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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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Kelly hob die Packung Budweiser am Kartongriff an. »Ich hab die Flaschen gestern in den Abflussgraben neben meinem Haus gestellt. Wenigstens dürften sie nicht pisswarm wie beim letzten Mal sein.«
    »Ja. Zum Glück hat’s nicht geregnet, Fettarsch.«
    Ein breites Grinsen trat in Jareds etwas teigiges Gesicht. Er hatte gut und gern 15 Kilo Übergewicht, war jedoch groß und kräftig mit starken Oberarmen und dicken Handgelenken. Niemand außerhalb seines Freundeskreises traute sich, ihm wegen seines Gewichts dumm zu kommen.
    »Ich bin vielleicht ein Fettarsch, aber ich kann abnehmen, und du wirst immer potthässlich sein, Penner.«
    Derek lachte. Er wusste, dass er keineswegs hässlich war. Mädchen mochten ihn, obwohl sie ihn ein bisschen sonderbar fanden. »Davon weiß ich nichts, Mann, sehr wohl weiß ich aber, dass ich entschieden zu nüchtern bin. Bier her.«
    Jared näherte sich der Veranda und stellte das Budweiser auf der obersten Stufe ab. Er riss eine Ecke des Kartons auf, zog eine Dose heraus und sagte: »Bedien dich.« Damit schüttete er einen Schluck in sich hinein und gab ein zufriedenes Geräusch von sich. »Weißt du, was ich an Bier mag?«
    »Was?«
    »Alles.«
    Derek öffnete eine Dose. »Ich würd jetzt für ’ne Pulle Wodka glatt jemanden umbringen. Ich mag’s, wenn ich schnell breit bin.«
    Jared lachte. »Wenn du dich umbringen willst, nur zu. Campbell besorgt dir deinen Fusel.«
    Clayton Campbell war der ältere Typ, mit dem sie manchmal chillten. Er hatte in der Gegend ein Haus. Gelegentlich verhökerte er ihnen Gras und manchmal kaufte er ihnen Alkohol – in der Regel zu überzogenen Preisen. Was purer Abzocke gleichkam. Der Kerl hatte genug Kohle. Er tat es, weil er es konnte.
    Derek runzelte die Stirn. »Kann mir seinen Aufschlag nicht leisten.«
    Jared legte den Kopf in den Nacken und leerte den Rest der ersten Dose. »Scheiße, ich geb dir die Kohle. Oder ich bezahl Clayton selbst für den Alk.«
    Derek zuckte mit den Schultern. »Cool, wie du willst.«
    Jareds Vater war Geschäftsführer bei Stanton Manufacturing. Er zahlte seinem Sohn ein großzügiges wöchentliches Taschengeld. Vorsichtig ausgedrückt. Jared staubte in einer Woche mehr Kohle ab als jeder Lehrer an der Ransom High School. Er war so kaputt wie sie alle, dennoch hatte er dem Rest seiner Freunde in einer entscheidenden Hinsicht etwas voraus: Seine Eltern hassten ihn nicht.
    Jared riss den Deckel seiner zweiten Dose auf und schielte zum Walmdach mit Halbgiebel auf der linken Seite des alten Gemäuers hinauf. Ihn fröstelte. »Verflucht unheimlich.«
    Derek drehte den Hals, um das Haus aus Jareds Perspektive zu betrachten. Das Fenster dort oben präsentierte sich genauso vernagelt wie jeder andere Zugang. Vor langer Zeit hatte jemand ein Pentagramm auf das davorgenagelte Brett gemalt. Der schwarze Sprühlack wirkte fast so ausgebleicht wie die blaue Farbe, die von den Außenmauern abblätterte.
    »Da fragt man sich schon ...«
    Jared grunzte zwischen zwei Schlucken. »Was fragt man sich?«
    Derek starrte immer noch das Pentagramm an, das sich allein aufgrund des Mondlichts undeutlich zwischen den Schatten der Dachwinkel abzeichnete. Er antwortete: »Man fragt sich schon, was hier damals passiert ist.« Sein Kopf schwenkte zu Jared zurück. »Dieses verfluchte Pentagramm ist aus einem bestimmten Grund hier, das spür ich.«
    Jared schnaubte. »Klar doch. Ich glaube, du solltest dir nicht so viele Horrorfilme reinziehen.«
    »Leck mich. Außerdem spürst du es doch selbst. Oder willst du mich etwa einen Lügner nennen?«
    Jared starrte erneut auf das Pentagramm. »Irgendwas spür ich schon, aber was soll’s. Zeig mir ein verlassenes altes Haus mitten im Wald, das nicht ein bisschen unheimlich wirkt. So was gibt’s gar nicht. Aber es ist nur ein Haus. Und es steht schon eine verfickte Ewigkeit hier. Glaubst du etwa, du wärst der Erste, der’s gefunden hat? Nie und nimmer. Wahrscheinlich hat ein bekiffter Black-Sabbath-Fan irgendwann in den 1970ern das Ding gemalt.« Er nickte sich selbst zu. »Ja, kann ich mir gut vorstellen.«
    Derek erwiderte nichts.
    Die Vorstellung drängte sich förmlich auf. So naheliegend, dass er die Szene lebhaft vor Augen hatte – ein schlaksiger Typ mit langen Haaren, den Kopf voll LSD und Black-Sabbath-Songs, der mit einem Eimer schwarzer Farbe auf dem Dach rumturnte.
    »BUH, LADYS!«
    Derek sprang reflexartig auf, Jared ließ sein Bier fallen und wirbelte zur Quelle des Geräuschs

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