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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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käme Mr Toussaints Stärkeabschätzung durchaus hin.«
    Samson schaute sie an, als suchte er eine Möglichkeit, in ihren Worten eine verborgene Kränkung zu entdecken. Honor jedoch erwiderte seinen Blick kühl und ruhig – als wüsste sie nichts von all dem Hass und den anderen Emotionen, die in ihrem Gegenüber tosten.
    »Verzeihung«, sagte er schließlich und schüttelte knapp den Kopf. »Bitte verzeihen Sie, Commander«, wiederholte er in deutlich entspannterem Ton und brachte ein beinahe schon verlegenes Grinsen zustande. »Ich wollte nicht so klingen, als würde ich es auf einen Kampf anlegen. Nur …«
    Er stockte und zuckte erneut die Achseln. Honor nickte.
    »Das hatte ich auch nicht angenommen«, sagte sie – nicht ganz wahrheitsgemäß. »Dass Sie es auf einen Kampf anlegen, meine ich.«
    »Wahrscheinlich«, fuhr er fort, »liegt es wohl daran, wie lange ich schon auf diesen speziellen Kampf hier warte. Wie lange ich schon darauf warte, endlich gegen Casimir loszuschlagen. Wir wissen schon seit mehr als sechzehn T-Monaten von diesem Umschlagplatz, und bislang konnten wir nicht das Geringste dagegen unternehmen.« Seine Kiefermuskeln spannten sich sichtlich an. »Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viele Menschen dort mittlerweile durchgeschleust wurden. Und wir haben es ganz genau gewusst und konnten doch nichts dagegen tun.«
    »Ich verstehe was Sie meinen – oder verstehe es zumindest so gut, wie das für jemanden möglich ist, der nie selbst versklavt war«, erwiderte Honor ruhig.
    »Ja, wahrscheinlich stimmt das sogar.« Samsons Stimme klang nun deutlich sanfter. Seine Nasenflügel bebten, als er scharf einatmete. »Das frisst einen innerlich auf«, setzte er noch hinzu.
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Sanft legte ihm Honor die Hand auf die Schulter und spürte, wie angespannt seine Muskeln waren. Dann blickte sie ihm geradewegs in die Augen.
    »Das kann ich mir vorstellen«, wiederholte sie. »Aber jetzt sollten wir uns vielleicht mit Ihren Offizieren zusammensetzen. Ich habe da noch eine Tanzkarte, und die will schließlich gefüllt sein. Also schauen wir doch mal, ob wir nicht dieses Mal jemand anderen wissen lassen können, wie es sich anfühlt, der Leidtragende zu sein.«

Seinem Namen zum Trotze hatte Christophe blondes Haar, blaue Augen und auffallend helle Haut. Dabei war er recht klein und sehr gewandt – vermutlich entstammte er einer der Unterhaltungs-Linien und wirkte wie ein Akrobat. Zudem hatte Honor das Gefühl, es mit einem unverbesserlichen Schelm zu tun zu haben – einem Schelm in der Tradition der alten Folklore auf Alterde: jemand, dessen spitze Zunge so tödlich war wie bei einem anderen das Schwert. Unwillkürlich musste Honor an den schlauen Fuchs aus der Märchen-und Sagenwelt denken.
    Jurgensen war dunkler als Christophe: Seine Haut hatte einen echten Olivton, sein Haar war ebenso braun wie seine Augen. Er war deutlich größer, körperlich viel kräftiger, und er wirkte entschieden getriebener. Und doch stand völlig außer Frage, dass Christophe der Dominantere der beiden war.
    »Genügen meine Leute Ihren Anforderungen, Commander?«, erkundigte sich Christophe. Vermutlich war ihm nicht bewusst, dass er damit genau die Frage wiederholte, die Samson X Honor vor zwei oder drei Stunden bereits gestellt hatte. Doch im Gegensatz zum Kommandanten des ehemaligen Sklavenschiffs klang er nicht sonderlich herausfordernd. Eigentlich klang er fast schon belustigt.
    »Tatsächlich, Mr Christophe«, gestand Honor, »muss ich zugeben, dass ich sogar positiv überrascht bin.« Sie vollführte eine abwiegelnde Handbewegung. »Bitte verstehen Sie mich nicht falsch! Jeder, der über die bisherigen Operationen des Ballrooms informiert ist, weiß genau, dass Ihre Leute äußerst leistungsfähig sein müssen. Wahrscheinlich hatte ich bloß erwartet, dass Ihre Leute ein wenig … formloser organisiert wären, könnte man wohl sagen.«
    »Wir sind auch ein ziemlich ›formlos organisierter‹ Haufen«, erwiderte Christophe. »Wir haben nicht viel übrig für Militärtraditionen oder diese wie aus dem Ei gepellte Disziplin, wie man sie bei ›respektableren‹ Einheiten findet. Aber viele von uns – wahrscheinlich sogar mehr, als die meisten denken – haben Erfahrungen beim Militär gemacht, bevor sie bei unseren Aktionsteams gelandet sind.« Beiläufig zuckte er mit den Schultern. »Wir kennen durchaus den Unterschied zwischen Soldaten und einer unorganisierten Meute. Und wir

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