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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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des linken Schwanzendes gezielt. Es schien kein Blut auszutreten, aber die Wunde war offensichtlich schmerzhaft. Morveren packte das Messer mit beiden Händen und versuchte, es herauszuziehen.
    »Ich habe noch mehr Messer«, sagte Talia. »Rechtfertige dich, Meerjungfrau! Lirea hat dich gebeten, sie zu einem Mensch zu machen. Du hast sie zu etwas anderem verbogen.«
    »Sie kann kein Mensch sein.« Morveren gab es auf mit dem Messer und ließ sich zurückfallen. »Niemand von uns kann das.«
    »Wieso nicht?«
    »Mensch zu sein erfordert eine Seele.«
    Lannadae packte Morveren am Arm. »Großmutter, du kannst doch diesen schrecklichen Geschichten keinen Glauben schenken!«
    Morveren schlug Lannadae auf die Hand. »Es sind mehr als bloß Geschichten, du dummes Kind! Wir wurden unvollständig erschaffen, mehr Tier als Mensch. Ich habe zwei Jahrhunderte lang Seelen studiert. Man könnte mir Lireas Abaloneklinge in die Brust stoßen, und ich würde genauso tot umfallen wie jeder andere auch, aber ich würde mich nicht zu Gustan und eurer Königin gesellen. Nichts von einem der Unseren lebt nach dem Tod fort. Wir sind Monstrositäten, geformt aus Magie und dem Schaum der See, aber wir können mehr sein! Durch Lirea.«
    In ihren Worten lag eine Intensität, die Talia zusammenzucken ließ. Wäre nicht Schnees Kreis gewesen, sie hätte geglaubt, dass Morverens Worten Magie innewohnte. »Dann wolltest du also Lirea eine Seele geben. Gustans Seele.«
    »Nicht nur Lirea«, sagte Morveren und stürzte sich nach vorn, bis die Ketten und das Messer in ihrer Flosse sie aufhielten. »Ihren Kindern. Und den Kindern ihrer Kinder. Eine neue Abstammungslinie von Undinen, eine mit der Fähigkeit, an Land genauso wie im Meer zu leben. Lirea wird die Stämme vereinen und unsere Rasse retten.«
    »Und ihr Krieg gegen die Menschen?«, fragte Talia.
    »Der war nicht geplant«, räumte Morveren ein. »Gustan war gleichermaßen aggressiv wie ehrgeizig; Charakterzüge, die Lirea brauchte. Das ist einer der Gründe, weshalb ich ihre Verbindung vorangetrieben habe. Ich vermute, dass es sein Einfluss war, der sie dazu gebracht hat, sich gegen die Menschen zu wenden.«
    Und zu versuchen, den Glanz des Hiladi-Reichs wieder aufleben zu lassen, vermutete Talia. Wäre es nicht um Beatrice gegangen, sie hätte Morveren auf der Stelle getötet.
    Lannadae zitterte. »Kein Wunder, dass Lirea mich hasst! Sie denkt, ich hätte dir geholfen, Gustan zu ermorden!«
    »Du hast nichts davon gewusst.« Talia hockte sich vor Morveren. »Erzähl mir von dem Sturm, der Gustans Schiff gegen die Felsen warf!«
    »Ich war damals noch stärker. Es gelang mir, seine Schoßgeister lange genug zu beeinflussen, um die Sache zu arrangieren.« Morveren legte sich zurück. »Euer Volk ist mir egal. Gib mir das Messer! Lass mich mein Werk zu Ende bringen und meine Enkelin retten! Ich werde dafür sorgen, dass sie Lorindar in Frieden lässt.«
    »Deshalb hat Schnee also gesagt, der Zauber in dem Messer sei unvollständig!« Talia griff an ihren Gürtel und zog das Messer heraus. »Gustan zu töten hat seine Seele gefangen und Lirea am Leben erhalten, aber damit warst du noch nicht fertig: Du musst diese Seele in ihren Körper zwingen!«
    »Ich kann sowohl eure Königin als auch meine Enkelin retten.«
    »Ich habe eine bessere Idee. Du hilfst Schnee, Beatrice zu retten, und dann überlasse ich Danielle die Entscheidung, ob du am Leben gelassen wirst oder nicht.«
    Morveren spuckte aus. »Weshalb sollte ich mich damit einverstanden erklären?«
    Ohne hinzusehen jagte Talia das Messer ins Fleisch von Morverens Schwanz in der Nähe des Stumpfs. Der Schrei der Meerjungfrau tat ihr trotz des Bienenwachses in den Ohren weh. Talia hob die Stimme und sagte: »Weil Danielle einen übertriebenen Hang zum Mitleid hat, wohingegen ich Leute, die Zauberei benutzen, um ihre Kinder zu ›verbessern‹, ausgesprochen negativ beurteile.«
    »Mein Volk wird dich als Teufelin in Erinnerung behalten!«, giftete Morveren und umklammerte ihren Schwanz. »Eine Teufelin, die uns alle verdammt hat!«
    Talias Lächeln war so kalt, dass beide Meerjungfrauen zusammenzuckten. »Ich bin schon Schlimmeres genannt worden. Und alles ist besser als diese alberne Dornröschengeschichte.«
*
    Winzige Füße gruben sich in Danielles Rippen. Sie stöhnte und rollte sich herum, um Platz für ein Kind zu machen, das, ungeachtet seiner Größe, es irgendwie geschafft hatte, ein gutes Stück mehr als das halbe Bett für sich

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