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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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sich, aber die anderen hielten ihn fest, während die Frau weiter auf ihm herumtrampelte. Eine Gruppe von Schaulustigen drängte sich an den Rändern. Eine Frau stupste Natasha an und lächelte. »Ist Carrie nicht ein Brüller?«
    Natasha lächelte ebenfalls. »Sie ist heiß.«
    Und das stimmte. Carrie hatte ein eigenes kleines Gefolge und einen Kreis von Bewunderern. Es war verlockend, zu bleiben und ihr weiter zuzusehen, aber im Freien wartete Andras bereits auf Natasha. Sie durchquerte die Küche und verließ das Haus durch eine Tür, die auf eine kleine Veranda führte. Darauf standen ein Grill und ein Tisch. Jemand hatte den Grill angezündet. Natasha bemerkte glühende Kohlen und brutzelnde Körperteile – eine Brust, einen Kopf, einen Schwanz, verschiedene Innereien. Bei dem Duft lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Ein Mann mittleren Alters mit einer Schürze und einer verkehrt herum aufgesetzten Baseballmütze beaufsichtigte das Grillgut und wendete die Körperteile mit einer langen Gabel mit drei Zinken. Als er bemerkte, dass Natasha ihn beobachtete, zwinkerte er ihr zu. »Die Ladung hier ist so gut wie durch. Willst du mal kosten?«
    »Gern.«
    Sie probierte ein Stück gegrillten Schwanz. Er schmeckte köstlich. Dann verließ sie die Veranda und betrat den Garten. Dabei fiel ihr kaum auf, dass der Rest der Gemeinschaft hinter ihr aus dem Haus strömte. Die Aussicht aus dem Zimmerfenster hatte sie nicht auf die schiere Sinnesüberfrachtung vorbereitet, sich tatsächlich inmitten des orgiastischen Treibens aufzuhalten. Die Geräusche von Ekstase und Höllenqualen erfüllten die Nacht mit Lebendigkeit. Kreischen und Stöhnen. Das Knistern des Feuers, wenn sich brennende Möbelstühle verlagerten und setzten. Immer wieder Ausbrüche irren Gelächters.
    Rings um sie bedeckte ein Meer von nackten, kopulierenden Körpern den Boden. Weitere Nackte tanzten und hüpften um das Feuer. Natasha staunte darüber, wie viele von ihnen sich zwischenzeitlich hier aufhielten. Sie fand es verblüffend, dass es Andras gelungen war, seine Kongregation in so kurzer Zeit dermaßen auszuweiten. Im Haus und im Garten mussten sich insgesamt um die 100 Menschen aufhalten. Vielleicht sogar mehr. Das Grundstück näherte sich den Kapazitätsgrenzen, falls sie nicht längst überschritten waren. Natasha wusste vom versuchten Einschreiten der Polizei, doch das lag schon eine ganze Weile zurück. Bevor die Sache so richtig in Schwung kam. Mittlerweile ging es auf Mitternacht zu. Soweit sie wusste, hatte es keine weiteren Zwischenfälle gegeben, was sie überraschte. Es mussten noch einige Nachbarn übrig sein, die nicht der Gemeinschaft angehörten. Bestimmt hatten sie sich mit weiteren Beschwerden bei den Behörden gemeldet. Aber die Polizei schien ihnen nicht länger nachzugehen. Vermutlich hatte sich Andras eine listige Möglichkeit einfallen lassen, sie abzulenken.
    Früher am selben Abend ...
    Für die Polizei von Ransom war es ein langer Tag gewesen, und niemand spürte den Stress deutlicher als Detective Matt Shannon. In 15 Jahren Dienst hatte er noch nie einen solchen Tag erlebt. Die Ereignisse überschlugen sich unaufhörlich. Zuerst wurden die abgeschlachteten Leichen zweier junger Männer in einem Straßengraben am Stadtrand entdeckt. Die armen Teufel. Jungs aus der Gegend, hier geboren und aufgewachsen. Irgendein kranker Arsch hatte sie in Stücke gehackt. Einem der beiden fehlte der Kopf. Dann hatte sich Shannon mit dem vergleichsweise kleinen Ärgernis der großkotzigen Eltern verwöhnter reicher Bengel herumschlagen müssen. Die hatten in der Bowlingbahn eine Rauferei angezettelt. Ein Haufen gut situierter, elitärer Pisser. Einflussreicher Pisser allerdings. Und ihre Gören würden mit einem leichten Klaps auf die Finger davonkommen, wenn sie nicht überhaupt straffrei ausgingen. Als Nächstes hatte das Hauptereignis angestanden: das Feuer im Pflegeheim. Brandstiftung, das stand außer Frage. Ein unbekannter Brandbeschleuniger war zum Einsatz gekommen – irgendein fieses Zeug, das heiß und schnell brannte und nur einen Haufen verkohlter, rauchender Überreste zurückgelassen hatte. Der erste Großunfall mit Todesfällen seit langer Zeit in Ransom und mit Abstand der schlimmste in der Geschichte der Stadt.
    Und nun auch noch das.
    Ein Polizist war tot. Kein guter Polizist, wenn man es ehrlich nahm. Officer Decker hatte zu den aggressiven Arschlöchern gehört, deren Verhalten den ganzen Berufsstand in Verruf brachte. In

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