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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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blinzelte und versuchte, klar zu sehen, denn in ihrem Kopf hämmerte es so heftig, dass sie fast überhaupt keine optische Wahrnehmung mehr hatte. Als sie erneut versuchte, zu Beatrice durchzudringen, übertönte Gustans Wut alles andere.
    Schnee konnte es ihm nicht verübeln. Sie wäre auch sauer gewesen, wenn ihr Geliebter ihr ein Messer in die Brust gestoßen und ihre Seele eingesperrt hätte. Sie versuchte, sich an Gustans Gedanken vorbeizuschieben -
    Ihr Geist berührte den Gustans - vielmehr das, was davon noch übrig war. Wenig mehr als zusammenhanglose Erinnerungen und Gefühle. Sie sah ihn mit Lirea, wie sich seine Finger in ihre Arme gruben, als sie sich zusammen wiegten.
    Das war vertraut ... Schnee spannte sich an. Sie hatte Stücke dieser Vision in Lireas Träumen gesehen, bevor die Berührung von Schnees Magie die Meerjungfrau aus dem Schlaf geweckt hatte. Bevor Lireas Luftgeister sie fast getötet hatten.
    Sie zwang sich, bei Gustan zu bleiben. Sie waren auf einem eingedockten Schiff, und die Koje schaukelte im Takt der Bewegungen der Wellen. Lireas Körper war noch nicht menschlich. Gustans Hände umklammerten ihre Schwänze und drückten sie weiter auseinander, als ein Mensch es ertragen hätte. Lirea klammerte sich an ihren Prinzen, unerfahren, aber begierig.
    Die Bilder zersprangen, und dann begrüßte Gustan seinen Bruder Varisto an den Piers. Gustan lachte und scherzte, als er den Matrosen half, das Schiff zu entladen, während Varisto mit missbilligend verschränkten Armen dabeistand.
    Wer war Varisto, dass er sein Handeln in Frage stellte? Varisto könnte von Glück sagen, wenn er irgendeinen unbedeutenden Titel erbte, tief am Arsch Hilads. Er war genauso schlimm wie Vater, ein wimmerndes Kind, das zu viel Angst hatte, um sich das zu nehmen, was ihm rechtmäßig zustand. Das Kaiserreich brauchte Stärke, um fortzubestehen.
    Eine dritte Erinnerung. Lirea, die am Strand hochhinkte und um Vergebung bettelte. Gustan, der lachte, als er ihr erzählte, wie er sich ein neues Mädchen genommen hatte. Lirea weinte und sagte ihm, sie würde ohne ihn sterben. Langsam geriet Gustan ins Wanken.
    Lag da immer noch Macht in Lireas Stimme, ein Hauch von Undinenzauber, der ihr half, Gustans Verstand zu beeinflussen? Schnee konnte es nicht sagen. Er hatte ihre Bitte, sie zu heiraten, zwar schon schroff abgewiesen, aber der Anblick von Lireas Körper überwand seine Abneigung. Gustan drückte sie herunter auf den feuchten Sand. Sie küsste ihn auf den Hals, und dann wich er zurück, weil etwas in ihm weggezerrt wurde, zu Lirea hingezogen wurde. Er rollte von ihr herunter. Lirea folgte ihm, und ihre Verwirrung war offensichtlich. Gustan packte sie am Hals und warf sie fluchend zur Seite.
    Lirea kletterte wieder auf ihn, presste sich an ihn und rief damit erneut das reißende Gefühl in seinem Körper hervor. Schnee erkannte Morverens Zauberei, eine kaum hörbare Melodie, die tief in Gustan hineingriff. Mit einem wütenden Knurren schlug er ihr ins Gesicht und stieß sie zur Seite. Er holte aus, um sie noch einmal zu schlagen, und Lirea rammte ihm ein Messer in die Brust.
    Schnee keuchte, denn sie spürte den Stoß so deutlich, als wäre sie es, die mit Lirea an jenem Strand war. Sie öffnete die Augen, aber die Erinnerungen verblassten nicht. Noch immer konnte sie die Klinge spüren, die an ihren Rippen kratzte, und sie konnte immer noch den Schock in Lireas Gesicht sehen. Schock und die dämmernde Erkenntnis, was sie getan hatte - vielmehr, was durch sie getan worden war.
    Schnee versuchte, sich von den Erinnerungen zu lösen, aber der Griff des Messers war stärker geworden. Sie stemmte mit der rechten Hand die Finger der linken zurück und ließ das Messer fallen, aber dessen Macht blieb hängen. Wie viel Blut hatte sie ihm gegeben? Oder war es so, dass sie empfänglich für seine Magie geworden war, als sie mit ihrem Geist in die Verzauberungen gegriffen hatte, um Beatrice zu finden? Sie konnte spüren, wie die Magie des Messers sie hereinzuziehen versuchte.
    Ihr Mund war trocken, und die Lippen klebten ihr an den Zähnen, als sie flüsterte:
    »Graue Steine, graue Steine,
    hört meinen Ruf.
    Graue Steine, graue Steine,
    baut eine große, starke Mauer.«
    Langsam errichtete sie einen Schild zwischen sich und dem Messer und schwächte dadurch die Bindung zwischen ihnen.
    Schnee?
    Noch nie zuvor hatte sie Angst bei Königin Beatrice gehört. Aber Schnee war nicht stark genug, um ihr zu helfen; wenn sie noch

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