Die Finsteren
Herren anzubändeln.
Ekelhaft .
Und jetzt das.
Sag mir bloß nicht, was ich zu tun habe, du beschissene alte Kuh. Er ist mein Sohn, nicht deiner.
Suzie blies eine Wolke Zigarettenrauch aus. »Der Vater des Jungen ist gerade erst gestorben, Ella. Er braucht Zeit. Wenn ich ihn bedränge, wühlt ihn das nur noch mehr auf.«
Ella fächelte den Qualm weg. »Ich wünschte, du würdest das hier drin lassen.«
»Mein Haus. Hier mache ich, was ich will.«
Ella schniefte. »Wie kindisch. Du weißt, dass die Dinger tödlich sind. Und wenn dir schon selbst nichts an deiner Gesundheit liegt, denk wenigstens an deinen Jungen. Du bist alles, was er noch hat.«
Wenn du nicht sofort aufhörst, dich in fremden Kram einzumischen, drück ich dir den Glimmstängel in deinem scheiß Auge aus, du alte Hexe .
Suzie tröstete sich damit, dass sie die Gesellschaft der Frau nur noch einen weiteren Abend ertragen musste. Nur noch einen weiteren Abend musste sie die traurige, kummervolle Witwe mimen. Nur noch einen weiteren Abend musste sie sich Ellas Ratschläge anhören, wie sie ihren plötzlichen Verlust bewältigen sollte. Suzie brauchte keinen einzigen davon. Sie wusste bereits haargenau, was sie tun würde. Undeutlich nahm sie das Summen ihres Blackberrys in der Handtasche wahr, die auf der Kücheninsel stand. Bestimmt wieder Tom.
Sie riss das Telefon aus der Tasche.
Tatsächlich, eine neue Mitteilung von ihm.
Muss dich sehen. Kann jetzt telefonieren .
Suzie warf ihrer Schwiegermutter ein falsches Lächeln zu. »Entschuldige mich kurz. Dauert nur eine Minute.«
Bevor Ella etwas erwidern konnte, huschte sie aus der Küche und bahnte sich den Weg zum gegenüberliegenden Ende des Hauses. Hier ging sie in ihr Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Sie rief Toms Nummer aus dem Telefonbuch auf und wählte.
Er meldete sich gleich nach dem ersten Klingeln. »Hi.«
Lächelnd setzte sie sich auf die Bettkante und zupfte am Saum ihres schwarzen Kleids. Er besaß so eine sinnliche Stimme. »Selber hi.«
Tom seufzte. »Ich bin so froh, deine Stimme zu hören.«
Suzie legte sich aufs Bett und hob den Hintern an, um sich den Saum des Kleids über die Schenkel nach oben zu streifen. Dann senkte sie ihn zurück auf die Matratze und streichelte sich durch den bereits feuchten Baumwollslip. »Wo bist du? Ich wünschte, ich könnte dich sehen.«
Ein weiteres Seufzen. Bedauern und Geilheit schwangen darin zum Greifen nah aus dem Lautsprecher. »Ich bin zu Hause. Lydia ist unterwegs zum Supermarkt. Allerdings wird sie nicht lange weg sein. Falls ich plötzlich auflegen muss, liegt’s dran, dass sie zurück ist.«
Suzie rekelte sich ein wenig auf dem Bett. »Du hast doch ernst gemeint, was du gesagt hast, oder?«
»Äh ... worüber?«
»Dass du mich liebst.«
»Natürlich.«
Sie lächelte wieder. Ihr gefiel, wie schnell die Antwort kam. Die Sache mit Tom musste einfach klappen. Kurt hatte ihr eine stattliche Summe Bargeld hinterlassen, außerdem gab es eine üppige Lebensversicherung, die demnächst zur Auszahlung fällig wurde. Damit blieb ihr mehr als genug, um die Rechnungen zu bezahlen und in absehbarer Zukunft bequem zu leben. Trotzdem brauchte sie einen Versorger. Sie wollte mehr, als es nur bequem zu haben. Sie wollte Luxus, wollte endlos von einem attraktiven Mann verwöhnt werden, der sie anbetete. Tom konnte ihr all das und noch mehr bieten.
»Ich will dich, Baby. Unbedingt.«
Er hüstelte. »Ich will dich auch. Mit Lydia halt ich’s einfach nicht mehr aus. Sie ist völlig verrückt. Es ist ihr nie gelungen, über ... na ja, du weißt schon, über das mit dir und mir hinwegzukommen.«
»Du Armer. Muss schwer sein, damit zu leben.«
»Du hast ja keine Ahnung.«
»Manche Menschen sind einfach nicht so stark wie wir, Baby. Sie schaffen es nicht, ihre eigene Unsicherheit zu überwinden. Ich bin sicher, sie macht dir das Leben zur Hölle. Ich werd dich wieder glücklich machen, das versprech ich dir.«
Noch während sie die Beteuerung aussprach, kam ihr der Gedanke, dass ein Mann, der schon einmal mit einer Frau fremdgegangen war, es mit einer anderen erneut tun könnte. Sobald sie verheiratet waren, musste sie ihm unmissverständlich klarmachen, mit welchen möglichen Konsequenzen er zu rechnen hatte, falls er sie betrog.
»Tom?«
»Ja?«
»Du bist der Mann meiner Träume. Ich will für immer mit dir zusammen sein.«
»Das wirst du. Die vergangenen Tage konnte ich an nichts anderes als an dich denken. Und ...
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