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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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und Nadeln hauptsächlich - alle zu klein, um als Waffen zu dienen. Sie wählte eine lange Nadel aus, die stark und spitz genug war, zweifach gefaltetes Leder zu durchbohren.
    »Ich weiß, dass du da drin bist, Bea.« Vorsichtig drückte sie die Nadelspitze in die Haare, die um das Messerheft gewunden waren, und schob sie auseinander, bis ein kleiner Spalt von dunklem Violett sichtbar wurde. Ein bisschen mehr Graben enthüllte den Rand einer Schuppe. Das war eine von Lireas Schuppen, von der Größe her denjenigen der Puppe ähnlich, die Schnee am Turm verloren hatte.
    Die Schuppen ergaben in Anbetracht des Zwecks des Messers Sinn. Morverens Zauber war dazu gedacht, Gustans Seele an Lirea zu fesseln.
    Und sie hatten dieses Messer genommen. Was würde jetzt aus Lirea werden? Wie weit durfte Lirea sich von Gustans Seele entfernen, bevor Morverens ursprünglicher Zauber ihr Leben forderte?
    »Du hättest die Verwandlung nicht dauerhaft machen sollen«, murmelte Schnee. »Jedes Mädchen glaubt, dass sie in ihren Ersten verliebt ist. Gib ihr etwas Zeit als Mensch und schau dir an, wie es läuft. Verheirate sie nicht mit einem Mann, mit dem sie kaum gesprochen hat, außer in ein paar wenigen, unbeholfenen gemeinsamen Nächten.«
    Sie nahm ein Messer, das zum Zerteilen von Samen und winzigen Lebewesen geeignet war, drückte die kurze, rasiermesserscharfe Klinge auf ihren Daumen und zuckte zusammen, als sie das Fleisch ritzte.
    Furcht und Aufregung beschleunigten ihre Atmung, als sie die Abaloneklinge mit dem Blut betupfte. Zuerst passierte nichts. Sie drückte auf ihren Daumen und schmierte mehr Blut aufs Heft.
    Wenn sie nicht darauf gewartet hätte, hätte sie vielleicht gar nicht bemerkt, wie die Magie des Messers nach ihr griff. Morverens Zauber war sowohl stark als auch subtil. Schnees Daumen wurde kalt und fing an zu kribbeln, als wäre er eingeschlafen. Sie zog die Hand zurück und lutschte an der Wunde, während sie das Messer forschend betrachtete. Die Magie fühlte sich wie ein Spinnennetz an, das ihre Hand ans Heft klebte. Im Moment konnte sie dieses Band noch mühelos durchtrennen; mehr Blut würde es schnell unzerstörbar machen.
    »Königin Bea?« Beatrice antwortete nicht, deshalb fütterte Schnee das Messer mit einem weiteren Tropfen Blut. Ein leises Summen im Hinterkopf belohnte sie dafür. Stimmen, zu weit weg, um sie auszumachen. »Bea, ich bin es. Bitte höre mich!«
    Magie zerrte an ihrer Hand wie ein Fisch, der an der Angelschnur knabbert. Schnee zog die Hand zurück. »Hör auf damit!«
    Die Bindungen am Messer erinnerten sie an die Zauber, die sie an Morverens Seelenkrügen berührt hatte. Sie hatte noch nicht die Zeit gefunden, den Krug herauszunehmen, den sie sich ... geliehen hatte, und ihn näher zu untersuchen. Sie fragte sich, ob das Innerste des Messergriffs, genau wie jene Krüge, sich als hohl herausstellen würde.
    Schnee nahm ihre Nadel wieder in die Hand, schob sie unter den Rand einer Schuppe und bog sie nach hinten. Die Stimmen wurden lauter, der Tonfall eindringlicher, aber Schnee konnte nicht verstehen, was sie sagten. Sie mochten Schnee erzählen, dass sie auf dem richtigen Weg war, um Morverens Zauber aufzudröseln, es war aber auch genauso gut möglich, dass sie vor Schmerz und Entsetzen schrien.
    Noch mehr Blut half ein wenig. Die Stimmen schienen nicht vom Messer selbst zu kommen, vielmehr hörte Schnee sie in ihrem Kopf, durch das Band, das sie mit ihrem Blut geschaffen hatte.
    »Beatrice?« Fast konnte Schnee sie hören. Nicht eine einzige Stimme, sondern viele, die alle unterschiedliche Melodien sangen: Schmerz und Verwirrung und Angst und Hoffnung und Müdigkeit, ganz als hätte Beatrice sich in hundert Stimmen aufgespalten. Dann, ohne Warnung - Erkenntnis.
    Schnee blinzelte Tränen zurück, als sie noch mehr Blut auf dem Griff verteilte. »Ich bin hier, Bea! Ich habe dich!«
    Einen Herzschlag lang sprach der Chor wie eine Stimme: Schnee?
    Andere Stimmen verlangten lautstark nach Gehör. Nein, nicht Stimmen, sondern eine männliche Stimme, die schrie wie viele. Stärker als Beatrice, übertönte er sie in seiner Wut und seinem Entsetzen.
    »Prinz Gustan?« Es kam keine Antwort. Entweder konnte er sie nicht hören, oder er kannte seinen eigenen Namen nicht mehr. Weder Gustan noch Beatrice verfügten über ausreichendes Bewusstsein, um ihr vom Innern des Messers aus zu helfen.
    »Ich werde euch da rausbekommen!«, versprach sie. Die Kakophonie der Stimmen wurde lauter. Sie

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