Die Finsteren
morgen. Wer ist bereit?«
Kevin runzelte die Stirn. »Was denn, jetzt? Jetzt sofort? «
»Ja.« Mark betrachtete all die blinkenden Lichter. »Ich hab vor, mich davonzumachen, bevor sich das Netz zuzieht. Mir ist nie danach zumute, mit Bullen zu reden, und für heute Nacht gilt das doppelt.«
Jared nahm einen großen Schluck Bier, dann stand er ebenfalls auf. »Ich bin dabei. Tun wir’s.«
Seufzend erhob sich auch Kevin. »Schätze, ich mach auch mit.«
Mark sah Clayton an, der auf der obersten Verandastufe sitzen blieb und sich während der Unterhaltung eigenartig schweigsam präsentiert hatte. »Was ist mit dir, Clay? Du kannst unmöglich hierbleiben und dir die ganze Scheiße antun. Komm mit uns.«
Jared kicherte. »Ja, Mann. Du bist unser Kumpel. Außerdem brauchen wir jemanden, der älter ist und uns Bier kaufen kann.«
Clayton lächelte, schüttelte aber den Kopf. »Nein.«
Mark musterte den Älteren eingehend. »Was jetzt? Echt?«
Clayton nickte. »Ja. Echt.« Er seufzte und hörte sich dabei genauso müde an, wie er aussah. »Ich weiß euer Angebot zu schätzen und muss zugeben, dass es sehr verlockend ist, aber ich bin zu alt, um mich mit euch in dieses große Abenteuer zu stürzen.«
Mark verzog das Gesicht. »Jetzt fang nicht mit diesem Mist von wegen ›alt‹ an. Du bist unser Freund. Und Scheiße auch, findest du nicht, dass wir einen Erwachsenen brauchen, der uns aus Ärger raushält?«
Clayton schnaubte verächtlich. »Wann hab ich je jemanden aus Ärger rausgehalten? In der Regel ist es eher umgekehrt.« Ächzend kämpfte er sich auf die Beine und zuckte zusammen, als seine Knie knackten. »Nein, ich bleibe hier. Aber passt auf – wenn ihr’s dort unten wirklich schafft, dann ruft ihr mich in ein paar Jahren an und fragt noch mal. Vielleicht sage ich wieder Nein.« Er lächelte. »Vielleicht aber auch nicht.«
Sie diskutierten noch eine Weile, doch es wurde offensichtlich, dass sich Clayton nicht umstimmen ließ. Also verabschiedeten sie sich voneinander, was unbeholfen und ein wenig bedrückend wirkte. Trotz des kleinen Hoffnungsschimmers, den er ihnen gelassen hatte, glaubte Mark fest daran, dass sie ihren älteren Freund niemals wiedersahen. Ihm zuliebe hielten sie es kurz, dann stiegen sie in den Lexus, nachdem Mark den Wagen aus der Garage gefahren hatte.
Ein Staatspolizist, der gerade eine Frau im Garten des Hauses auf der anderen Straßenseite befragte, drehte sich zum Geräusch des Automotors um und winkte. Offensichtlich wollte er, dass sie anhielten, damit er sie befragen konnte. Mark winkte zurück und fuhr weiter.
Clayton schleifte Tom Bells Leichnam durch die Hintertür aus dem Haus. Keine einfache Aufgabe, aber Clayton ließ nicht locker. Grunzend und ächzend zerrte er die Leiche durch den Garten und lud sie auf dem Nachbargrundstück ab. Anschließend wiederholte er das Prozedere mit dem Leichnam des Mannes, der sie in der Küche angegriffen hatte. Es war so schon schwierig genug, mit der Polizei zu reden. Mit Leichen im Haus hätte es sich noch erheblich heikler gestaltet.
Früher oder später kamen die Bullen zu ihm, das ließ sich nicht vermeiden, also hatte es noch keinen Sinn, ins Bett zu gehen. Er vertrieb sich die Zeit damit, die leeren Flaschen vom Tisch wegzuräumen, wofür er mehrere Müllsäcke benötigte. Danach wischte er das Blut vom Küchenboden auf. Die Bullen kamen und er beantwortete ihre Fragen. Sie sahen sich ein bisschen um, fanden jedoch nichts, was sie einer genaueren Untersuchung für wert erachteten, und verschwanden wieder. Clayton machte sich keine Sorgen darüber, dass sie ihn mit den Leichen in Verbindung brachten, die er auf dem Nachbargrundstück abgeladen hatte. Dafür herrschte zu viel Verwirrung. Zu viel Chaos. Die Behörden würden zwar alle Puzzlestücke aufsammeln und versuchen, so viele wie möglich zusammenzusetzen, aber einiges landete dabei zwangsläufig unter dem Teppich. In einem Garten lagen also ein paar Leichen herum. Na und? Es lagen überall Leichen herum.
Nachdem die Beamten gegangen waren, spielte er mit dem Gedanken, sich einen letzten Drink zu genehmigen, bevor er schlafen ging. Einen Schlummertrunk. So dringend wie in dieser Nacht hatte er eindeutig noch nie einen gebraucht. Aber er fühlte sich zu müde dafür und ging stattdessen zu Bett. Er schaltete das Licht aus, lag eine Zeit lang in der Dunkelheit und wartete darauf, dass der Schlaf ihn übermannte.
Clayton dachte an seine Freunde. Die besten Freunde, die
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