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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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Gewalt.
    Sie fuhr mit dem Finger über die Klinge. Die Abalone fühlte sich warm und nass an, als sei das Blut, das sie zu schmecken bekommen hatte, nie wirklich getrocknet. Sie wischte sich die Hand am Hemd ab.
    »Du solltest dich ausruhen«, sagte Danielle. »Können wir dir irgendwas bringen? Wenn du noch Brechreiz hast, könnte ich dir etwas von dem Tee brühen, den du für mich mitgenommen hast.«
    »Ich muss mit Morveren sprechen!«, erklärte Schnee. »Ich brauche ihre Hilfe, um -«
    »Morveren hat versucht, uns alle umzubringen!« Talia hatte Schnee unentwegt angesehen; jetzt wandte sie den Blick ab.
    »Das verstehe ich nicht.« Schnee blickte erst Talia an und dann Danielle, die bestätigend nickte.
    »Ihr Unterricht und ihre Ratschläge hätten dich um ein Haar das Leben gekostet.« Talia wandte sich ab. Als sie wieder sprach, war ihre Stimme ruhiger. »Sie ist im Laderaum eingesperrt. Wenn wir in Lorindar ankommen, kannst du mit Vater Isaac zusammen -«
    »Nein! Es ist mindestens noch eine Tagesreise bis nach Lorindar«, sagte Schnee und versuchte, nicht an Morveren zu denken. »Kann Beatrice es sich leisten, noch einen Tag zu verlieren? Ich nehme an, du hast schon mit Armand gesprochen, Danielle?«
    »Während du geschlafen hast«, gab diese zu. »Beatrice ist ... noch am Leben, aber es geht ihr nicht gut.«
    Schnee berührte die Vorderseite ihres Halsbands und spürte die Wärme der Spiegel. Sie kniff die Augen zusammen, um die beiden Messer zu zwingen, sich zu einem zusammenzuschieben. Irgendwo in diesem Messer war Beatrice. »Spieglein, Spieglein, in der - nein, das reimt sich nicht.«
    »Was hast du vor?«, fragte Danielle.
    Das Hämmern in Schnees Schädel wurde heftiger, als sie sich konzentrierte. »Spieglein macht schnell, sonst muss ich brechen, lasst mich mit meiner gefangenen Königin sprechen.«
    Nicht ihr bester Reim, aber die Worte halfen. Morveren wäre enttäuscht gewesen, aber gerade jetzt brauchte Schnee die zusätzliche Macht ihrer Spiegel. Ohne diese Macht hätte sie im Moment vermutlich nicht einmal den einfachsten Zauber wirken können.
    Sowohl Talia als auch Schnee beugten sich näher heran, als hofften auch sie, Königin Beatrices Stimme zu hören.
    Schnee versuchte nach Kräften, den Lärm des Schiffes und der Mannschaft auszusperren. Da war etwas ... Ein summendes Geräusch, wie ein Streit in einem fernen Raum. Sie konnte sich nicht genug konzentrieren, um die Worte auszumachen.
    »Ich brauche meine Ungestörtheit.« Schnee stand auf, und der Raum drehte sich um sie. Sie streckte die Hand nach einem der Deckenbalken aus, um sich daran festzuhalten, aber sie sah wieder alles doppelt und griff vorbei. Talia fing sie an den Ellbogen auf, bevor sie hinfallen konnte.
    »Du brauchst Ruhe«, sagte Danielle.
    Mit einer Hand auf Schnees Arm griff Talia hinüber und nahm das Messer an sich. »Wie wär's, wenn ich das nehme? Du wirst uns nicht viel nutzen, wenn du umkippst und dich aufspießt.«
    »Genau genommen könnte das sogar funktionieren«, murmelte Schnee. »Das Messer war ursprünglich dazu bestimmt, eine einzige Seele aufzunehmen. Mehr Leute damit niederzustechen könnte die darauf liegenden Zauber komplett zerstören. Allerdings könnte dabei dasselbe mit den Seelen passieren. Hm ...«
    Sie entzog sich Talias Griff und legte eine Hand an die Decke, um das Gleichgewicht zu halten. Schmerz pulsierte durch ihren Schädel und verwischte mit jedem Pulsschlag ihre Sicht. »Ich brauche auch einen neuen Verband.«
    Talia versperrte ihr den Weg zur Tür. »Muss ich dich am Bett festbinden, damit du schläfst?«
    Es wäre ihr zuzutrauen; sie war in solchen Sachen furchtbar stur. Schnee setzte sich wieder hin. »Eigentlich, Danielle, könnte etwas Tee mir tatsächlich helfen, meinen Magen zu beruhigen.«
    »Aber sicher.« Danielle drückte Schnees Hand und stahl sich fort.
    Talia wühlte sich durch Schnees Sachen und förderte ein paar saubere Lappen zutage, aus denen sie einen Verband anfertigte. Sie war geschickter darin, Leuten Wunden zuzufügen als sie zusammenzuflicken, aber Schnee wusste, dass sie auch jede Menge Übung in Letzterem bekommen hatte.
    »Danke.« Schnee lehnte sich im Bett zurück und schloss die Augen. Sie hörte, wie Talia sich auf den Schrankkoffer setzte. »Du bleibst hier?«
    »Glaubst du etwa, ich lasse dich mit einer solchen Verletzung schlafen, ohne ein Auge auf dich zu haben?«
    »Ich komme schon wieder in Ordnung.« Schnee holte tief Luft und fing an, vor sich

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