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Die Finsteren

Die Finsteren

Titel: Die Finsteren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bryan Smith
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trieben.
    Er wusste, dass sie alle unter einem Bann standen und ihre Taten psychische Narben hinterließen, die vielleicht niemals beseitigt werden konnten. Doch in diesem Augenblick zählte allein das fleischliche Verlangen. Die anderen Jungen wechselten sich bei Fiona ab, drehten sie herum und legten sich ihren Körper zurecht, um aus verschiedenen Positionen in sie einzudringen. Und sie schrie dabei vor Ekstase unaufhörlich, spornte sie an, weiterzumachen. Später sollte Mark nicht mehr wissen, wann der Wechsel erfolgt war, aber irgendwann kam er bei Fiona an die Reihe, während es alle anderen mit Natasha trieben.
    Mehrmals im Verlauf des Geschehens nahm Mark grelle Lichtblitze am Rand seines Sichtfelds wahr – kurze, stockende Impulse wie Statik im Gewebe der Realität. Darauf folgten flüchtige Eindrücke eines anderen Ortes. Blitz . Eines lodernden Ortes. Große, wallende Feuersäulen strahlten unglaubliche Hitze ab. Blitz . Zurück in dieser Welt, wo sich Natashas Fingerspitzen krampfhaft in den Betonboden bohrten, während ihm ihre Stimme heiß ins Ohr flüsterte und ihn anflehte, sie bewusstlos zu ficken. Blitz . Ein weiterer Eindruck jenes schrecklichen Ortes.
    Er sah himmelhoch aufgetürmte Körperteile, von denen lange Bänder aus Eingeweiden und anderen Organen baumelten. Er sah Blut, das wie ein Fluss über eine kopfsteingepflasterte Straße strömte. Noch ein Blitzen, und wieder in dieser Welt erblickte er Fiona unter sich, die Augen geweitet und voller Tränen. Und während er Fiona fickte, spürte er, wie seine eigenen Tränen zu fließen begannen, und er erfuhr als Erster die Scham, von der sie später alle heimgesucht werden sollten. Alle hatten Tränen im Gesicht. Ihnen allen bereitete es keinerlei Vergnügen, was sie taten, jedenfalls nicht mehr nach den ersten Momenten reinen, schmerzlichen Verlangens.
    In jenem Augenblick durchlebte Mark tiefste Verzweiflung.
    Es würde nie enden. Sie würden so weitermachen, bis sie alle starben, bis ihre Herzen durch die unerbittliche, erzwungene Anstrengung explodierten. Das Wesen, das hier eingesperrt gewesen war – das sie versehentlich befreit hatten –, ließ sie niemals gehen, so viel stand fest.
    Dann jedoch tat es genau das.
    Nur einen von ihnen ließ es nicht los.

Teil II: Entfesselt

20
    Fünf Tage später ...
    Etwas stimmte nicht mit ihrem Sohn. Etwas Unheimlicheres als das ärgerliche Aufflammen von Rebellion in der Nacht, in der Kurt ins Gras gebissen hatte. Allerdings hatte es da eindeutig angefangen. Er wollte nicht darüber reden, aber es musste etwas Schlimmes vorgefallen sein. Das spürte sie bei jedem unbehaglichen Blickwechsel mit ihm. Sein hartes, wissendes Starren vermittelte ihr das Gefühl, dass er bis in die verborgensten Ecken und Winkel ihres Gehirns vorstieß und all die dunklen Geheimnisse erspähte, die sie dort versteckte.
    Ich kenne dich, besagte dieser Blick. Ich weiß jede kranke Einzelheit über dich.
    Du bist erbärmlich.
    Mitleiderregend.
    Und ich bin besser als du .
    Dieses gefühlte Urteil brachte sie vor Wut und Trotz zum Kochen, aber da sich in den vergangenen Tagen ständig so viele von Kurts Verwandten in der Nähe aufgehalten hatten, musste sie ihre Empfindungen gnadenlos unterdrücken. Und nun, nach dem Gottesdienst und dem anschließenden Totenmahl, wurde ihr von Kurts unerträglicher Hexe von einer Mutter auch noch unterschwellig vorgeworfen, dass sie selbst eine schlechte Mutter sei.
    »Du musst dich um den Jungen kümmern. Er ist am Boden zerstört.«
    Sie standen in Suzies Küche, beide noch in der schwarzen Trauerkleidung der Beerdigung. Ella McGregor balancierte eine Kaffeetasse zwischen den runzligen, leberfleckigen Fingern und nippte so irritierend geziert daran, dass Suzie sie ihr am liebsten aus den Händen geschlagen hätte. Den rechten kleinen Finger spreizte sie ab, wodurch sie wie eine feine Gesellschaftsdame wirkte, die ein Tässchen Tee genoss. Sie gab sich äußerst affektiert und sittsam, ein Eindruck, den das edle Trauerkleid unterstrich, wenngleich es in Suzies Augen für eine Frau ihres Alters zu kurz war und zu eng anlag. Allerdings musste sie einräumen, dass Ella für eine so alte Fotze eine gute Figur besaß. Das Kleid ließ sie irgendwie sexy erscheinen, jedenfalls nach den Maßstäben einer 61-jährigen Vettel. Aber für ein Begräbnis schien es ihr ganz und gar unangemessen zu sein. Suzie vermutete, dass die alte Krähe darauf spekuliert hatte, mit einem der anwesenden älteren

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