Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Firma

Die Firma

Titel: Die Firma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
Vom Netzwerk:
könnte zwei bis drei Wochen dauern. Ein Treffen mit Alfred erfordert umständliche Vorbereitungen.«
    »Ja. Aber bitte beeilen Sie sich.«

 

     

    27
     
    Daß Ehefrauen in der stillen kleinen Festung an der Front Street erschienen, war höchst u n gewöhnlich. Sie waren natürlich willkommen, wurde ihnen gesagt, aber eingeladen wurden sie selten. Deshalb trat Abby McDeere uneingeladen und unangemeldet durch die Vordertür in die Halle und erklärte, sie müßte unbedingt ihren Mann sprechen. Die Empfangsdame rief Nina im zweiten Stock an, und Sekunden später kam sie herbeigeeilt und begrüßte herzlich die Frau ihres Chefs. Mitch wäre in einer Besprechung, erklärte sie. Er ist immer in so einer verdammten Besprechung, erwiderte A b by. Holen Sie ihn heraus! Sie eilten in sein Büro, wo Abby die Tür hinter sich schloß und wartete.
    Mitch war wieder einmal Zeuge von Averys chaotischen Reisevorbereitungen. Sekretärinnen prallten zusammen und packten Aktenkoffer, während Avery ins Telefon schrie. Mitch saß mit einem Notizblock auf der Couch und schaute zu. Sein Partner hatte vor, zwei Tage auf Grand Cayman zu verbringen.
    Der 15. April und damit der Termin zur Abgabe der Steuererklärungen lauerte auf dem Kalender wie eine Verabredung mit einem Erschießungspeloton, und bei den Banken dort unten gab es gewisse Unterlagen, die kritisch werden konnten. Es war nichts als Arbeit, behauptete Avery. Er hatte seit fünf Tagen von der Reise geredet, sich vor ihr gefürchtet, sie verflucht, sie aber für völlig unvermeidbar gehalten. Er würde mit dem Lear fliegen, und der wartete jetzt, sagte seine Sekretärin.
    Und wahrscheinlich wartet er mit einer Ladung Bargeld, dachte Mitch.
    Avery knallte den Hörer auf die Gabel und griff nach seinem Mantel. Nina kam herein und wendete sich an Mitch. »Mr.
    McDeere, Ihre Frau ist hier. Sie sagt, es wäre etwas passiert.«
    Das Chaos verstummte. Er sah Avery fassungslos an. Die Sekretärinnen erstarrten. »Wo ist sie?« fragte er, bereits stehend.
    »In Ihrem Büro.«
    »Mitch, ich muß los«, sagte Avery. »Ich rufe Sie morgen an.
    Ich hoffe, es ist nichts Ernstes.«
    »Ich auch.« Er folgte Nina wortlos den Flur entlang in sein Büro. Abby saß an seinem Schreibtisch. Er machte die Tür hinter sich zu und musterte sie.
    »Mitch, ich muß heim.«
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Mein Vater hat gerade in der Schule angerufen. Sie haben in Mutters Lunge einen Tumor entdeckt. Sie wird morgen operiert.«
    Er holte tief Luft. »Das tut mir sehr leid.« Er berührte sie nicht. Sie weinte nicht.
    »Ich muß fahren. Ich habe mich in der Schule beurlauben lassen.«
    »Für wie lange?« Es war eine nervöse Frage.
    Sie schaute an ihm vorbei auf die Ego-Wand. »Ich weiß es nicht, Mitch. Wir müssen uns für eine Weile trennen. Im Augenblick habe ich eine Menge Dinge satt, und ich brauche Zeit. Ich glaube, das wird uns beiden gut tun.«
    »Laß uns darüber reden.«
    »Zum Reden bist du viel zu beschäftigt. Ich versuche seit sechs Monaten, mit dir zu reden, aber du hörst mich nicht«
    »Wie lange willst du fortbleiben, Abby?«
    »Ich weiß es nicht. Kommt auf Mutter an. Nein, es kommt auf eine Menge Dinge an.«
    »Du machst mir Angst, Abby.«
    »Ich komme wieder, das verspreche ich. Ich weiß nur noch nicht, wann. Vielleicht in einer Woche. Vielleicht in einem Monat. Ich muß mir über einiges klarwerden.«
    »Einem Monat?«
    »Ich weiß es nicht, Mitch. Ich brauche einfach ein bißchen Zeit. Und ich muß bei Mutter sein.«
    »Ich hoffe, sie ist okay. Wirklich.«
    »Ich weiß. Ich muß jetzt nach Hause und ein paar Sachen einpacken, und in ungefähr einer Stunde fahre ich los.«
    »Gut. Und paß auf dich auf.«
    »Ich liebe dich, Mitch.«
    Er nickte und sah zu, wie sie die Tür öffnete. Es gab keine Umarmung.
    Im fünften Stock spulte ein Techniker das Band zurück und drückte den Knopf, der ihn d i rekt mit DeVashers Büro verband.
    Er erschien sofort und stülpte sich den Kopfhörer auf den übergroßen Schädel. Er lauschte einen Moment.
    »Zurückspulen«, verlangte er. Dann schwieg er einen weiteren Moment.
    »Wann war das?« fragte er.
    Der Techniker schaute auf eine Tafel mit Digitalanzeiger.
    »Vor zwei Minuten und vierzehn Sekunden. In seinem Büro im zweiten Stock.«
    »Verdammt. Verdammt. Sie verläßt ihn, stimmt's? War bisher schon einmal von Trennung oder Scheidung die Rede?«
    »Nein, sonst wüßten Sie es. Sie haben über seine langen Arbeitsstunden gestritten, und

Weitere Kostenlose Bücher