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Die Feuertaufe

Die Feuertaufe

Titel: Die Feuertaufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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mindestens ein Dutzend weitere davon zu überzeugen, die silesianischen Zivilisten und die Sklaven an Bord dieser Plattform zu beschützen sei das Einzige, womit sie ihr eigenes Leben retten könnten. Alle Beteiligten konnten von Glück reden, dass die Zivilisten, solange sie sich nicht im aktiven Dienst befanden, in der Nähe genau der Sklavenquartiere festgehalten wurden und dass das »neue Management« im Zuge seiner Sicherheitsmaßnahmen sämtliche Zugänge zu dieser Sektion abgeriegelt hatte, von einem einzigen abgesehen. Mazur und seine Gefährten hatten praktisch ungehindert zu den Gefangenenquartieren kommen können, und sie hatten nur diesen einen Zugang halten müssen, bis sich Nat Turner Jurgensens Kämpfer und einer von Janaceks beiden Trupps gepanzerter Marines zu ihnen vorgekämpft hatten.
    »Bedauerlicherweise«, Neukirchs Gesicht verfinsterte sich wieder, »denke ich, dass viele von denen schon ermordet wurden, bevor wir überhaupt hier eingetroffen sind, Ma’am. Und die meisten von denen, die wir jetzt befreit haben, sind wirklich durch die Hölle gegangen.« Erneut schüttelte er den Kopf. »Ich hatte den ganzen Tag über viel zu viel damit zu tun, Leute wieder zusammenzuflicken, um mir die Gefangenen genauer anschauen zu können. Aber ich denke, einem Großteil der regulären Besatzung – und auch deren Angehörigen, verdammt! – ist es sogar noch schlechter ergangen als den Sklaven.« Seine Kiefermuskeln zitterten vor Anspannung. »Ist ja schon schlimm genug bei Erwachsenen, aber die Kinder …« Seine Nasenflügel bebten. »Diese Dreckskerle haben die wie billiges Spielzeug behandelt!«
    »Anders konnte es doch auch kaum sein, oder, Mauricio?«, gab Honor erschöpft zurück. Der Arzt blickte zu ihr auf, und Honor zuckte die Achseln. »Sklaven sind ein Handelsgut.« Ihre Stimme wurde tonlos, beinahe schon hässlich. »Die haben einen Marktwert. Aber Leute, die einfach nur Manpower in die Quere gekommen sind?« Wieder zuckte sie die Schultern, eine rasche, zornige Bewegung. »Die sind doch bloß ein Geschenk, Mauricio! Wenn einer von denen ums Leben gekommen ist, dann interessiert das doch in der Buchhaltung niemanden. Da beschwert sich von der Firma keiner. Und schließlich wollten die Leute von Manpower diese ganzen Zivilisten doch ohnehin umbringen, wenn sie diese Station irgendwann aufgeben müssten, oder? Also warum sollten sie dann nicht vorher noch ein bisschen Spaß mit ihnen haben?«
    Honor hatte ihre Stimme keinen Deut gehoben, doch noch nie hatte Mauricio Neukirch derart viel Zorn und Abscheu in der Stimme seiner Vorgesetzten gehört … und noch nie so viel Trauer und Hass in ihren ruhigen Mandelaugen gesehen. Der Surgeon Lieutenant wollte schon etwas erwidern, doch dann schloss er den Mund wieder, wandte den Blick ab und schüttelte nur schweigend den Kopf.
    »Alles in Ordnung, Mauricio.«
    Unvermittelt klang Honors Stimme sanft, fast zärtlich und mitfühlend. Neukirch blickte sie an, als er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter fühlte.
    »Alles in Ordnung«, sagte sie erneut, immer noch sehr leise. »Wenigstens ein paar von ihnen haben wir befreien können. Im Vergleich zur ganzen Galaxis ist das vielleicht völlig bedeutungslos. Aber nicht für diese Leute. Und auch für uns nicht, Mauricio. Auch für uns ist das kein bisschen bedeutungslos.«
    Das Klingeln des Coms auf ihrem Nachttisch riss Honor aus unruhigen Träumen. Sie erwachte so wie immer, war sich jedoch augenblicklich ihrer Umgebung bewusst – das war die Folge jahrelangen Drills im Dienste der Navy. Doch die Schreckensbilder aus ihren Träumen – die Dinge, die sie an Bord dieser Plattform gesehen hatte, die zerschmetterten Gesichter und die nur allzu oft entsetzlich vernarbten Körper der endlich befreiten Gefangenen – hatte sie immer noch vor Augen, als Nimitz sich von seinem gewohnten Schlafplatz – ihrer Brust – herunterrollte. Der Kater stieß einen missmutigen, verschlafenen Laut aus. Honor warf ihm ein halb entschuldigendes Lächeln zu und kraulte ihn mit der linken Hand sanft hinter den Ohren. Mit der Rechten tastete sie gleichzeitig nach dem Annahmeknopf.
    »Ja?« Das Wort klang klar und deutlich.
    »Skipper«, hörte sie Taylor Nairobis Stimme, während auf dem Combildschirm nur das Hintergrundbild des Schiffes zu sehen war. »Ich denke, Sie sollten sich etwas überziehen und raufkommen.«
    »Warum das?« Nun klang ihre Stimme deutlich schärfer. Konzentriert kniff Honor die Augen zusammen.

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