Die Firma
nichts Konkretes, DeVasher«, sagte Ollie.
Das Gehirn hämmerte und drückte heftig gegen die Schädeldecke. Es schmerzte zu sehr, als daß er hätte wütend werden können. »Nein, Ollie, nichts wie im Falle von Hodge und Kozinski, wenn es das ist, was Sie meinen. Die beiden hatten wir auf Band und wußten, daß sie reden wollten. Bei McDeere liegen die Dinge ein bißchen anders.«
»Außerdem ist er ein Anfänger«, sagte Nat. »Ein Anwalt, der erst acht Monate hier ist und nichts weiß. Er hat tausend Stunden an Arbeitsakten gewerkelt, und die Klienten, mit denen er zu tun hatte, waren legitim. Avery war überaus vorsichtig, was die Akten betraf, die McDeere in die Hand bekam. Wir haben darüber gesprochen.«
»Er hat nichts zu sagen, weil er nichts weiß«, sagte Ollie.
»Marty und Joe haben eine Menge gewußt, aber sie waren auch schon jahrelang hier. McDeere ist ein Neuling.«
DeVasher rieb sich die Schläfen. »Ihr habt also einen ausgesprochenen Dämlack eingestellt. Nehmen wir einmal an, daß das FBI vermutete, wer unser wichtigster Klient ist. Okay. Und nehmen wir weiterhin an, daß Hodge und Kozinski ihnen genügend Informationen geliefert haben, daß sie jetzt wissen, wer dieser spezielle Klient ist. Verstehen Sie, worauf ich hinaus will? Und nehmen wir weiter an, daß die Feds McDeere alles gesagt haben, was sie wissen, mit ein paar Ausschmückungen.
Plötzlich ist euer ahnungsloser Anfänger ein sehr kluger Mann.
Und ein sehr gefährlicher obendrein.«
»Wie wollen Sie das beweisen?«
»Zuerst einmal verstärken wir die Überwachung. Lassen auch seine Frau Tag und Nacht nicht aus den Augen. Ich habe Lazarov angerufen und mehr Leute angefordert. Ihm gesagt, daß wir ein paar neue Gesichter brauchen. Morgen fliege ich nach Chicago, um Lazarov zu informieren und vielleicht auch Mr. Morolto. Lazarov glaubt, daß Morolto einen Draht zu einem Maulwurf innerhalb des Bureaus hat, einem Typ, der Voyles nahesteht und Informationen verkauft. Aber das dürfte eine ganze Stange Geld kosten. Sie wollen wissen, woran sie sind, und dann entsprechend handeln.«
»Und Sie erzählen ihnen, daß McDeere redet?« fragte Locke.
»Ich erzähle ihnen, was ich weiß und was ich vermute. Ich fürchte, wenn wir uns einfach z u rücklehnen und auf konkrete Beweise warten, könnte es zu spät sein. Ich bin sicher, daß Lazarov über Pläne zu seiner Beseitigung sprechen möchte.«
»Vorläufige Pläne?« fragte Lambert mit einer Spur von Hoffnung.
»Über das Stadium des Vorläufigen sind wir hinaus, Ollie.«
Die Hourglass Tavern in New York City liegt an der Vierundsechzigsten Straße, nahe ihrer Kreuzung mit der Ninth Avenue. Obwohl nur ein kleines, dunkles Loch in der Mauer mit zweiundzwanzig Sitzplätzen, wurde das Lokal berühmt wegen seiner teuren Speisekarte und der zeitlichen Beschränkung der Mahlzeiten auf neunundfünfzig Minuten. An den Wänden oberhalb der Tische rinnt weißer Sand durch Stundengläser und mißt lautlos die Sekunden und Minuten, bis der Zei t nehmer des Lokals - die Kellnerin - die Rechnung präsentiert und zum Gehen auffordert. Da es gern von den Leuten vom Broadway aufgesucht wird, ist es ständig bis auf den letzten Platz besetzt, und treue Kunden warten auf dem Gehsteig.
Lou Lazarov mochte das Hourglass, weil es dunkel war und ungestörte Gespräche ermöglichte. Kurze Gespräche, unter neunundfünfzig Minuten. Er mochte es, weil es nicht in Klein-Italien lag; er war kein Italiener, und obwohl er für Sizilianer arbeitete, brauchte er ihre Gerichte nicht zu essen. Er mochte es, weil er im Theaterdistrikt geboren war und dort die ersten vierzig Jahre seines Lebens verbracht hatte. Dann wurde das Firmenhauptquartier nach Chicago verlegt, und er wurde versetzt. Aber die Geschäfte machten mindestens zweimal wöchentlich seine Anwesenheit in New York erforderlich, und wenn zu diesen Geschäften das Zusammentreffen mit einem ranggleichen Angehörigen einer anderen Familie gehörte, schlug Lazarov immer das Hourglass vor. Tubertini ha t te den gleichen Rang und stand sogar noch etwas höher.
Widerstrebend erklärte er sich mit dem
Hourglass
einverstanden.
Lazarov traf als erster ein und wartete nicht auf einen Tisch.
Er wußte aus Erfahrung, daß sich das Lokal gegen vier Uhr nachmittags leerte, besonders donnerstags. Er bestellte ein Glas Rotwein. Die Kellnerin drehte das Stundenglas über seinem Kopf um, und die Zeit lief. Er saß an einem Tisch im vorderen Teil, mit dem Gesicht zum
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