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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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mit den Fingern zurückzukämmen, wobei sie sorgfältig darauf achtete, den Verband nicht in Unordnung zu bringen. Schnees Haare rochen nach Chrysanthemen - einer der Düfte, die sie selbst zusammenstellte. Dieser hier war süßer als sonst und hatte ein feines Honigaroma, das unter den Blütengeruch gemischt war.
    Talia ließ die Hände auf Schnees Schultern wandern und knetete die verspannten Muskeln durch. Ihre Daumen bewegten sich am Halsansatz hoch.
    Schnee keuchte, als Talia auf eine besonders widerspenstige Stelle drückte. »Die Zauber in diesem Messer waren nicht dazu vorgesehen, so lange zu wirken«, murmelte sie. »Das Messer war ein Notbehelf, um sie am Leben zu halten.«
    »Was bedeutet das?«, fragte Talia, während sie mit den Händen tiefer ging, um die Muskeln zwischen Schnees Schulterblättern zu bearbeiten. Schnee stöhnte und legte den Kopf auf den Spiegel. Der Verband war immer noch weiß, was bedeutete, dass die Blutung aufgehört hatte. Das war ein gutes Zeichen.
    »Weiß nicht«, sagte Schnee. »Gustan war bloß eine Komponente in ihrem Zauber. Aber Lirea hat sich zur Wehr gesetzt - damit hatte Morveren nicht gerechnet.«
    »So wie sie sich gewehrt hat, als wir das Messer geklaut haben.«
    »Sie ist stark. Morveren muss stinksauer gewesen sein, als Lirea sich nicht dafür interessierte, zaubern zu lernen.« Schnee gähnte. »Morveren ist eine gute Lehrerin. Wie kann so eine schlechte Person eine gute Lehrerin sein?«
    »Als ich versucht habe, dir das Schwertkämpfen beizubringen, hast du gesagt, ich sei eine fürchterliche Lehrerin.«
    Schnee kicherte. »Das bist du auch. Du bist zu ungeduldig, und du gibst ständig an.«
    Talias Gesicht wurde warm. Sie prahlte nur selten mit ihren Elfengaben, aber bei Schnee ... »Na ja, du gibst manchmal auch keine besonders gute Schülerin ab. Weißt du noch, wie du dich eine volle Woche lang geweigert hast, ein Schwert in die Hand zu nehmen, weil die Übungsjacke zu ›unvorteilhaft‹ war?«
    Die einzige Antwort war ein tiefes Schnarchen. »Glaub mir«, flüsterte Talia, »die Jacke war ganz schön vorteilhaft!«
    Danielle durchquerte den Raum, um das Messer auf Schnees Spiegel an sich zu nehmen. »Für den Augenblick werde ich es Vater Isaac überlassen.«
    Talia nahm Papier und Feder zur Hand und kritzelte eine schnelle Nachricht, bevor sie wieder zu Danielle zurückging. »Und wo bist du zu finden?«
    Danielle ächzte und sah hoch. »Oben, wo ich versuchen werde, Theodore zu helfen, einen Krieg zu vermeiden.«
*
    Talia wurde auf ihrem Weg aus dem Palast nur einmal angehalten. Sie seufzte und täuschte Verdruss vor, während sie erklärte, dass die Prinzessin etwas auf dem Schiff vergessen hatte und dass es natürlich sofort geholt werden musste. Wenig später saß sie auf einem Pferd, das vor einen Wagen gespannt war, und ritt die Straße zum Hafen hinunter.
    Der Ritt schien eine Ewigkeit zu dauern, obwohl der Mond sich kaum bewegt hatte, bis Talia ankam. Dieselbe Ausrede brachte sie an den Männern des Hafenmeisters vorbei, der verständlicherweise neugierig war, wieso eine einzelne Reiterin zu dieser späten Stunde das Schiff der Königin erreichen musste.
    Talia rief die Phillipa an und war nicht überrascht, als Kapitän Hephyra antwortete. Soweit Talia es sagen konnte, schlief Hephyra fast genauso selten wie sie selbst.
    »Schön, Euch wiederzusehen!«, rief Hephyra. »Soll ich ein Boot rausschicken?«
    »Nicht nötig!« Talia schüttelte ihre Sandalen ab und hechtete vom Ende des Kais ins Wasser. Als sie am Schiff ankam, hatte Hephyra bereits ein Tau heruntergelassen. Sie zog Talia hoch, als möge sie überhaupt nichts.
    »Kommt Ihr, um mich mit meinem Angebot beim Wort zu nehmen?«, fragte die Dryade.
    »Nicht heute.« Talia wrang sich das Wasser aus den Haaren. »Ich muss mir einen Eurer Gäste ausborgen.«
    »Nehmt sie beide!«, sagte Hephyra mit unverkennbarer Verärgerung. »Die Mannschaft wird sich freuen, sie gehen zu sehen! Sie sind unten im Laderaum. Bevor sie ging, hat Eure Freundin Schnee einen Kreis zusammengebastelt, um Morveren daran zu hindern, ihre Zauberei einzusetzen. Hat sich vor Anstrengung beinah umgebracht, aber es scheint funktioniert zu haben.«
    »Danke.« Talia biss die Zähne zusammen und ging übers Deck zu den Leitern.
    »Wollt Ihr eine Eskorte?«, bot Hephyra an.
    Talia langte in den Beutel an ihrer Taille und nahm eine Kugel Bienenwachs heraus. Sie drückte zwei kleine Stücke ab und stopfte sie sich in die Ohren.

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