Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
Vom Netzwerk:
aufhören dürfen, auf der Hut zu sein, du dumme Fotze.«
    Die Frau unter ihr lächelte.
    Die hasserfüllte Befriedigung in den Augen ihrer Folterin zu sehen, brachte Lydia zur Weißglut. Sie verfluchte sich dafür, das Dreckstück nicht schon früher fertiggemacht zu haben. Die andere presste den Mund an Lydias Kehle.
    Ihre Gedanken überschlugen sich.
    Warum versucht die Schlampe, mich zu küssen?
    Die Zähne der Frau durchstießen ihre Haut. Blut floss, und Suzie warf den Kopf zur Seite, riss ein Stück Fleisch aus Lydias Hals.
    Lydia hätte geschrien, wäre sie dazu in der Lage gewesen.
    Ihr Kopf und ihr Herz pochten.
    Die Welt verschwamm allmählich.
    Das Letzte, was sie hörte, als sie starb, war Suzies selbstgefälliges Gelächter.
    Und ihr letzter Anblick auf Erden war die grinsende Fratze der Frau unter ihr.
    Die Gewalt breitete sich rasant in Wheaton Hills aus und verschlang die Gegend wie ein verheerendes Virus. Carrie und ihr Gefolge agierten immer wilder, als sie von Haus zu Haus streiften. Mittlerweile schlugen sie Fenster ein, um sich Einlass zu verschaffen, anstatt zu klingeln. Ella McGregor raste in ihrem Bentley durch die Straßen und fuhr Leute über den Haufen, die zu Fuß aus ihren überfallenen Wohnungen flohen. Am meisten mochte sie es, wenn sie es kurz, bevor es geschah, kommen sahen – Ella genoss die geweiteten Augen und den Ausdruck des Entsetzens, der den Bruchteil einer Sekunde vor dem Aufprall auf ihre Gesichter trat.
    Einige Häuser fielen den Flammen von Feuern zum Opfer, die Andras’ Anhänger vorsätzlich gelegt hatten. Feuerwehrautos rollten in das Viertel, aber die Retter wurden sofort von Gruppen tobender Irrer angegriffen. Nackte, mit Blut und Ruß verschmierte Wilde überwältigten die Feuerwehrmänner und andere Einsatzkräfte, die vor Ort eintrafen. Die Flammen züngelten weiter, die Zahl der Toten stieg in schwindelerregende Höhen.
    Die Nacht strotzte vor Gebrüll und verzweifelten, unbeantworteten Hilferufen.
    Es war ein Chor des Leidens.
    Eine prächtige Symphonie der Qualen.
    Und durch die Straßen von Wheaton Hills floss Blut.
    Genau wie Andras es sich ausgemalt hatte.
    Der Dämon lag mit dem Rücken auf dem Dach des Schuppens hinter dem McGregor-Haus. Seine zierliche junge Braut schmiegte sich an ihn, während er den Geräuschen des Gemetzels lauschte und grinste. Zum ersten Mal seit langer, langer Zeit fühlte er sich wirklich zufrieden.
    Vergeltung, dachte er.
    Endlich .

42
    Nur allmählich kehrte die Wahrnehmung zurück. Anfänglich glich das Bewusstsein einer trüben Suppe verschwommen empfangener Sinneseindrücke. Jemand schnarchte. Schmerzen. Sein Schädel pochte. Eine volle Blase, die dringend geleert werden musste. Und noch etwas anderes. Er versuchte, sich darauf zu konzentrieren. Was konnte das sein? Es klang wie jemand, der ...
    Mark Bell zwang sich, die Augen zu öffnen.
    »Ach du ...«
    Leere Bierflaschen bedeckten die Platte von Claytons Küchentisch. Einige bestanden aus klarem Glas, die meisten jedoch wiesen verschiedene Grün- und Brauntöne auf. Sie unterschieden sich auch anhand der Abmessungen. Einige waren hoch, andere kurz, wieder andere breit. Sie legten Zeugnis von Claytons vielschichtigem Geschmack ab, wenn es um Bier ging. Der optische Gesamteindruck glich einem kleinen Wald aus Glas. Ein paar der Flaschen waren umgekippt, sodass sich Bier auf die fleckige Tischplatte ergossen hatte. Eine andere hatte als Aschenbecher hergehalten. Dutzende ausgedrückter Stummel trieben in einigen Zentimetern widerlich aussehender, bräunlicher Flüssigkeit. Clayton und Jared saßen zusammengesackt auf ihren Stühlen. Die Köpfe hingen ihnen auf die Brust. Beide waren weggetreten. Das Schnarchen stammte von Clayton, dessen mächtiger Bauch bei jedem Ausatmen schwabbelte.
    Stöhnend setzte sich Mark aufrecht hin. Die Bewegung ließ die Schmerzen in seinem Kopf greller auflodern. Einen Moment lang fühlte er sich benommen und schloss die Augen, um sie vor dem Gleißen der Deckenbeleuchtung zu schützen. Er musste sich irgendwo verkriechen, ein Plätzchen finden, an dem er seinen Rausch ausschlafen konnte. Mark staunte, wie viel sie getrunken hatten. Den gesamten Biervorrat, dazu noch eine beträchtliche Menge an Hochprozentigem. Sein Mund fühlte sich belegt und trocken an. Er musste etwas trinken. Wasser. Oder Limonade. Keinen Alkohol. Er würde diesen Mist nie wieder anrühren. Mark fühlte sich, als habe man ihn vergiftet. Den Rausch auszuschlafen, schien

Weitere Kostenlose Bücher