Die Finsteren
High School und war jedes Mal wie geblendet von ihrer Schönheit. Nur passte sie nicht zu ihm. Zu viele Ecken und Kanten. Und die spielte sie nicht nur. Ihre Körpersprache strotzte vor Hinweisen auf potenzielle Gewalt und Gefahr. Mit einem solchen Mädchen ließ man sich besser nicht ein. Außerdem hing sie ständig mit den falschen Typen ab.
Etwa mit Mark Bell.
Tom Bell galt als bedeutender Mann, das stand außer Frage.
Sein Sohn hingegen war ein berüchtigter Unruhestifter. Es gab nicht viele Menschen, die Kent Hickerson echte Angst einflößten, aber Mark Bell gehörte dazu. Jahrelanges Hanteltraining hatte ihm einen massigen und muskulösen Körper verliehen. Er besaß den Körperbau eines Athleten, zeigte jedoch kein erkennbares Interesse an Sport, was zusätzlich zu seinem ohnehin schon hohen Außenseiterquotienten beitrug. Ihn zu dieser Uhrzeit durch die Straßen von Wheaton Hills streifen zu sehen, in der anständige Leute im Bett lagen, beunruhigte Kent.
Nachts kommen die Finsteren heraus ...
Kent hatte die Graffiti gesehen. Und er kannte die Gerüchte über diese Kids. Allerdings hatte er sie nie ernst genommen.
Bis jetzt.
Die beiden draußen zu sehen, beleidigte seinen Glauben an die Notwendigkeit, sich an Regeln und Vorschriften zu halten. Sie entfernten sich immer weiter von Marks Haus, unterwegs wohin auch immer, und Kent bezweifelte, dass sie in nächster Zeit zurückkamen. Taten sie das jede Nacht? Gehört hatte er davon. Aber wann schliefen sie? Er sah sie fast täglich in der Schule. Sie schwänzten nicht. Ein Rätsel. Und Kent mochte keine Rätsel.
Er entfernte sich vom Fenster und griff nach seinem Handy auf dem Nachttisch. Aus der Kontaktliste wählte er einen Empfänger aus, dann gab er eine Textnachricht ein: BIST DU WACH? ICH HAB WAS GESEHEN.
Er drückte auf Senden.
Danach setzte er sich und wartete auf eine Antwort, obwohl er wusste, dass vielleicht keine kam. Unter Umständen konnten sie erst am nächsten Tag darüber diskutieren. Aber wenige Augenblicke später vibrierte das Telefon in seiner Hand, als die Antwort eintraf. WACH. KAUM ZU GLAUBEN, DASS DU AUCH WACH BIST. WAS GIBT’S?
HAB SIE GESEHEN. DIE FINSTEREN. AUF DER STRASSE.
Fast sofort traf die Antwort ein: DIE FINSTEREN? ECHT? LMAA! WAS IST MIT IHNEN?
Ken zögerte. Eigentlich konnte er die Art von Schwierigkeiten nicht brauchen, die das, was er schreiben wollte, wahrscheinlich auslöste. Doch er dachte an Mark Bells vom Licht der Straßenlaterne erhelltes Gesicht und spürte, wie sich erneut dieses beunruhigende Gefühl in seiner Magengrube einnistete.
Was soll’s ...
Er drückte auf die Tasten.
WIR MÜSSEN ETWAS GEGEN SIE UNTERNEHMEN.
10
»Hast du gesehen, wie das Licht angegangen ist?«
»Ja.«
»Und die Gestalt am Fenster?«
»Ja.«
»Wer wohnt da drüben?«
Mark lachte. »Die Hickersons.«
»Was ist daran so lustig?«
Mark zuckte mit den Schultern. »Du weißt doch, wer Kent Hickerson ist, oder?«
»Ich weiß von ihm, aber ich kenn ihn nicht.«
»Aber du kennst seinen Ruf.«
»König der Schnösel.«
Mark lächelte. »Richtig. Er hält sich für beschissen perfekt. Dabei ist er so was von falsch.«
»Inwiefern?«
»Man sieht ihm an, dass er jeden Tag stundenlang darüber nachdenkt, was er anziehen und wie er sich die Haare stylen soll. Der verstellt sich gewaltig, als ob er sich für einen Dressman oder Popstar hält, der für eine Horde Paparazzi posiert. Es ist echt lächerlich. Einmal musste ich in der Schule laut über den Typen lachen und er ist völlig ausgerastet.«
»Wieso hast du mir noch nie davon erzählt?«
»Weil nichts weiter passiert ist. Er ist ein Waschlappen.«
»Glaubst du, dass er das am Fenster gewesen ist?«
»Keine Ahnung. Kann sein.«
Mark holte die Southern-Comfort-Flasche wieder heraus. Er schraubte den Deckel ab und trank einen ausgiebigen Schluck. Der Alkohol machte sich bereits bemerkbar und entfachte das erste leichte Kribbeln eines Rauschs. Er trank noch einmal ab, bevor er die Flasche an Natasha weitergab, die wie schon vorhin einen deutlich größeren Schluck als er hinunterstürzte. Das gab ihm zu denken. Entweder liebte sie Southern Comfort wirklich oder sie wollte angeben und unter Beweis stellen, was für ein toughes Mädchen sie war. Ein Mädchen, das genauso viel vertrug wie jeder Kerl, oder sogar mehr. Die Vorstellung, dass sie ihn beeindrucken wollte, fand er irgendwie cool.
»Du starrst mich an.«
Mark blinzelte. »Was?«
»Du starrst mich an, als
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