Die Feuertaufe
hatte doch wirklich etwas für sich!
Doch wie dem auch sei: Wenn Honor diesem Kreuzer eine Nachricht zukommen ließe, würde diese deutlich rascher eintreffen als alles, was aus dem inneren System in seine Richtung geschickt wurde. Und es hatte auch durchaus sein Gutes, wenn man selbst derjenige war, der ein Gespräch einleiten konnte – zu den eigenen Bedingungen. Selbst wenn sich daraus keinerlei weitere Vorteile ziehen ließen, konnte Honor auf diese Weise Commodore Teschendorff ihre Version der Ereignisse früher präsentieren, als Obermeyers Version ihn erreichen konnte.
Allerdings hatte die ganze Sache auch einen Nachteil: Die Feliksá befand sich bereits unverkennbar auf dem direkten Weg zu dieser Plattform. Unmittelbar nach der Alpha-Transition hatte der Kreuzer seinen Kurs angepasst. Also war Teschendorff zweifellos nicht nach Casimir gekommen, um im Inneren System offizielle Geschäfte zu tätigen. Das wiederum gestattete mehrere Interpretationsmöglichkeiten, vor allem, wenn man davon ausgehen musste, dass hier gewisse verschlagene, hinterhältige Motivationen zum Tragen kamen. Und so wie Honor »zufälligerweise« einen gewissen John Browne Matheson kennengelernt hatte …
»Naja«, sagte sie beinahe schon launig, »ich denke, wir werden dann in zwo Stunden herausfinden, was sie hier treibt.«
Nach etwas mehr als neunzig Minuten hatte sich die Feliksá auf fünfzehn Lichtsekunden genähert, und Florence Boyd wandte sich zu Honor um.
»Ma’am«, sagte sie sehr förmlich, »wir erhalten einen Anruf von der Feliksá. Commodore Teschendorff bittet darum, mit Ihnen persönlich zu sprechen.«
»Na, es sieht ja ganz so aus, als wüsste der gute Commodore bereits, dass wir uns hier herumtreiben«, murmelte Honor. Dann nickte sie dem Signaloffizier zu. »Legen Sie es auf den Hauptschirm, Florence!«
»Jawohl, Ma’am.«
»Commander Harrington«, sagte wenige Sekunden später Commodore Mieczyslaw Teschendorffs Abbild auf dem Hauptschirm, »ich gehe davon aus, dass Sie zumindest irgendeine Erklärung für diesen eklatanten Übergriff auf souveränes silesianisches Territorium haben.« Er legte die Stirn so tief in Falten, dass seine buschigen Augenbrauen fast die grauen Augen verbargen, und schüttelte den Kopf. »Ich war schockiert -wirklich schockiert! -, als ich mich bei meinem Eintreffen im System bei Gouverneurin Obermeyer gemeldet habe und sie mich über Ihr eigenmächtiges Handeln informiert hat! Ehrlich gesagt, ich hätte niemals für möglich gehalten, dass sich ein manticoranischer Offizier Ihrer Erfahrung jemals eine derart unbegründete Einmischung in interne Angelegenheiten der Konföderation erlauben würde!«
Honor hatte das Gefühl, dass mehrere Offiziere auf der Brücke der Hawkwing zusammenschraken. Sie selbst jedoch lehnte sich nur in ihrem Sessel zurück und schürzte die Lippen.
»Die Höflichkeit gebietet«, fuhr Teschendorff im gleichen grimmig erzürnten Tonfall fort, »davon auszugehen, dass zumindest Sie der Ansicht waren, in einem solchen Falle sei rasches Handeln erforderlich. Das jedoch reicht als Rechtfertigung für derart eigenmächtiges Handeln bei weitem nicht aus! Gouverneurin Obermeyer hat mir eines sehr deutlich erklärt: Selbst wenn sich an Bord dieser Plattform tatsächlich sämtliche der Ungeheuerlichkeiten zugetragen haben, die Ihre Berichte nahelegen, war niemand im Casimir-System darüber informiert. Ein Offizier des Sternenkönigreichs von Manticore, der sich bewusst war, wie entscheidend ein gutes Verhältnis zwischen unser beider Sternnationen ist, hätte doch erkennen müssen, wie angemessenes Vorgehen aussieht! Sie hätten diese Informationen, kaum dass Sie sie erhalten haben, Gouverneurin Obermeyer vorlegen müssen, sodass sie sich darum hätte kümmern können. Die Gouverneurin hat mir versichert, dass Sie, wenn Sie ihr Ihren Verdacht mitgeteilt hätten – und dazu wären Sie nach jedem einzelnen Absatz geltenden interstellaren Rechts verpflichtet gewesen! -, diesen Verdächtigungen umgehend und mit aller erforderlichen Härte nachgegangen wäre. Aber so haben Sie den Grundstein für einen ernstzunehmenden interstellaren Zwischenfall gelegt – einen Zwischenfall, von dem ich befürchte, er könne deutlich mehr negative Konsequenzen nach sich ziehen, als Ihr eigenmächtiges Handeln in diesem System an positiven Effekten bewirkt haben mag.«
Honor neigte den Kopf zur Seite, und einige ihrer Untergebenen stellten erstaunt fest, dass die Mundwinkel ihrer
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