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Die fiese Meerjungfrau

Die fiese Meerjungfrau

Titel: Die fiese Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim C. Hines
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flüchtigen Blick auf Danielles Aufmachung und brummte. »Ich habe schon gedacht, du hättest es dir anders überlegt.«
    Sie machten am Kinderzimmer halt, damit Danielle Jakob einen Abschiedskuss geben konnte. Jakob rührte sich fast gar nicht, als sie ihn aus dem Kinderbettchen hob. Sein tiefer Schlaf zeigte, dass es zumindest einem Mitglied der königlichen Familie gelungen war, in dieser Nacht Ruhe zu finden. Danielle trocknete ihm den verschwitzten Nacken ab, während sie ihn zärtlich in den Armen hielt.
    »Die Phillipa wartet«, drängte Talia. »Der Gezeitenwechsel steht bevor. Wenn du heute noch aufbrechen willst -«
    »Ich weiß.« Als sie ihren Sohn so hielt, wollte ein Teil von ihr Talia und Schnee allein losschicken. Sie hatten Königin Bea jahrelang gedient, bevor Danielle aufgetaucht war. Die Worte lagen ihr auf der Zunge, aber sie würgte sie hinunter. Sie küsste Jakob noch einmal und legte ihn dann behutsam in sein Bettchen zurück. »Ich bin bald wieder zurück. Ich verspreche es!«
    »Schlaf gut!«, fügte Talia hinzu. »Ich werde mein Bestes tun, um dir deine Mutter in einem Stück zurückzubringen.«
    Danielle musste lächeln, obwohl sie wusste, dass es Talia durchaus ernst mit ihren Worten war. Wie viele Menschen hatte Lirea bereits getötet? Die Vorstellung, dass Jakob ohne seine Mutter aufwuchs, so wie es bei Danielle gewesen war ... Mit hängendem Kopf folgte sie Talia aus dem Kinderzimmer.
    Draußen machte der Sturm keinerlei Anstalten, schwächer zu werden, und bis sie bei ihrer Kutsche ankamen, waren beide klatschnass. Das kalte Wasser wusch zwar Danielles Müdigkeit weg, verstärkte aber ihre Bedrückung noch, dass sie Jakob und Armand verlassen musste. »Wo ist Schnee?«
    »Wartet bei Lannadae. Die Meerjungfrau ist ganz aufgewühlt, seit sie das von ihrer Schwester erfahren hat.«
    »Wie schaffen wir sie auf die Phillipa, ohne dass es jemand sieht?«, fragte Danielle. »Sie kann ja schlecht mit uns anderen die Leiter hochsteigen.«
    »Schnee bringt sie auf dem Dingi des Schiffes herein, zusammen mit verschiedenen Vorräten - einschließlich deines speziellen Wunsches.« Talia rümpfte die Nase. »Besser sie als ich.«
    Danielle grub die Finger in die mit Stickereien verzierten Kissen, denn die Kutsche schaukelte im Wind. Die Straße war breit, aber bei diesem Sturm hätte ein heftiger Windstoß die Equipage durchaus umwerfen können, trotz des zusätzlichen Gewichts der Schrankkoffer, die im hinteren Teil geladen waren.
    »Ich sollte dich warnen: Es ist gefährlich, Schnee so lange mit Lannadae allein zu lassen«, sagte Talia.
    »Du denkst, jemand könnte sie angreifen?«
    »Schlimmer.« Talia lehnte sich in ihrem Sitz zurück. »Ich denke, sie wird sich angeregt mit Lannadae unterhalten, und wir werden uns den Rest des Tages ihre Witze darüber anhören müssen, welche Vorteile zwei Schwänze bringen.«
*
    Die Phillipa war beladen und ankerte in der Nähe der Hafeneinfahrt. Schnee und Lannadae warteten am Kai, um Danielle und Talia zum Schiff hinauszurudern. Das kleine Beiboot war schon vollgestopft mit Vorräten; darunter drei Fässer, die ins Heck gezwängt worden waren, sowie Schnees Schrankkoffer, über den zum Schutz vor dem Regen eine Persenning gezurrt war. Auch Lannadae hatte sich unter der Persenning versteckt, wobei sie sich auf kleinerem Raum zusammengerollt hatte, als Danielle dies für möglich gehalten hätte.
    Nachdem Danielle und Talia das Boot bestiegen hatten, lag es so tief im Wasser, dass Danielle fürchtete, es könne kentern. Sie versuchte, ihr Schwert so zurechtzurücken, dass ihr die Parierstange nicht in die Seite stieß. Wie Talia es schaffte, so viele Waffen mit sich zu führen, ohne sich bei jeder Bewegung blaue Flecke einzuhandeln, ging über ihren Horizont.
    Talia zwängte sich neben Schnee auf die Bank und nahm eins der Ruder. Gemeinsam fingen sie an, das Boot auf die Phillipa zuzurudern.
    Die Phillipa war kleiner als die Glaspantoffel; ein Zweimaster von ungewöhnlicher Bauart und geringerer Breite als die meisten Schiffe, die Danielle bisher gesehen hatte. Ihr Rumpf war nicht angestrichen, das Holz jedoch so sehr geölt, dass es einen satten Braunton zeigte. Selbst im trüben Morgenlicht schimmerten die eingerollten Segel, als wären sie aus Silberfäden gewoben. Am Bug war ein geschnitzter Schwan angebracht, der seinen langen Hals bis unter das Bugspriet reckte.
    »Sie ist ein Geschenk der Elfenkönigin.« Schnee zeigte auf den Großmast. »Die Spiere

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