Die Feuertaufe
Arrow-Alphas . Das bedeutet, dass sie auch bewaffnet ist.«
Judiths Augen weiteten sich, und Michael schüttelte den Kopf.
»Jetzt komm nicht auf die Idee, das sei ein ausgewachsenes Kampfschiff, Judith! Die verfügen im Prinzip über die gleichen Waffen wie ein Sturmshuttle in Standardausführung, aber die sind von Anfang an ja auch nur für wirklich wichtige VIPs gedacht gewesen.« Dieses Mal wirkte sein Lächeln ein wenig schief. »Deswegen werden Vincents Leute tatsächlich zulassen, dass ich in einem dieser Dinger durch die Gegend sause, ohne darauf zu bestehen, dass uns ein ausgewachsener Zerstörer folgt, ›nur für den Notfall‹.«
Verständnisvoll nickte Judith, und Michael zuckte mit den Schultern.
»Der Beschleunigungswert der Banshee wird etwa vier oder fünf Prozent unter unserem liegen, aber ihre Partikelabschirmung ist genauso gut wie unsere, also werden wir auch nicht schneller sein als sie, wenn wir beide die maximale sichere Reisegeschwindigkeit erreicht haben. Aber wir werden diese Geschwindigkeit zumindest schneller erreichen als sie, und wir können auch schneller wieder abbremsen, also sollten wir bei der Verfolgungsjagd ein wenig Zeit aufholen können. Aber« – wieder blickte er Judith an und war ihr gegenüber so ehrlich, wie sie das nun einmal verdiente – »viel wird es wohl leider nicht sein.«
»Wie lange werden wir brauchen, um das Ziel zu erreichen?«, fragte Judith nach.
»Wenn die wirklich nach Sphinx fahren?«, gab Michael zurück. »Ich habe mir die Zahlen einmal angeschaut. Ich denke, eine Pryderi sollte das in ungefähr vier Stunden und fünfzig Minuten schaffen. Wir werden nur ungefähr sieben oder acht Minuten schneller sein, und sie haben einen Vorsprung von gut zwanzig Minuten. Das bedeutet, wir werden sie nicht einholen, bevor sie den Planeten erreicht haben. Aber wir werden ihnen dicht auf den Fersen sein – auf jeden Fall dicht genug, um zu sehen, wohin sie dann weiterfahren. Ich kann mich auch schon über Com bei der Flugleitstelle melden und dafür sorgen, dass bereits ein Shuttle bereitsteht, wenn wir im Orbit eintreffen. Und wahrscheinlich werden wir auch ein wenig im Vorteil sein, wenn es darum geht, vom Astro-Lotsendienst die Genehmigung für den Landeanflug zu erhalten. Vielleicht schaffen wir es sogar vor ihnen auf die Oberfläche – angenommen, sie wollen überhaupt die Oberfläche erreichen und haben es nicht auf eines der Orbitalhabitats abgesehen. Und wenn wir nicht vor ihnen an der Oberfläche sind, dann wird es schlimmstenfalls ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen.«
»Und die Ogapoge ist groß genug für uns alle?«, erkundigte sich Judith.
»Mehr als das«, antwortete Michael. »Ich hatte gehofft …«
Nun klang seine Stimme ein wenig sonderbar. Er räusperte sich und setzte erneut an.
»Ich hatte gehofft, ein paar Freunde auf einen Ausflug mitnehmen zu können – damit wir uns auch die anderen Planeten im System anschauen könnten. Aber ich wusste natürlich nicht, wie groß unsere Truppe dann letztendlich sein würde.«
Erstaunt blinzelte Judith. Er meint mich. Ich bin mir sicher, er will mir gerade sagen, er habe mit Ruth und mir auf einen solchen Ausflug gehen wollen. Und er hat von Anfang an nicht nur an uns beide gedacht, sondern auch an jeden, den ich vielleicht hätte mitnehmen wollen, damit ich nicht schlecht über ihn denke … Und Leibwächter, natürlich. Leibwächter sind ja immer und überall dabei.
Darüber dachte sie ein wenig nach. Ihr wurde bewusst, dass ein junger Mann sich nur dann Sorgen darüber macht, ob eine junge Frau schlecht über ihn denkt, wenn er für sie mehr empfindet als bloße Freundschaft.
Oder vielleicht, wenn er verhindern will, dass sie auch nur auf die Idee kommt, er sehe in ihr mehr als nur »eine Freundin«?
Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen, rieb sich über Wangen und Schläfen, versuchte den verwirrenden Mahlstrom der Gedanken zu vertreiben, bevor er sie ganz überwältigen konnte. Das Gedankengewirr vermischte sich immer weiter mit ihrer Sorge um Ruth, bis Todd den Flugwagen sanft an dem vorgesehenen Liegeplatz zum Stillstand brachte.
Vincent Valless stieg als Erster aus und wandte sich an die verschiedenen Sicherheitskräfte, die sofort zu ihm hinübergeeilt kamen. Ihre Mienen wirkten entspannt, trotz all der Förmlichkeit, die sie in ihrer Haltung an den Tag legten. Sie wussten ganz genau, dass der junge Mann, der sich gerade vom Rücksitz erhob, der derzeitige Kronprinz und der einzige
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