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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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»Nein, danke.«
    Die Luft wurde kühl, als Talia zum Schiffsboden hinabstieg. Die Planken knarrten unter ihren Füßen. Unter diesem Deck lieferten Steine und Erde Ballast für die Phillipa. Die Luft roch wie das Feld eines Bauern nach einem heftigen Frühlingsregen.
    Talia rümpfte die Nase: ein stark gedüngtes Feld.
    Ihre nackten Füße platschten durch Pfützen. Kisten und Fässer waren zu beiden Seiten befestigt und bildeten so etwas wie einen dunklen, beengten Korridor. Weiter hinten, aufgehängt am Mittelbalken, brannte eine einsame Laterne.
    Talia zog den Kopf ein und arbeitete sich an Ersatztauen, Nahrungsvorräten für die Mannschaft und mehreren Fässern, die nach Teer rochen, vorbei. Im hinteren Teil, wo der Besanmast durch sämtliche Decks bis ganz hinunter zum Kiel reichte, saß Morveren, mit Ketten an den Mast gefesselt. Durch die Pfützen konnte Talia schwache Kratzer im Boden erkennen, wo Schnee ihren Zauber gewirkt hatte.
    Lannadae lag in dem Kreis neben ihrer Großmutter, beide Schwänze gegen die Morverens gerollt. Sie schlief, aber Morverens Augen beobachteten Talia, als sie sich näherte.
    »Ich brauche deine Hilfe, um Beatrice aus diesem Messer zu befreien«, sagte Talia.
    Einer von Morverens Schwänzen klatschte aufs Deck. »Ich soll eure Königin retten, wo ihr meine Enkelin nicht retten konntet?«
    »Lirea schien kein Interesse daran zu haben, gerettet zu werden.« Talia setzte sich auf eine Kiste. »Aber das hat dich nicht aufgehalten, nicht wahr?«
    »Ich gab ihr, was sie wollte.«
    Talia zog das gekrümmte Messer, das Beatrice ihr vor all den Jahren geschenkt hatte. »Du hast Zauberei eingesetzt, um deine Enkelin zu zwingen, Gustan umzubringen. Das macht dich zur Mörderin. Wenn du es vorziehst, uns nicht zu helfen, werde ich dich nur zu gerne an Kapitän Varisto übergeben. Er will dich schon eine ganze Zeit lang in die Finger bekommen.« Talia drehte das Messer um und testete die Spitze. »Ich denke mir, er wird sogar noch aufgebrachter sein, wenn er erfährt, was du der Seele seines Bruders angetan hast.«
    »Ist das wahr?« Lannadae war jetzt wach und sah ihre Großmutter mit großen Augen an. »Du hast Lirea gezwungen, Gustan umzubringen?«
    »Hätte ich sie lieber sterben lassen sollen?«, brauste Morveren auf. »Gustan war ein grausamer Mann und hatte weitaus Schlimmeres verdient!«
    »Aber Lirea hat ihn geliebt!«, protestierte Lannadae.
    »Lirea wird sterben, wenn du uns nicht hilfst«, sagte Talia. »Wenn es Schnee nicht gelingt, Beatrice zu befreien, dann haben sie vor, das Messer zu zerstören.«
    »Das dürft ihr nicht!« Morveren zerrte an den Ketten. »Sie ist die Königin der Undinen! Durch Lirea werden wir wieder zu dem, was wir einst waren, und werden unseren rechtmäßigen Platz in eurer Welt einnehmen!«
    Talia lehnte sich an ein Fass und versuchte, Morverens Gesichtsausdruck zu deuten. Ihre Kiemen waren geöffnet, sodass die roten Linien entlang ihrem Hals zu sehen waren. Die Flossen an den Seiten ihrer Schwänze stellten sich unentwegt auf und legten sich dann mit einem Klatschen wieder flach an. »Du wolltest, dass Lirea die Undinen in den Krieg führt!«
    Morveren blieb ihr die Antwort schuldig.
    »Warum solltest du so etwas tun?« Lannadae wich zurück. »Das verstehe ich nicht!«
    Morveren schloss die Augen. »Ich sehe keinen Grund, mich vor einem Kind und einer Menschendienerin zu rechtfertigen.«
    Talia stieß das Messer ins Fass. »Ich bin Prinzessin Talia Malak-el-Dahshat!« Die bloße Erwähnung ihres richtigen Namens brachte Kindheitserinnerungen zurück. Ihr Kinn reckte sich, und ihre Hände berührten sich in Vorbereitung auf die rituelle Verbeugung. Fast konnte sie den scharfen Tadel ihrer Mutter hören, weil sie sich wie eine gemeine Metze mit ungeflochtenem Haar hinausgewagt hatte.
    »Du wirst dich rechtfertigen, und du wirst meinen Freundinnen helfen, oder ich werde beenden, was Lirea an deinen Schwänzen begonnen hat!«
    »Du bist auch eine Prinzessin?«, hauchte Lannadae. »Wirklich?«
    »Prinzessin oder nicht, du hast keine Befehlsgewalt über mich!«, sagte Morveren.
    Talia zog das Messer aus dem Fass und warf es nach Morveren. Es durchschlug eine ihrer Flossen und nagelte sie auf den Planken fest.
    Morveren kreischte. Bei dem Geräusch zuckte Talia zusammen, aber falls irgendwelche Magie darin lag, so verhinderten Schnees Kreis und die Stöpsel in Talias Ohren, dass sie zu ihr durchdrang. Talia hatte auf eine der kleineren Flossen in der Nähe

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