Die Firma
ungefähr zwanzig Partner wendeten sich dem Cheftisch zu. Sie hatten ihre Servietten hingelegt und betrachteten den Gast. Auf dem Schreibtisch eines jeden lag eine Kopie des Dossiers. Zwei Monate zuvor hatten sie einstimmig beschlossen, ihn in diesem Jahr zu ihrer ersten Wahl zu machen. Sie wußten, daß er jeden Tag vier Meilen lief, nicht rauchte, allergisch war gegen Sulfite, keine Mandeln mehr hatte, einen blauen Mazda fuhr, eine verrückte Mutter hatte und in einer Spielzeit dreimal den Ball aufgefangen hatte. Sie wußten, daß er, wenn er krank war, nichts Stärkeres nahm als Aspirin, und daß er hungrig genug war, um, wenn sie es verlangten, hundert Stunden in der Woche zu arbeiten. Sie mochten ihn. Er sah gut aus, sportlich, das Idealbild eines Mannes mit einem brillanten Verstand und einem schlanken Körper.
»Wie Sie wissen, haben wir heute einen speziellen Gast.
Mitch McDeere. Er wird demnächst sein Studium in Harvard mit Auszeichnung abschließen...«
»Beachtlich!« sagten ein paar ehemalige Harvard-Studenten.
»Ja, vielen Dank. Er und seine Frau Abby verbringen dieses Wochenende als unsere Gäste im Peabody. Mitch rangiert unter den ersten fünf von dreihundert und wird von etlichen Firmen umworben. Wir möchten ihn bei uns haben, und ich weiß, daß Sie sich noch mit ihm unterhalten werden, bevor er wieder abreist. Heute abend ißt er mit Lamar und Kay Quin, und morgen abend findet dann das Essen in meinem Haus statt. Ich rechne mit Ihrer aller Anwesenheit« Mitch lächelte die Partner verlegen an, während Mr. Lambert sich eingehend über die Großartigkeit der Firma ausließ. Als er geendet hatte, setzten sie die Mahlzeit fort, nachdem Roosevelt Brotpudding und Kaffee serviert hatte.
Kays Lieblingsrestaurant lag in East Memphis und war ein schicker Treffpunkt für wohlhabende junge Leute. Von allen möglichen Stellen hingen tausend Farne herab, und die Jukebox spielte nichts als Songs aus den frühen Sechzigern.
Die Daiquiris wurden in hohen Souvenirgläsern serviert.
»Einer reicht«, warnte Kay.
»Ich trinke nie viel.«
Sie bestellten die Quiche des Tages und nippten an ihren Daiquiris.
»Trinkt Mitch?«
»Sehr wenig. Er ist Sportler und sehr auf seinen Körper bedacht. Gelegentlich ein Bier oder ein Glas Wein, nichts Stärkeres. Wie steht es mit Lamar?«
»Ungefähr ebenso. Während seines Studiums hat er das Bier entdeckt, aber er hat Probleme mit seinem Gewicht. Die Firma mißbilligt das Trinken.«
»Sehr lobenswert, aber was geht sie das an?«
»Weil Alkohol und Anwälte zusammengehören wie Blut und Vampire. Die meisten Anwälte saufen wie ein Loch, die ganze Branche leidet unter Alkoholismus. Ich glaube, es fangt an der Universität an. An der Vanderbilt hatte ständig jemand ein Faß Bier angezapft. Und in Harvard ist es vermutlich nicht anders. In dem Job gibt es eine Menge Druck, und das bedeutet in der Regel eine Menge Alkohol. Verstehen Sie mich richtig, die Leute hier sind keine sturen Abstinenzler, aber sie halten es unter Kontrolle. Ein gesunder Anwalt ist ein produktiver Anwalt Also wieder der Profit.«
»Das klingt vernünftig. Mitch sagt, es gibt keine Fluktuation.«
»Es ist so etwas wie eine Lebensstellung. Ich kann mich nicht erinnern, daß in den sieben Jahren, die wir jetzt hier sind, jemand ausgeschieden wäre. Die Gehälter sind grandios, und sie überlegen sich genau, wen sie einstellen. Sie nehmen niemanden mit Geld in der Familie.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Sie stellen keinen Anwalt ein, der über andere Einkommensquellen verfugt. Sie wollen sie jung und hungrig.
Es ist eine Sache der Loyalität. Wenn alles Geld aus einer einzigen Quelle kommt, dann ist man geneigt, sich dieser Quelle gegenüber sehr loyal zu verhalten. Die Firma verlangt absolute Loyalität. Lamar sagt, daß über Ausscheiden nie geredet wird. Sie sind alle glücklich und entweder reich oder auf dem besten Wege dazu. Und wenn jemand gehen wollte, würde er bei einer anderen Firma niemals so viel verdienen. Sie werden Mitch alles anbieten, was erforderlich ist, um Sie hierher zu bringen. Sie sind sehr stolz darauf, daß sie mehr zahlen als alle anderen.«
»Weshalb keine weiblichen Anwälte?«
»Sie haben es einmal versucht. Sie war ein regelrechtes Biest und hat ständig Wirbel gemacht. Die meisten weiblichen Anwälte bilden sich ein, sie müßten ständig kämpfen. Es ist schwer, mit i h nen zusammenzuarbeiten. Lamar sagt, sie scheuen davor zurück, eine Frau einzustellen,
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