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Die Finsternis

Die Finsternis

Titel: Die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Falls
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nicht.« Revas’ Gesichtsausdruck sagte das Gegenteil. Sie sah über die Promenade und betrachtete die Gardisten – alle in meerblauen Overalls und mit schweren Waffengürteln ausgerüstet. Ihr Blick blieb an einer Frau hängen, die ein kindgroßes Bündel trug. »Hatorah!«, rief sie.
    »Selbst wenn sie eine Ahnung gehabt haben«, fuhr ich mit der Verteidigung meiner Eltern fort, »kann ich Ihnen garantieren, dass sie nicht auf die Idee gekommen sind, dass die Surfs uns deshalb hassen.«
    »Schon möglich.« Revas sah mich an. »Ihr Siedler bleibt doch immer unter euch.«
    Meine Eltern waren entführt worden und diese Kommandantin führte sich auf, als wären meine Eltern selbst schuld daran. »Wir bleiben nicht einfach unter uns. Wir verbringen den ganzen Tag auf unseren Farmen, weil der Staatenbund uns keine monatlichen Almosen zukommen lässt, so wie den Townships. Wir müssen uns alles hart erarbeiten.«
    »Soll ich das den Surfs ausrichten, die deine Eltern entführt haben?«, fragte sie mich mit ausdrucksloser Miene. »Oder wäre es dir lieber, wenn ich das Ganze auf eine Art zu lösen versuche, die nicht unbedingt zu gewalttätigen Handlungen anstiftet?«
    Ich hielt den Mund, denn in diesem Punkt hatte Revas nicht ganz Unrecht. Wenn die Surfs die Siedler hassten, waren meine Eltern in weitaus größerer Gefahr, als ich angenommen hatte – eine Vorstellung, die mich so kalt erwischte wie eine Strömung, die mich auf einen Abgrund zutrug.

8
    »Erstens, der Häuptling der Nomad ist nicht unter den Toten. Jemand soll herausfinden, ob er lebend gesehen wurde, seit die Nomad verschwunden ist – vielleicht auf Rip Tide oder auf dem Schwarzmarkt. Wenn Sie das geregelt haben, nehmen Sie seine Aussage auf.« Revas deutete in meine Richtung. »Alle wichtigen Details und Anhaltspunkte. Dann schicken Sie drei Skimmer raus, die nach der Drift suchen sollen. Besorgen Sie sich Bilder und die Abmessungen des Schiffes, damit sie nicht jedem Echoimpuls auf dem Radarschirm nachgehen müssen.«
    »Das ist alles?«, beschwerte ich mich. »Nur drei Skimmer?«
    Die Gardistin zog bei meinem respektlosen Ton die Augenbrauen hoch. Doch das war mir egal. »Mehr bringen Sie nicht auf, um nach meinen Eltern zu suchen?«
    »Selbst wenn ich mehr Fahrzeuge übrig hätte, was nicht der Fall ist«, Revas Stimme nahm einen warnenden Unterton an, »verlangt die Situation ein diplomatisches Vorgehen und keine Machtdemonstration. Die Surfs auf der Drift haben deine Eltern aus einem bestimmten Grund entführt.«
    »Sie hatten keinen Grund. Wir wollten ihnen etwas von unserer Ernte verkaufen.«
    »Geh nach Hause, Kind, sonst machst du alles nur noch schlimmer. Ich werde tun, was ich kann, um deine Eltern zu finden und ihre Freilassung zu erreichen. Obwohl ich aus einem ganz anderen Anlass hier bin.« Sie zeigte auf die Reihen der Toten. »Deshalb. In den letzten neun Monaten sind drei Townships verschwunden. Das sind mehr als eintausend Menschen, die auf zu vielen Prioritätenlisten ganz nach unten geschoben wurden. Aber nicht auf meiner.«
    Verschwundene Townships? Das hörte ich zum ersten Mal. Eigentlich erfuhr man innerhalb des Staatenbundes nie viel über die Surfs, es sei denn, ein Township hatte wieder einmal irgendeine arme Floaterfamilie angegriffen, ihre Vorräte geraubt und ihr Hausboot angezündet. »Was meinen Sie mit verschwunden?«
    »Tja, genau diese Frage stelle ich mir auch. Die Nomad ist das erste Township, das wieder aufgetaucht ist. Und wenn du sagst, du hättest sie verankert im Müllstrudel gefunden, vermute ich mal, dass die anderen nicht unbedingt in einem Sturm gesunken sind.«
    »Wer von Ihnen ist Kommandantin Revas?« Ein stämmiger Mann kletterte die Leiter am Anlegering hinauf. Angesichts der Hitze war er ziemlich übertrieben gekleidet, denn er trug ein Hemd mit hochgeschlossenem Kragen und einen violetten Gehrock. Beim Anblick der Leichen blieb er kurz stehen, dann klappte er die Gläser an seiner Sonnenbrille nach oben und beäugte das Kommandantenabzeichen an Revas’ Overall. »Das sind dann wohl Sie. Bürgermeister Fife schickt mich. Er will wissen, ob es wahr ist, dass jemand die Nomad gefunden hat.«
    »Wer sind Sie?«, fragte Kommandantin Revas.
    »Ratter«, sagte er schlicht und hängte noch ein »gnädige Frau« an, gepaart mit einem Lächeln, das seine grünen Zähne und ein Stück Kaugras zum Vorschein brachte, das er sich in die Wange gestopft hatte.
    »Also, Ratter, sagen Sie Ihrem Boss, dass es

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