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Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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einen Fall aufbauen, der der Firma den Garaus macht und dazu einer der größten Verbrecherfamilien im Lande. Sie müssen die Firma vor uns ausbreiten. Wessen Büro befindet sich wo? Die Namen aller Sekretärinnen, Schreiber und Anwaltsgehilfen. Wer bearbeitet welche Akten? Wer betreut welche Klienten? Die Kommandokette. Wer sitzt im fünften Stock? Was geht dort vor? Wo werden die Dokumente aufbewahrt? Gibt es ein Zentralarchiv? Wieviel davon ist auf Disketten gespeichert?
    Wieviel auf Mikrofilm? Und, was das Wichtigste ist, Sie müssen das Zeug herausbringen und uns übergeben. Sobald wir hinreichende Verdachtsgründe haben, können wir mit einer kleinen Armee hineingehen und uns alles holen. Aber das ist ein verdammt großer Schritt. Bevor wir mit Durchsuchungsbefehlen aufkreuzen können, müssen wir über eindeutiges und unanfechtbares Material verfügen.«
    »Ist das alles, was Sie wollen?«
    »Nein. Sie müssen vor Gericht gegen alle Ihre Kollegen aussagen. Das könnte sich über Jahre hinziehen.«
    Mitch holte tief Luft und schloß die Augen. Der Bus bremste hinter einer Karawane von Wohnwagen, die beide Fahrspuren beanspruchte. Es begann zu dämmern, und die in der Gegenrichtung fahrenden Wagen schalteten einer nach dem anderen die Scheinwerfer ein. Vor Gericht aussagen! Daran hatte er noch nicht gedacht. Und bei den Millionen, die sie für die besten Strafve r teidiger ausgeben konnten, würden sich die Prozesse ewig hinziehen.
    Tarrance begann tatsächlich in seinem Paperback, einem Louis L'Amour, zu lesen. Er schaltete die Leselampe über seinem Kopf ein, als wäre er ein richtiger Passagier auf einer richtigen Reise. Nach dreißig Meilen ohne Reden, ohne Verhandeln nahm Mitch seine Sonnenbrille ab und musterte Tarrance.
    »Und was wird aus mir?«
    »Sie werden eine Menge Geld haben, was immer das wert sein mag. Wenn Sie so etwas wie Ehrgefühl haben, können Sie sich im Spiegel betrachten. Sie können irgendwo im Lande leben, natürlich mit einer neuen Identität. Wir beschaffen Ihnen einen Job, eine neue Nase, tun überhaupt alles, was Sie wollen.«
    Mitch versuchte, den Blick auf die Straße zu richten, aber es war unmöglich. Er funkelte Ta r rance an. »Ehrgefühl? Kommen Sie nie wieder auf die Idee, dieses Wort zu erwähnen, Tarrance. Ich bin ein unschuldiges Opfer, und das wissen Sie.«
    Tarrance grunzte mit einem aufreizenden Lächeln. Während der nächsten paar Meilen herrschte wieder Schweigen.
    »Was ist mit meiner Frau?«
    »Die dürfen Sie behalten.«
    »Sehr witzig.«
    »Tut mir leid. Sie wird alles bekommen, was sie haben will.
    Wieviel weiß sie?«
    »Alles.« Er dachte an das Mädchen am Strand. »Nun ja, fast alles.«
    »Wir besorgen ihr einen einträglichen Job bei der Sozialversicherung an einem Ort Ihrer Wahl. So schlimm wird es gar nicht werden, Mitch.«
    »Es wird wundervoll werden. Bis zu einem gewissen Tag in der Zukunft, an dem einer Ihrer Leute den Mund aufmacht und sich der falschen Person gegenüber eine Bemerkung entschlüpfen läßt, und dann werden Sie über mich oder meine Frau in der Zeitung lesen. Der Mob vergißt nie, Tarrance. Diese Leute sind schlimmer als Elefanten. Und sie können Geheimnisse besser wahren als Ihre Seite. Ihr habt schon des öfteren Leute verloren, also versuchen Sie nicht, es zu bestreiten.«
    »Ich bestreite es nicht. Und ich gebe zu, daß sie überaus einfallsreich sein können, wenn sie beschlossen haben, jemanden umzubringen.«
    »Danke. Also wo verkrieche ich mich?«
    »Das liegt bei Ihnen. Im Augenblick haben wir rund zweitausend Zeugen, die überall im Lande leben, unter neuen Namen mit neuen Behausungen und neuen Jobs. Die Chancen stehen ganz entschieden zu Ihren Gunsten.«
    »Also setze ich auf die Chancen?«
    »Ja. Sie nehmen entweder das Geld und machen sich aus dem Staub, oder Sie spielen weiterhin den Staranwalt und hoffen, daß wir die Firma nie zu fassen kriegen.«
    »Das ist eine verflucht schwere Entscheidung, Tarrance.«
    »Das ist es. Und ich bin froh, daß nicht ich sie treffen muß.«
    Die Begleiterin des alten Schwarzen mit dem Krückstock schob sich schwächlich von ihrem Sitz und kam auf sie zugeschlurft. Bei jedem Schritt hielt sie sich an einem der Sitze am
    Gang fest. Als sie an ihnen vorbeikam, beugte sich Tarrance zu Mitch hinüber. Er wagte es nicht zu reden, solange sich diese Fremde in ihrer Nähe befand. Sie war mindestens neunzig, halb gelähmt, vermutlich Analphabetin und nicht im mindesten daran interessiert, ob

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