Die fiese Meerjungfrau
Stufen auf der Turmtreppe nach unten gegangen, als sie hörte, wie die Tür sich hinter ihr öffnete. »Armand?«
Es war nicht ihr Mann, sondern der König persönlich. Theodore zog die Tür hinter sich zu. »Ich will dich nicht aufhalten, aber wenn du einen Moment erübrigen könntest?«
Talia nahm Schnee beim Ellbogen. »Wir organisieren etwas in der Küche für dich und treffen dich in unseren Räumen.«
Fast hätte Danielle sie zurückgerufen. Während sie und die Königin sich im vergangenen Jahr nahegekommen waren, hatte sie mit König Theodore nicht viel Zeit verbracht. Er mochte ihr Schwiegervater sein, aber sie sah in ihm trotzdem in erster Linie den Herrscher von Lorindar.
Danielle wartete, bis Schnee und Talia verschwunden waren. »Armand ist wütend auf mich, nicht wahr?«
»Nein. Jedenfalls nicht auf dich. Hauptsächlich hat er Angst.« Der König lehnte sich an die Wand und gestattete es sich, die Müdigkeit zu zeigen, die er vorher krampfhaft zu verbergen versucht hatte. »Er ist schon wütend darüber, dass er seine Mutter nicht beschützen konnte, und der Gedanke, dich einer Gefahr auszusetzen, ist ihm zutiefst zuwider. Ich kann es ihm nicht wirklich verübeln.«
»Ich begeistere mich auch nicht für die Gefahr«, sagte Danielle. »Aber ich -«
»Ich weiß. Und Armand weiß es auch.« Theodore setzte sich und klopfte einladend neben sich auf die Stufe. »Beatrice und ich waren weniger als ein Jahr verheiratet, als ich merkte, dass sie sich manchmal aus dem Palast davonschlich. Ich war wütend. Einmal versuchte ich, ihr zu folgen, denn ich dachte -« Er senkte den Kopf. »Nun ja, was jeder Mann vermuten würde.«
Danielle gab sich Mühe, ihn nicht anzustarren: Sie hatte den König noch nie zuvor rot werden sehen.
»Zu dieser Zeit war ich damit befasst, eine Erbstreitigkeit zwischen Zwillingsbrüdern zu schlichten; jeder der beiden glaubte, dass er South Haven regieren sollte. Der Leichnam ihres Vaters war noch warm, und schon gingen sie sich gegenseitig an die Kehle.« Er schüttelte den Kopf. »Nachdem ich zwei Tage lang mit diesen verzogenen Bengeln Gericht gehalten hatte, war ich so weit, dass ich sie am liebsten beide von den Klippen hätte werfen lassen. Ich fürchte, in jener Nacht ließ ich meine Frustrationen an Beatrice aus, schrie sie an und bezichtigte sie verschiedener Seitensprünge.«
Er kicherte. »Mitten in meinem Gepolter ging sie fort und schlug mir die Tür vor der Nase zu.«
»Was habt Ihr getan?« Danielle versuchte vergeblich, sich vorzustellen, wie der König Beatrice anschrie.
»Noch nie hatte mich jemand einfach so stehen lassen. Ich stand eine ganze Weile da - lange genug, um zu erkennen, dass ich möglicherweise einen Fehler gemacht hatte. Doch ich war zu stolz, um ihr nachzugehen. Schließlich ging ich zu Bett.
Später in jener Nacht wurde ich von einem Geräusch geweckt. Ich setzte mich auf, denn ich dachte, sie sei endlich wiedergekommen, doch stattdessen stand ein schwarz eingehüllter Mann vor meinem Bett. Er hielt ein Messer in der Hand und trug eine Maske, sodass von seinem Gesicht nur die Augen zu sehen waren. Er machte einen einzigen Schritt und plumpste dann auf meine Beine; aus seinem Rücken ragte ein Pfeil.
In der Tür stand Beatrice. Sie ließ den Bogen sinken, kam ins Zimmer und entschuldigte sich dafür, meinen Schlaf gestört zu haben. Es hatte noch einen zweiten Attentäter gegeben, und ihn aufzuhalten, hatte länger gedauert, als sie erwartet hatte.«
»Was war mit Euren Wachen?«, fragte Danielle.
»Betäubt«, sagte der König. »Charles, einer der Zwillinge, hatte alles gut geplant. Er hoffte, seinem Bruder die Schuld an meinem Tod in die Schuhe schieben zu können und so South Haven für sich zu gewinnen und selbst dem Thron einen Schritt näher zu kommen. Ich hatte nie einen Verdacht gehegt.« Er blickte in die Richtung, in der die Kapelle lag, und seine Stimme wurde sanfter. »Ich nicht, aber Beatrice schon. Nach dieser Nacht waren die Dinge zwischen uns viel einfacher.«
Danielle versuchte zu lächeln. »Ich habe geholfen, Armand vor meinen Stiefschwestern zu retten. Zählt das, oder muss ich richtige Attentäter aufhalten?«
Das trug ihr ein weiteres Kichern ein. »Er ist Prinz von Lorindar. Er ist nicht daran gewöhnt, sich machtlos vorzukommen.« Er erhob sich. »Es gibt Sachen, die Beatrice gemacht hat, von denen ich nichts weiß. Von denen ich nichts wissen darf. Ich bezweifle nicht, dass sie mein Leben mehr als einmal
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