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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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sauberen Hemd.« Er führte mit seinem Hut einen raschen Hieb nach dem kleinen Diener und fügte hinzu: »Also merk dir das für die Zukunft, du Hund!« Damit warf er sich auf eine Seekiste. »Bring mir Wein!« befahl er. »Ich bin staubtrocken.«
    Bolitho setzte sich neben Dancer und sah zu, wie die anderen, ziellos wie Blinde, ihre Seekisten auf- und zuklappten. Er hatte gehofft, auf eine Fregatte kommandiert zu werden wie sein Bruder; auf ein Schiff, das, frei von der drückenden unmittelbaren Befehlsgewalt eines Admirals, imstande war, größte Entfernungen in einem Drittel der Zeit zurückzulegen, welche die gewichtige Gorgo n dazu brauchte. Auf einer Fregatte hätte er vielleicht die Abenteuer erleben können, von denen er so oft träumte.
    Aber nun war seine Heimat die Gorgon , und er mußte das Beste daraus machen, solange die Königliche Marine es befahl. Ein Linienschiff.

Kurs Afrika
    »Alle Mann! Alle Mann aufentern zum Segelreffen!« Unaufhörlich schrillten die Bootsmannspfeifen, bis der Befehl um das ganze Deck gegangen war – es klang wie Dämonengekreisch in einem bösen, endlosen Traum, bis das ganze Schiff unter den trampelnden Füßen erzitterte, die Freiwache an Deck kam und sich in rasender Eile zur Musterung auf die Stationen verteilte.
    Bolitho schüttelte Dancer so kräftig an der Schulter, daß dieser beinahe aus der Hängematte gefallen wäre.
    »Raus, Martyn! Wir kürzen schon wieder Segel!«
    Er wartete, bis Dancer Schuhe und Jacke übergestreift hatte, und dann rannten sie beide zum nächsten Niedergang. Drei, fast vier Tage ging es nun schon so. Seit dem Ankerlichten, seit das Schiff die Passage durch den Ärmelkanal mit Kurs auf den Atlantik begonnen hatte, wurden auf dem mächtigen Vierundsiebziger die Segel unaufhörlich gesetzt, gerefft, wieder gesetzt, wieder gerefft – es hörte überhaupt nicht auf. Müde Leiber zogen sich in den Wanten hinauf bis zu den vibrierenden Rahen; ständig hetzte und trieb sie die Stimme des Ersten vom Achterdeck. Auch das gehörte zu dem bösen Traum, denn Verling mußte, damit seine Orders inmitten der brüllenden Wogen zu verstehen waren, ein Sprachrohr benutzen, und dadurch wurde seine an sich schon scharfe Stimme noch fremdartiger und wie ein Stachel für die keuchenden Midshipmen.
    Für die neuen Matrosen war es noch schlimmer. Ein Mishipman galt schon sehr wenig auf einem Schiff des Königs. Aber der einfache Matrose galt überhaupt nichts.
    Ein Nachlassen der Disziplin konnte, etwa wenn das Schiff bei starkem Wind über Stag ging, verhängnisvoll sein, das wußte Bolitho ganz genau. Und doch machte es ihn krank, wenn er sah, mit welch unnötiger Brutalität ein Mann behandelt wurde, der bei seiner Arbeit hoch über Deck vielleicht nur vor lauter Angst nicht gleich begriff, was die da unten überhaupt von ihm wollten.
    Es war genauso wie beim letztenmal. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber irgendwo in den tieferen Wolkenlagen schimmerte ein bleicher Fleck von etwas hellerem Grau. Jedoch für jemanden, der in die Wanten hinauf mußte, war das Licht mächtig knapp. Ungeduldig traten die Leutnants von einem Fuß auf den anderen, während die Deckoffiziere und Maaten an jedem Mast ihre Namenslisten kontrollierten. Die Seesoldaten standen achtern in einem Haufen bei den Großmastbrassen und rutschten ständig mit ihren Stiefeln auf den nassen Planken aus; der Erste Leutnant rannte an der Reling auf und ab und schwenkte seine Sprechtrompete, um auf diese oder jene Einzelheit noch besonders hinzuweisen.
    Bolitho spähte nach achtern zu dem großen doppelten Steuerrad, dessen Speichen vier Rudergasten umklammert hielten – wahrscheinlich, dachte er, lief noch eine starke Dünung gegen Ruder und Segel an. Neben ihm stand der alte Turnbull, der Segelmeister, formlos in seinem schweren Ölzeug; mit lebhaften Bewegungen der krebsroten Fäuste gab er seinen Maaten Anweisungen.
    In Luv, bei den Finknetzen, stand ganz allein der Kapitän. Er hatte sich in seinen langen Bootsmantel gewickelt, aber sein Haar flog im Wind, als er zu den gerefften Toppsegeln emporblickte. Mehr Leinwand als diese und den Klüver konnte das Schiff bei solcher Brise nicht verkraften.
    Während seiner ganzen Zeit an Bord der Gorgo n hatte Bolitho den Kapitän noch nie aus solcher Nähe gesehen wie jetzt. Von weitem wirkte er sehr kühl und würdevoll, anscheinend unberührt von dem Durcheinander der schimpfenden Deckoffiziere.
    Dancer knirschte mit den Zähnen. »O Gott, ich

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