weg muss ich drei Bitten um weitere Tänze ablehnen, indem ich darauf verweise, dass ich nach dem Angriff noch immer nicht völlig genesen bin und darauf achten muss, dass ich mich nicht überanstrenge, auch wenn ich mich natürlich von den Einladungen sehr geehrt fühle.
    Ein Diener reicht mir ein Glas gekühlten Wein, den ich mit einem Gefühl verzweifelter Dankbarkeit annehme, weil ich weiß, dass jetzt ein neuer Vorkoster sein Leben für mich riskiert. Alles, was auf dem Fest serviert wird, ist gründlich probiert worden, ein erstes Mal bereits vor Stunden, ein zweites Mal kurz vor dem Servieren.
    Während ich einen Schluck nehme, entdecke ich Mara zwischen den tanzenden Paaren. Sie wirbelt lachend herum, und ich muss lächeln, als ich sehe, wie viel Spaß sie hat. Sie ist wunderschön in dem hellgelben Kleid, dessen leichte Schleppe hinter ihr her gleitet. Es ist das schlichteste Gewand im ganzen Saal, ohne Stickereien oder auch nur eine winzige Perle. Aber gerade diese Schlichtheit steht ihr gut, und die Frauen neben ihr wirken im Vergleich aufdringlich aufgetakelt.
    » Mara scheint sich zu amüsieren«, raunt Hector mir ins Ohr, und ich hoffe, dass er nicht gemerkt hat, wie ich ganz leicht zusammengezuckt bin.
    » Sie verdient das auch. Ebenso wie Ihr.« Ich deute zum Tanzparkett hinüber. » Ihr solltet tanzen. Fröhlich sein. Natürlich nur, wenn Eure Verletzung das zulässt.« Ich kann es ihm nicht verwehren, auch einmal ein wenig Spaß zu haben. Er

Weitere Kostenlose Bücher