Die Feuertaufe

Sternenkönigreich aufzukündigen.«
    »Das stimmt wohl«, bestätigte Babette. »Schließlich ist dieses Bündnis ja ohnehin beinahe gar nicht zustande gekommen. Wenn sich die Navy nicht in etwas eingemischt hätte, was eine rein innenpolitische Angelegenheit war, dann hätte sich, so denke ich zumindest, die Grayson-Regierung gegen dieses Bündnis entschieden. Du hast recht. Unser wichtigstes Ziel war ja von Anfang an, dieses Bündnis zu einem Ende zu bringen. Dass dabei auch noch die königliche Familie in Misskredit gerät, war ja ohnehin nur ein wünschenswerter kleiner Bonus.«
    George hatte die Zustimmung seiner Gemahlin gar nicht erst abgewartet. Er hatte die Hand bereits nach dem Com ausgestreckt und rief jetzt den Code der Banshee auf. Wegen der zahlreichen
    Sicherheitsvorkehrungen, auf die sie hier unmöglich verzichten konnten, dauerte es ein wenig länger, bis die Verbindung hergestellt wurde – ganz zu schweigen davon, dass die Banshee bereits unterwegs war und seit fast sechsunddreißig Minuten mit 5,491 Kps 2 beschleunigte. Mittlerweile war sie mehr als 12,8 Millionen Kilometer weit von Manticore entfernt und fuhr mit 11 860 Kilometern pro Sekunde. Das waren gerade einmal drei Prozent der Lichtgeschwindigkeit, deswegen machte sich die Zeitdilatation kaum bemerkbar – wohl aber der Verzögerungseffekt von zweiundvierzig Sekunden, der sich für lichtschnelle Signale bei derartigen Entfernungen ergab.
    Wie bei dem Gespräch mit Judith würden auch hier die Datenpakete weder Georges Gesicht noch seine Stimme übertragen. Anonymität war hier schließlich das A und O. Als George ursprünglich Kontakt mit Dulcis McKinley und Wallace Ward aufgenommen hatte – den Berufsverbrechern, die bei dieser Angelegenheit hier dem Ehepaar Ramsbottom die eigentliche Arbeit abnahmen –, hatte sich George ihnen als revolutionärer Fanatiker vorgestellt.
    Welche Ziele er – oder sie; George hatte sich dafür entschieden, sich ausschließlich als androgynes Wesen darzustellen, fast wie ein Engel – so fanatisch verfolgte, blieb dabei bewusst unklar. Absichtliches Einstreuen einiger Phrasen wie »Der Wille Gottes« und »Göttliche Offenbarung« sollte den Eindruck erwecken, bei besagtem Fanatiker handelte es sich nicht um einen ganz gewöhnlichen Bürger des Sternenkönigreichs, schließlich waren die weitaus meisten Manticoraner zumindest hinsichtlich politischer Überlegungen eher pragmatisch eingestellt, ganz egal, wie religiös sie auch sein mochten.
    »Wir wechseln zu Plan B«, verkündete George ohne einleitende Worte. »Sie bringen das Kind nicht nach Choire Ghlais, sondern sorgen für ein Bahnrendezvous mit der Kwahe’e .«
    Geduldig wartete er ab, bis die Daten die Banshee erreichten und die Antwort des Shuttles den langen Rückweg hinter sich gebracht hatte. Etwas mehr als vierundachtzig Sekunden später war es so weit.
    »Ein Rendezvous mit der Kwahe’e ?«, fragte Wallace Ward nach. »Warum das denn?«
    Es entging George nicht, dass sein Gesprächspartner ebenso unzufrieden wie misstrauisch klang. Das überraschte ihn nicht im Mindesten. Dieser Mann war ein echter Profi: Unerwartete Veränderungen mochte er nicht.
    »Dass diese Möglichkeit besteht, hatten wir von Anfang an erwähnt«, rief ihm George ins Gedächtnis zurück. »Deswegen haben wir dieses Rendezvous ja auch schon im Vorfeld vorbereitet. Und nun verlangt Gott der Herr von uns, dass wir in dieser Weise handeln. Und Sie sollten wissen, dass Sie möglicherweise verfolgt werden.«
    »Das ist unwahrscheinlich«, erwiderte Ward anderthalb Minuten später hitzig.
    »Alles ist möglich«, ermahnte ihn George streng, »und nur Gott der Herr alleine ist unfehlbar. Als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme werden Sie Aslan Station ansteuern und die Banshee gegen die Cormorant austauschen. Auf diese Weise ändern Sie Ihren Transpondercode. Beides sind Schiffe der Pryderi -Klasse, also sollten Sie keine Schwierigkeiten haben. Und mit der Cormorant führen Sie dann das Rendezvous mit der Kwahe’e durch.«
    »Wir werden tun, was Sie sagen«, bestätigte der andere Mann nach der unvermeidbaren, langen und sehr ärgerlichen Verzögerung. »Aber erst wenn unser Banksaldo uns verrät, dass die entsprechende zusätzliche Einzahlung eingegangen ist.«
    »Gut«, erwiderte George. »Die entsprechende Summe ist soeben auf Ihr Konto gegangen. Wenn Sie das Kind in die Obhut des Captains der Kwahe’e gegeben haben, wird auch die letzte Zahlung freigegeben. Ab da